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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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"Geh, mache, daß du fortkommst, alter Kauz," sprach er, "und danke Gott, daß ich dir's Leben lasse."

Ohne Besinnung schleppte man die Dirne auf die Burg. Grinsend stand da der Räuber vor der Unschuld, und jauchzte über den herrlichen Fang, wie er lange keinen gemacht hatte.

"Erwache!" rief er ihr zu, "erwache!" allein sie blieb besinnungslos liegen. Da wollte der Bösewicht die Rose brechen; aber plötzlich krachte es durch seine weite Burg wie Donnerschläge. Die Erde bebte, und hinab sank in die Tiefe des Berges das steinerne Gebäude in Schutt und Trümmern.

Das that der Zauberer. Ergrimmt hatte er Bodo's Raub mit angesehen, und so strafte er den Verruchten vor der Vollendung der Schandthat.

Der schuldlosen Dirne aber vergönnte er, an gewissen Tagen auf Erden sichtbar herum

„Geh, mache, daß du fortkommst, alter Kauz,“ sprach er, „und danke Gott, daß ich dir’s Leben lasse.“

Ohne Besinnung schleppte man die Dirne auf die Burg. Grinsend stand da der Räuber vor der Unschuld, und jauchzte über den herrlichen Fang, wie er lange keinen gemacht hatte.

„Erwache!“ rief er ihr zu, „erwache!“ allein sie blieb besinnungslos liegen. Da wollte der Bösewicht die Rose brechen; aber plötzlich krachte es durch seine weite Burg wie Donnerschläge. Die Erde bebte, und hinab sank in die Tiefe des Berges das steinerne Gebäude in Schutt und Trümmern.

Das that der Zauberer. Ergrimmt hatte er Bodo’s Raub mit angesehen, und so strafte er den Verruchten vor der Vollendung der Schandthat.

Der schuldlosen Dirne aber vergönnte er, an gewissen Tagen auf Erden sichtbar herum

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[187/0226] „Geh, mache, daß du fortkommst, alter Kauz,“ sprach er, „und danke Gott, daß ich dir’s Leben lasse.“ Ohne Besinnung schleppte man die Dirne auf die Burg. Grinsend stand da der Räuber vor der Unschuld, und jauchzte über den herrlichen Fang, wie er lange keinen gemacht hatte. „Erwache!“ rief er ihr zu, „erwache!“ allein sie blieb besinnungslos liegen. Da wollte der Bösewicht die Rose brechen; aber plötzlich krachte es durch seine weite Burg wie Donnerschläge. Die Erde bebte, und hinab sank in die Tiefe des Berges das steinerne Gebäude in Schutt und Trümmern. Das that der Zauberer. Ergrimmt hatte er Bodo’s Raub mit angesehen, und so strafte er den Verruchten vor der Vollendung der Schandthat. Der schuldlosen Dirne aber vergönnte er, an gewissen Tagen auf Erden sichtbar herum

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/226>, abgerufen am 20.04.2024.