Zu Aachen in seiner Kaiserprachtpgo_174.002 Jm alterthümlichen Saalepgo_174.003 Saß König Rudolph's heilige Machtpgo_174.004 Beim festlichen Krönungsmahle.
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Schiller.
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Jn des Waldes Geheimniß entflieht mir auf einmal die Landschaft.
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Schiller.
pgo_174.008 Das Setzen des Abstraktums für das Konkretum geht leicht in die pgo_174.009 Personifikation über:
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Dürrer Mordpgo_174.011 Schreitet gespenstisch!
pgo_174.012
Shakespeare, Macbeth.
pgo_174.013 Die Vertauschung des Singular und Plural, die ebenfalls als eine pgo_174.014 Synekdoche bezeichnet wird, bildet ungezwungen den Uebergang zu den pgo_174.015 Figuren. Sie gehört eigentlich zu den poetischen Licenzen, welche pgo_174.016 die Sprache mit neuen Wendungen bereichern, die aus einer in der Prosa pgo_174.017 nicht verstatteten Vertauschung grammatischer Formen hervorgehen. pgo_174.018 Jhre Anwendung ist sehr häufig in der neuen Lyrik:
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Wie heiß auch meine Sonnen lohten,pgo_174.020 Sie weckten späte Rosen nur.
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(Meißner.)
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Weihrauch wagt nur leise Hauche.
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(Sallet.)
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Die eh'rnen Hengste, die durch salz'ge Schäumepgo_174.025 Dahergeschleppt auf jener Kirche ragen.
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(Platen.)
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Jm Osten starb der große Chanpgo_174.028 Auf Jndien's Zimmetinseln,pgo_174.029 Starb Negerfürst und Muselmann.
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(Lingg.)
pgo_174.031 B. Figuren.
pgo_174.032 Die Figuren sind bestimmte Schemata der Rede, in denen sich ein pgo_174.033 Gefühl, eine Stimmung, ein Gedanke krystallisirt. Sie erhöhen nicht, pgo_174.034 wie die Bilder, die Anschaulichkeit; es sind nur Wort- und Gedankenstellungen, pgo_174.035 welche den Ausdruck lebhafter und schärfer machen. Die
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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/196>, abgerufen am 16.02.2025.
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