pgo_145.001 zu abstract verklingen, sondern sinnliche Anschaulichkeit und Lebendigkeit pgo_145.002 haben; Zeitwörter, die für die Sinne malen, z. B. irgend einen Klang pgo_145.003 für das Ohr darstellen, indem der deutsche Sprachschatz an ihnen außerordentlich pgo_145.004 reich ist. Eine Häufung von Verben kann einen onomatopöischen pgo_145.005 Anstrich hervorbringen, wie in dem bekannten Gedicht von pgo_145.006 August Kopisch: "Die Heinzelmännchen" oder in jener Stelle der pgo_145.007 "Walpurgisnacht":
pgo_145.008
Das drängt und stößt, das rauscht und klappert,pgo_145.009 Das zischt und quirlt, das zieht und plappert,pgo_145.010 Das leuchtet, sprüht und stinkt und brennt,pgo_145.011 Ein wahres Hexenelement!
pgo_145.012 Die größere Anschaulichkeit wird erreicht, wenn das Verbum dem pgo_145.013 Subject, das Gedanken oder Empfindungen ausdrückt, einen sinnlichen pgo_145.014 Zustand oder eine sinnliche Thätigkeit zuschreibt:
pgo_145.015
Wie wühletpgo_145.016 Der Schmerz mir im Gebein.
(Goethe.)
pgo_145.017
Das Herz zerbricht in mir.
(Goethe.)
pgo_145.018 oder umgekehrt, wenn einem sinnlichen Subject ein geistiger Zustand oder pgo_145.019 eine geistige Thätigkeit zugeschrieben wird:
pgo_145.020
Jm Winde bebt das Rohr.
(Lenau.)
pgo_145.021
Wo verdorrte Disteln nicken.
(Sallet.)
pgo_145.022
Das Grün des Frühling's mühtepgo_145.023 Sich mit vergeb'nen Mühn.
(Rückert.)
pgo_145.024 Das Verbum gewinnt Kraft und Frische und Neuheit, wenn es die pgo_145.025 Bestimmung, statt sie als ein todtes Vorwort vor das regierte Substantivum pgo_145.026 zu setzen, in sich hineinnimmt. Statt zu sagen: "des Sturmes pgo_145.027 Gesang tönt durch die glühende Wüste" ist es kräftiger, mit Lenau zu pgo_145.028 sagen:
pgo_145.029
Des Sturmes Gesang durchtönt die glühende Wüste*).
*)pgo_145.030 Sallet im "Prometheus" sagt: die Flamme mußte sie durchrasen, Gottes pgo_145.031 Odem sollte sie durchleuchten. Ebenso Neubildungen mit ver, ent, zer: ich pgo_145.032 habe mein Leben verträumt und vertrauert (Chamisso), das Schattenbild pgo_145.033 zerflittert (Dingelstedt), mit um: umzischt von der Meerfluth (Freiligrath); pgo_145.034 umflort von eitlem Glaß (Lenau); umwölbt vom Portal (Geibel);
pgo_145.001 zu abstract verklingen, sondern sinnliche Anschaulichkeit und Lebendigkeit pgo_145.002 haben; Zeitwörter, die für die Sinne malen, z. B. irgend einen Klang pgo_145.003 für das Ohr darstellen, indem der deutsche Sprachschatz an ihnen außerordentlich pgo_145.004 reich ist. Eine Häufung von Verben kann einen onomatopöischen pgo_145.005 Anstrich hervorbringen, wie in dem bekannten Gedicht von pgo_145.006 August Kopisch: „Die Heinzelmännchen“ oder in jener Stelle der pgo_145.007 „Walpurgisnacht“:
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Des Sturmes Gesang durchtönt die glühende Wüste*).
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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/167>, abgerufen am 16.07.2024.
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