Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

nothwendige Verknüpfung, Wahrheit, Reichthum, äußere Anmuth und Gefälligkeit, vor allen Dingen aber hinlängliche Klarheit ertheilt und der Reiz und Zauber der Sprache selbst darüber verbreitet worden ist, erst dann verdient ein poetisches Werk seinen Namen und tritt in seine schöne Wirksamkeit vollständig ein.

Daß nun auch den Volkssagen zu diesem Einflusse verholfen werde, ist das Geschäft der Dichter, denen daher diese schönen und anziehenden Stoffe nicht angelegentlich genug zur Behandlung empfohlen werden können. Möchten sie doch immer mehr auf jene, aus dem alltäglichen Leben und den bürgerlichen und geselligen Verhältnissen der sogenannten gebildeten Stände hergenommenen, Gegenstände Verzicht leisten, durch welche nicht bloß die Poesie selbst herabgezogen und entwürdigt, sondern auch das oben gerügte Mißverhältniß in der Bildung der Nation immer mehr befördert und die Dauer der poetischen Werke selbst begreiflicher Weise äußerst beschränkt wird. Möchten sie dagegen, wie ihnen auch schon von großen Meistern das Beispiel gegeben ist, sich der Volkssagen zu ihren Erzählungen und Romanen, hauptsächlich aber

nothwendige Verknüpfung, Wahrheit, Reichthum, äußere Anmuth und Gefälligkeit, vor allen Dingen aber hinlängliche Klarheit ertheilt und der Reiz und Zauber der Sprache selbst darüber verbreitet worden ist, erst dann verdient ein poetisches Werk seinen Namen und tritt in seine schöne Wirksamkeit vollständig ein.

Daß nun auch den Volkssagen zu diesem Einflusse verholfen werde, ist das Geschäft der Dichter, denen daher diese schönen und anziehenden Stoffe nicht angelegentlich genug zur Behandlung empfohlen werden können. Möchten sie doch immer mehr auf jene, aus dem alltäglichen Leben und den bürgerlichen und geselligen Verhältnissen der sogenannten gebildeten Stände hergenommenen, Gegenstände Verzicht leisten, durch welche nicht bloß die Poesie selbst herabgezogen und entwürdigt, sondern auch das oben gerügte Mißverhältniß in der Bildung der Nation immer mehr befördert und die Dauer der poetischen Werke selbst begreiflicher Weise äußerst beschränkt wird. Möchten sie dagegen, wie ihnen auch schon von großen Meistern das Beispiel gegeben ist, sich der Volkssagen zu ihren Erzählungen und Romanen, hauptsächlich aber

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="XXXIII"/>
nothwendige Verknüpfung, Wahrheit, Reichthum, äußere Anmuth und Gefälligkeit, vor allen Dingen aber hinlängliche Klarheit ertheilt und der Reiz und Zauber der Sprache selbst darüber verbreitet worden ist, erst dann verdient ein poetisches Werk seinen Namen und tritt in seine schöne Wirksamkeit vollständig ein.</p>
          <p>Daß nun auch den Volkssagen zu diesem Einflusse verholfen werde, ist das Geschäft der Dichter, denen daher diese schönen und anziehenden Stoffe nicht angelegentlich genug zur Behandlung empfohlen werden können. Möchten sie doch immer mehr auf jene, aus dem alltäglichen Leben und den bürgerlichen und geselligen Verhältnissen der sogenannten gebildeten Stände hergenommenen, Gegenstände Verzicht leisten, durch welche nicht bloß die Poesie selbst herabgezogen und entwürdigt, sondern auch das oben gerügte Mißverhältniß in der Bildung der Nation immer mehr befördert und die Dauer der poetischen Werke selbst begreiflicher Weise äußerst beschränkt wird. Möchten sie dagegen, wie ihnen auch schon von großen Meistern das Beispiel gegeben ist, sich der Volkssagen zu ihren Erzählungen und Romanen, hauptsächlich aber
</p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXXIII/0036] nothwendige Verknüpfung, Wahrheit, Reichthum, äußere Anmuth und Gefälligkeit, vor allen Dingen aber hinlängliche Klarheit ertheilt und der Reiz und Zauber der Sprache selbst darüber verbreitet worden ist, erst dann verdient ein poetisches Werk seinen Namen und tritt in seine schöne Wirksamkeit vollständig ein. Daß nun auch den Volkssagen zu diesem Einflusse verholfen werde, ist das Geschäft der Dichter, denen daher diese schönen und anziehenden Stoffe nicht angelegentlich genug zur Behandlung empfohlen werden können. Möchten sie doch immer mehr auf jene, aus dem alltäglichen Leben und den bürgerlichen und geselligen Verhältnissen der sogenannten gebildeten Stände hergenommenen, Gegenstände Verzicht leisten, durch welche nicht bloß die Poesie selbst herabgezogen und entwürdigt, sondern auch das oben gerügte Mißverhältniß in der Bildung der Nation immer mehr befördert und die Dauer der poetischen Werke selbst begreiflicher Weise äußerst beschränkt wird. Möchten sie dagegen, wie ihnen auch schon von großen Meistern das Beispiel gegeben ist, sich der Volkssagen zu ihren Erzählungen und Romanen, hauptsächlich aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/36
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. XXXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/36>, abgerufen am 23.11.2024.