Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

hin auf die unergründlichen Wege der Vorsehung.

Als einst am frühen Morgen des Thales Bewohner den steilen Berg hinanklimmten, um an geheiligter Stätte der Andacht zu pflegen, und ihre frommen Gaben zu bringen, und sie nun des Berges Höhe erstiegen hatten, suchte vergebens ihr Blick das Kloster. Keine Spur war mehr davon übrig, an seiner Stelle aber ein See, in dessen schwarzem Spiegel sie umsonst die Trümmer des versunkenen Gebäudes zu erspähen sich mühten.

Mit geheimem Grauen wanderten sie zurück, und verkündeten ihren Brüdern dieses schauerliche Ereigniß. Einsam blieb seitdem diese Stätte, und selten betreten vom Fuße verirrter oder neugieriger Wanderer. Aber noch lange Jahre zeigten sich die wohlthätigen Geister des See's. In die nächsten Wohnungen des Thales kamen sie bei nächtlicher Weile. Oft, wenn die Hausfrau oder

hin auf die unergründlichen Wege der Vorsehung.

Als einst am frühen Morgen des Thales Bewohner den steilen Berg hinanklimmten, um an geheiligter Stätte der Andacht zu pflegen, und ihre frommen Gaben zu bringen, und sie nun des Berges Höhe erstiegen hatten, suchte vergebens ihr Blick das Kloster. Keine Spur war mehr davon übrig, an seiner Stelle aber ein See, in dessen schwarzem Spiegel sie umsonst die Trümmer des versunkenen Gebäudes zu erspähen sich mühten.

Mit geheimem Grauen wanderten sie zurück, und verkündeten ihren Brüdern dieses schauerliche Ereigniß. Einsam blieb seitdem diese Stätte, und selten betreten vom Fuße verirrter oder neugieriger Wanderer. Aber noch lange Jahre zeigten sich die wohlthätigen Geister des See’s. In die nächsten Wohnungen des Thales kamen sie bei nächtlicher Weile. Oft, wenn die Hausfrau oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0293" n="254"/>
hin auf die unergründlichen Wege der Vorsehung.</p>
        <p>Als einst am frühen Morgen des Thales Bewohner den steilen Berg hinanklimmten, um an geheiligter Stätte der Andacht zu pflegen, und ihre frommen Gaben zu bringen, und sie nun des Berges Höhe erstiegen hatten, suchte vergebens ihr Blick das Kloster. Keine Spur war mehr davon übrig, an seiner Stelle aber ein See, in dessen schwarzem Spiegel sie umsonst die Trümmer des versunkenen Gebäudes zu erspähen sich mühten.</p>
        <p>Mit geheimem Grauen wanderten sie zurück, und verkündeten ihren Brüdern dieses schauerliche Ereigniß. Einsam blieb seitdem diese Stätte, und selten betreten vom Fuße verirrter oder neugieriger Wanderer. Aber noch lange Jahre zeigten sich die wohlthätigen Geister des See&#x2019;s. In die nächsten Wohnungen des Thales kamen sie bei nächtlicher Weile. Oft, wenn die Hausfrau oder
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0293] hin auf die unergründlichen Wege der Vorsehung. Als einst am frühen Morgen des Thales Bewohner den steilen Berg hinanklimmten, um an geheiligter Stätte der Andacht zu pflegen, und ihre frommen Gaben zu bringen, und sie nun des Berges Höhe erstiegen hatten, suchte vergebens ihr Blick das Kloster. Keine Spur war mehr davon übrig, an seiner Stelle aber ein See, in dessen schwarzem Spiegel sie umsonst die Trümmer des versunkenen Gebäudes zu erspähen sich mühten. Mit geheimem Grauen wanderten sie zurück, und verkündeten ihren Brüdern dieses schauerliche Ereigniß. Einsam blieb seitdem diese Stätte, und selten betreten vom Fuße verirrter oder neugieriger Wanderer. Aber noch lange Jahre zeigten sich die wohlthätigen Geister des See’s. In die nächsten Wohnungen des Thales kamen sie bei nächtlicher Weile. Oft, wenn die Hausfrau oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/293
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/293>, abgerufen am 25.11.2024.