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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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herab zu einer Ente, dort zu einer Taube, fuhr dann heftig auf, streckte die Hände zum Himmel und weinte bitterlich. Seine Begleiter sahen sich erstaunend an, begriffen von allem dem nichts, und meinten zuletzt, ihr Herr habe nun den Verstand rein verloren.

Freilich mußten sie so etwas vermuthen; denn sie wußten es nicht, daß durch den Genuß des wunderbaren Fisches dem Grafen die Gabe verliehen war, die Sprache dieser Thiere zu verstehen, daß diese sich eben jetzt von den Schandthaten ihres Herrn unterhielten, und ihm die Strafe dafür, den Untergang seiner prächtigen Burg, ankündigten. Diese Strafe deutete ihm eine alte Henne mit den Worten an:

"Deine prächtige Seeburg wird, ehe heute die Sonne sich neigt, untergehen. Du und wir alle finden unsern Tod, du schuldig, wir unschuldig. Bereite dich, und bete!"

herab zu einer Ente, dort zu einer Taube, fuhr dann heftig auf, streckte die Hände zum Himmel und weinte bitterlich. Seine Begleiter sahen sich erstaunend an, begriffen von allem dem nichts, und meinten zuletzt, ihr Herr habe nun den Verstand rein verloren.

Freilich mußten sie so etwas vermuthen; denn sie wußten es nicht, daß durch den Genuß des wunderbaren Fisches dem Grafen die Gabe verliehen war, die Sprache dieser Thiere zu verstehen, daß diese sich eben jetzt von den Schandthaten ihres Herrn unterhielten, und ihm die Strafe dafür, den Untergang seiner prächtigen Burg, ankündigten. Diese Strafe deutete ihm eine alte Henne mit den Worten an:

„Deine prächtige Seeburg wird, ehe heute die Sonne sich neigt, untergehen. Du und wir alle finden unsern Tod, du schuldig, wir unschuldig. Bereite dich, und bete!“

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[102/0141] herab zu einer Ente, dort zu einer Taube, fuhr dann heftig auf, streckte die Hände zum Himmel und weinte bitterlich. Seine Begleiter sahen sich erstaunend an, begriffen von allem dem nichts, und meinten zuletzt, ihr Herr habe nun den Verstand rein verloren. Freilich mußten sie so etwas vermuthen; denn sie wußten es nicht, daß durch den Genuß des wunderbaren Fisches dem Grafen die Gabe verliehen war, die Sprache dieser Thiere zu verstehen, daß diese sich eben jetzt von den Schandthaten ihres Herrn unterhielten, und ihm die Strafe dafür, den Untergang seiner prächtigen Burg, ankündigten. Diese Strafe deutete ihm eine alte Henne mit den Worten an: „Deine prächtige Seeburg wird, ehe heute die Sonne sich neigt, untergehen. Du und wir alle finden unsern Tod, du schuldig, wir unschuldig. Bereite dich, und bete!“

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/141>, abgerufen am 24.11.2024.