Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Garne gar erstaunt; denn er wußte nicht wie das geschehen war.

"So fängt man die Vögel, die aus dem Walde kommen - sprach der Vogelsteller, laut lachend - deine rothen Federn sind mir eben recht. Du bist wohl ein verschlagener Fuchs, bleibe bei mir, ich lehre dich auch die Vögel fangen!"

Goldner war gleich dabei. Ihm däuchte unter den Vögeln ein gar lustig Leben, zumal er ganz die Hoffnung aufgegeben hatte, die Hütte seines Vaters wieder zu finden.

"Laß erproben, was du gelernt hast," sprach der Vogelsteller nach einigen Tagen zu ihm. Goldner zog die Garne, und bei dem ersten Zuge fing er einen schneeweißen Finken.

"Packe dich mit diesem weißen Finken!" schrie der Vogelsteller; "du hast es mit dem Bösen zu thun!" und so stieß er ihn gar unsanft von der Wiese, indem er den weißen Finken, den ihm Goldner gereicht hatte, unter

Garne gar erstaunt; denn er wußte nicht wie das geschehen war.

„So fängt man die Vögel, die aus dem Walde kommen – sprach der Vogelsteller, laut lachend – deine rothen Federn sind mir eben recht. Du bist wohl ein verschlagener Fuchs, bleibe bei mir, ich lehre dich auch die Vögel fangen!“

Goldner war gleich dabei. Ihm däuchte unter den Vögeln ein gar lustig Leben, zumal er ganz die Hoffnung aufgegeben hatte, die Hütte seines Vaters wieder zu finden.

„Laß erproben, was du gelernt hast,“ sprach der Vogelsteller nach einigen Tagen zu ihm. Goldner zog die Garne, und bei dem ersten Zuge fing er einen schneeweißen Finken.

„Packe dich mit diesem weißen Finken!“ schrie der Vogelsteller; „du hast es mit dem Bösen zu thun!“ und so stieß er ihn gar unsanft von der Wiese, indem er den weißen Finken, den ihm Goldner gereicht hatte, unter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0329" n="290"/>
Garne gar erstaunt; denn er wußte nicht wie das geschehen war.</p>
        <p>&#x201E;So fängt man die Vögel, die aus dem Walde kommen &#x2013; sprach der Vogelsteller, laut lachend &#x2013; deine rothen Federn sind mir eben recht. Du bist wohl ein verschlagener Fuchs, bleibe bei mir, ich lehre dich auch die Vögel fangen!&#x201C;</p>
        <p>Goldner war gleich dabei. Ihm däuchte unter den Vögeln ein gar lustig Leben, zumal er ganz die Hoffnung aufgegeben hatte, die Hütte seines Vaters wieder zu finden.</p>
        <p>&#x201E;Laß erproben, was du gelernt hast,&#x201C; sprach der Vogelsteller nach einigen Tagen zu ihm. Goldner zog die Garne, und bei dem ersten Zuge fing er einen schneeweißen Finken.</p>
        <p>&#x201E;Packe dich mit diesem weißen Finken!&#x201C; schrie der Vogelsteller; &#x201E;du hast es mit dem Bösen zu thun!&#x201C; und so stieß er ihn gar unsanft von der Wiese, indem er den weißen Finken, den ihm Goldner gereicht hatte, unter
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0329] Garne gar erstaunt; denn er wußte nicht wie das geschehen war. „So fängt man die Vögel, die aus dem Walde kommen – sprach der Vogelsteller, laut lachend – deine rothen Federn sind mir eben recht. Du bist wohl ein verschlagener Fuchs, bleibe bei mir, ich lehre dich auch die Vögel fangen!“ Goldner war gleich dabei. Ihm däuchte unter den Vögeln ein gar lustig Leben, zumal er ganz die Hoffnung aufgegeben hatte, die Hütte seines Vaters wieder zu finden. „Laß erproben, was du gelernt hast,“ sprach der Vogelsteller nach einigen Tagen zu ihm. Goldner zog die Garne, und bei dem ersten Zuge fing er einen schneeweißen Finken. „Packe dich mit diesem weißen Finken!“ schrie der Vogelsteller; „du hast es mit dem Bösen zu thun!“ und so stieß er ihn gar unsanft von der Wiese, indem er den weißen Finken, den ihm Goldner gereicht hatte, unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/329
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/329>, abgerufen am 22.11.2024.