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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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unendlichen Schätzen mit, die der Ilsenstein in sich schließt, und manche sonst arme, aber ehrliche Familie verdankt der schönen Jungfrau ihr Glück.

Einst fand sie einmal am frühen Morgen einen armen Köhler, der in den Wald gehen wollte, an der Ilse sitzen. Er grüßte sie freundlich, und da winkte sie ihm, mitzugehen. Er folgte, und bald standen sie vor dem großen Felsen. Da nahm sie ihm den Ranzen ab, klopfte drei Mal mit einem weißen Stäbchen an, und der Ilsenstein that sich aus einander. Sie ging hinein, brachte nach einer kleinen Weile wohlgefüllt den Ranzen zurück, gab ihn dem Köhler, befahl ihm aber ernstlich, ihn ja nicht früher zu öffnen, als bis er wieder in seiner Hütte wäre. Er versprach's, bedankte sich, und ging. Aber der Ranzen war schwer, und die Neugierde groß; kaum vermochte er ihr zu widerstehen. Als er aber auf die Ilsenbrücke kam, sich niedergesetzt

unendlichen Schätzen mit, die der Ilsenstein in sich schließt, und manche sonst arme, aber ehrliche Familie verdankt der schönen Jungfrau ihr Glück.

Einst fand sie einmal am frühen Morgen einen armen Köhler, der in den Wald gehen wollte, an der Ilse sitzen. Er grüßte sie freundlich, und da winkte sie ihm, mitzugehen. Er folgte, und bald standen sie vor dem großen Felsen. Da nahm sie ihm den Ranzen ab, klopfte drei Mal mit einem weißen Stäbchen an, und der Ilsenstein that sich aus einander. Sie ging hinein, brachte nach einer kleinen Weile wohlgefüllt den Ranzen zurück, gab ihn dem Köhler, befahl ihm aber ernstlich, ihn ja nicht früher zu öffnen, als bis er wieder in seiner Hütte wäre. Er versprach’s, bedankte sich, und ging. Aber der Ranzen war schwer, und die Neugierde groß; kaum vermochte er ihr zu widerstehen. Als er aber auf die Ilsenbrücke kam, sich niedergesetzt

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[160/0199] unendlichen Schätzen mit, die der Ilsenstein in sich schließt, und manche sonst arme, aber ehrliche Familie verdankt der schönen Jungfrau ihr Glück. Einst fand sie einmal am frühen Morgen einen armen Köhler, der in den Wald gehen wollte, an der Ilse sitzen. Er grüßte sie freundlich, und da winkte sie ihm, mitzugehen. Er folgte, und bald standen sie vor dem großen Felsen. Da nahm sie ihm den Ranzen ab, klopfte drei Mal mit einem weißen Stäbchen an, und der Ilsenstein that sich aus einander. Sie ging hinein, brachte nach einer kleinen Weile wohlgefüllt den Ranzen zurück, gab ihn dem Köhler, befahl ihm aber ernstlich, ihn ja nicht früher zu öffnen, als bis er wieder in seiner Hütte wäre. Er versprach’s, bedankte sich, und ging. Aber der Ranzen war schwer, und die Neugierde groß; kaum vermochte er ihr zu widerstehen. Als er aber auf die Ilsenbrücke kam, sich niedergesetzt

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/199>, abgerufen am 27.04.2024.