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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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Einst tanzten hier, am zweiten Vorabend der Hochzeit einer reich ausgestatteten Braut, viele geladene Jungfrauen, bis spät in die Nacht, welche der Vollmond erhellte. Gegen Mitternacht brach die jubelnde Schaar auf, um tanzend und singend heim zu kehren. Doch nicht alle der Geladenen kehrten zurück. Zwei der blühendsten Dirnen wurden in den elterlichen Häusern vermißt, und fanden sich, alles heimlichen Forschens und Suchens ungeachtet, nicht wieder. Nach einigen Stunden vergeblichen Harrens verbreitete sich Bestürzung über viele benachbarte Häuser, und die Sorge hielt manches weinende Auge wach. Auch die Rache entbrannte; denn Viele ahndeten schon, durch ähnliche Unbildung dazu berechtigt, eine, unter Begünstigung der Nacht und des Freudetaumels, verübte Entführung.

Und ihre Ahndung betrog sie nicht. - Einige Knappen des Burgherrn auf Arnstein

Einst tanzten hier, am zweiten Vorabend der Hochzeit einer reich ausgestatteten Braut, viele geladene Jungfrauen, bis spät in die Nacht, welche der Vollmond erhellte. Gegen Mitternacht brach die jubelnde Schaar auf, um tanzend und singend heim zu kehren. Doch nicht alle der Geladenen kehrten zurück. Zwei der blühendsten Dirnen wurden in den elterlichen Häusern vermißt, und fanden sich, alles heimlichen Forschens und Suchens ungeachtet, nicht wieder. Nach einigen Stunden vergeblichen Harrens verbreitete sich Bestürzung über viele benachbarte Häuser, und die Sorge hielt manches weinende Auge wach. Auch die Rache entbrannte; denn Viele ahndeten schon, durch ähnliche Unbildung dazu berechtigt, eine, unter Begünstigung der Nacht und des Freudetaumels, verübte Entführung.

Und ihre Ahndung betrog sie nicht. – Einige Knappen des Burgherrn auf Arnstein

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[24/0063] Einst tanzten hier, am zweiten Vorabend der Hochzeit einer reich ausgestatteten Braut, viele geladene Jungfrauen, bis spät in die Nacht, welche der Vollmond erhellte. Gegen Mitternacht brach die jubelnde Schaar auf, um tanzend und singend heim zu kehren. Doch nicht alle der Geladenen kehrten zurück. Zwei der blühendsten Dirnen wurden in den elterlichen Häusern vermißt, und fanden sich, alles heimlichen Forschens und Suchens ungeachtet, nicht wieder. Nach einigen Stunden vergeblichen Harrens verbreitete sich Bestürzung über viele benachbarte Häuser, und die Sorge hielt manches weinende Auge wach. Auch die Rache entbrannte; denn Viele ahndeten schon, durch ähnliche Unbildung dazu berechtigt, eine, unter Begünstigung der Nacht und des Freudetaumels, verübte Entführung. Und ihre Ahndung betrog sie nicht. – Einige Knappen des Burgherrn auf Arnstein

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/63>, abgerufen am 23.11.2024.