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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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Das Oldenburgsche Wunderhorn.

Im eilften Jahrhunderte lebte Otto, Graf von Oldenburg, ein großer Freund der Jagd.

Einst verirrte er sich bei einer Rehhetze von seinem Gefolge bis in den Osenberg, eine öde Sandgegend, eine Meile von Oldenburg. Es war um Mittag, die Sonne brannte gewaltig, und Otto war ganz verschmachtet. Der Wunsch zu trinken ward heftig in ihm rege, und unwillkürlich rief er so für sich aus:

"O hätt' ich einen kühlen Wassertrunk!"

Und siehe, da that sich vor ihm der Berg auf, und hervor trat eine schöne Jungfrau in herrlichem Gewande. Den blendend weißen Nacken wallte ihr Haar hinab, und ein

Das Oldenburgsche Wunderhorn.

Im eilften Jahrhunderte lebte Otto, Graf von Oldenburg, ein großer Freund der Jagd.

Einst verirrte er sich bei einer Rehhetze von seinem Gefolge bis in den Osenberg, eine öde Sandgegend, eine Meile von Oldenburg. Es war um Mittag, die Sonne brannte gewaltig, und Otto war ganz verschmachtet. Der Wunsch zu trinken ward heftig in ihm rege, und unwillkürlich rief er so für sich aus:

„O hätt’ ich einen kühlen Wassertrunk!“

Und siehe, da that sich vor ihm der Berg auf, und hervor trat eine schöne Jungfrau in herrlichem Gewande. Den blendend weißen Nacken wallte ihr Haar hinab, und ein

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[32/0071] Das Oldenburgsche Wunderhorn. Im eilften Jahrhunderte lebte Otto, Graf von Oldenburg, ein großer Freund der Jagd. Einst verirrte er sich bei einer Rehhetze von seinem Gefolge bis in den Osenberg, eine öde Sandgegend, eine Meile von Oldenburg. Es war um Mittag, die Sonne brannte gewaltig, und Otto war ganz verschmachtet. Der Wunsch zu trinken ward heftig in ihm rege, und unwillkürlich rief er so für sich aus: „O hätt’ ich einen kühlen Wassertrunk!“ Und siehe, da that sich vor ihm der Berg auf, und hervor trat eine schöne Jungfrau in herrlichem Gewande. Den blendend weißen Nacken wallte ihr Haar hinab, und ein

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/71>, abgerufen am 24.11.2024.