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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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ladete zur Freude und zum Genuß ein. Wohlgerüche erfüllten die Luft. Ihr Abendlied sangen die Vögel, und auf der Wiese vor ihm schäkerte im bunten Gemisch ein Häufchen fröhlicher Arbeiter. Da trat das Bild seiner Heimath, seines lieben Dörfchens, der Kreis seiner Gespielen, seine Mutter, wie sie um ihn weine, lebhaft vor seine Phantasie, und laut schluchzte er auf, und bitterlich weinte der gute Knabe. Das Gefühl seiner unglücklichen Lage bei all' der Fülle von Ueberfluß und Reichthum, von Genüssen jeder Gattung, war nie so lebhaft in ihm rege geworden. Mit beiden Händen verhüllte er sein Gesicht, und barg es im hohen Grase. Reichliche Thränen befeuchteten die Erde unter ihm, und laut jammerte und weinte er.

In diesem Zustande der höchsten Anspannung und Reizbarkeit hörte er seinen Namen nennen. Er fuhr auf, und siehe, da stand vor ihm ein altes buckliches Weib, häßlich

ladete zur Freude und zum Genuß ein. Wohlgerüche erfüllten die Luft. Ihr Abendlied sangen die Vögel, und auf der Wiese vor ihm schäkerte im bunten Gemisch ein Häufchen fröhlicher Arbeiter. Da trat das Bild seiner Heimath, seines lieben Dörfchens, der Kreis seiner Gespielen, seine Mutter, wie sie um ihn weine, lebhaft vor seine Phantasie, und laut schluchzte er auf, und bitterlich weinte der gute Knabe. Das Gefühl seiner unglücklichen Lage bei all’ der Fülle von Ueberfluß und Reichthum, von Genüssen jeder Gattung, war nie so lebhaft in ihm rege geworden. Mit beiden Händen verhüllte er sein Gesicht, und barg es im hohen Grase. Reichliche Thränen befeuchteten die Erde unter ihm, und laut jammerte und weinte er.

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[208/0247] ladete zur Freude und zum Genuß ein. Wohlgerüche erfüllten die Luft. Ihr Abendlied sangen die Vögel, und auf der Wiese vor ihm schäkerte im bunten Gemisch ein Häufchen fröhlicher Arbeiter. Da trat das Bild seiner Heimath, seines lieben Dörfchens, der Kreis seiner Gespielen, seine Mutter, wie sie um ihn weine, lebhaft vor seine Phantasie, und laut schluchzte er auf, und bitterlich weinte der gute Knabe. Das Gefühl seiner unglücklichen Lage bei all’ der Fülle von Ueberfluß und Reichthum, von Genüssen jeder Gattung, war nie so lebhaft in ihm rege geworden. Mit beiden Händen verhüllte er sein Gesicht, und barg es im hohen Grase. Reichliche Thränen befeuchteten die Erde unter ihm, und laut jammerte und weinte er. In diesem Zustande der höchsten Anspannung und Reizbarkeit hörte er seinen Namen nennen. Er fuhr auf, und siehe, da stand vor ihm ein altes buckliches Weib, häßlich

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/247>, abgerufen am 28.03.2024.