Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

freundlich zu ihm hinauf, als kenne es den schwarzen Mann schon längst, bot ihm seinen Blumenkranz an, und verlangte zu essen. Der Köhler kannte das Kind nicht, konnte auch den Namen seines Vaters von ihm nicht erfahren. Er nahm es indessen freundlich auf den Arm, drückte seinen rußigen Mund auf die rothe Wange, trug es in das enge Holzhaus, und pflegte sein. So vergingen mehrere Tage. Das Kind zeigte kein Verlangen zum Vater zurück; denn es fand hier Blumen vor der Hütte, wie vor der Burg, und seine stete Beschäftigung war, Blumenkränze zu winden.

So fanden es endlich nach mehrern Tagen einige Einwohner des unter Questenberg liegenden Dorfes Finsterberg. Groß war ihre Freude. Jubelnd nahmen sie das Kind auf, banden den Blumenkranz, den es eben wand, an eine hohe Stange, trugen diese vorauf, und zogen nun tanzend und singend

freundlich zu ihm hinauf, als kenne es den schwarzen Mann schon längst, bot ihm seinen Blumenkranz an, und verlangte zu essen. Der Köhler kannte das Kind nicht, konnte auch den Namen seines Vaters von ihm nicht erfahren. Er nahm es indessen freundlich auf den Arm, drückte seinen rußigen Mund auf die rothe Wange, trug es in das enge Holzhaus, und pflegte sein. So vergingen mehrere Tage. Das Kind zeigte kein Verlangen zum Vater zurück; denn es fand hier Blumen vor der Hütte, wie vor der Burg, und seine stete Beschäftigung war, Blumenkränze zu winden.

So fanden es endlich nach mehrern Tagen einige Einwohner des unter Questenberg liegenden Dorfes Finsterberg. Groß war ihre Freude. Jubelnd nahmen sie das Kind auf, banden den Blumenkranz, den es eben wand, an eine hohe Stange, trugen diese vorauf, und zogen nun tanzend und singend

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0109" n="70"/>
freundlich zu ihm hinauf, als kenne es den schwarzen Mann schon längst, bot ihm seinen Blumenkranz an, und verlangte zu essen. Der Köhler kannte das Kind nicht, konnte auch den Namen seines Vaters von ihm nicht erfahren. Er nahm es indessen freundlich auf den Arm, drückte seinen rußigen Mund auf die rothe Wange, trug es in das enge Holzhaus, und pflegte sein. So vergingen mehrere Tage. Das Kind zeigte kein Verlangen zum Vater zurück; denn es fand hier Blumen vor der Hütte, wie vor der Burg, und seine stete Beschäftigung war, Blumenkränze zu winden.</p>
        <p>So fanden es endlich nach mehrern Tagen einige Einwohner des unter Questenberg liegenden Dorfes Finsterberg. Groß war ihre Freude. Jubelnd nahmen sie das Kind auf, banden den Blumenkranz, den es eben wand, an eine hohe Stange, trugen diese vorauf, und zogen nun tanzend und singend
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0109] freundlich zu ihm hinauf, als kenne es den schwarzen Mann schon längst, bot ihm seinen Blumenkranz an, und verlangte zu essen. Der Köhler kannte das Kind nicht, konnte auch den Namen seines Vaters von ihm nicht erfahren. Er nahm es indessen freundlich auf den Arm, drückte seinen rußigen Mund auf die rothe Wange, trug es in das enge Holzhaus, und pflegte sein. So vergingen mehrere Tage. Das Kind zeigte kein Verlangen zum Vater zurück; denn es fand hier Blumen vor der Hütte, wie vor der Burg, und seine stete Beschäftigung war, Blumenkränze zu winden. So fanden es endlich nach mehrern Tagen einige Einwohner des unter Questenberg liegenden Dorfes Finsterberg. Groß war ihre Freude. Jubelnd nahmen sie das Kind auf, banden den Blumenkranz, den es eben wand, an eine hohe Stange, trugen diese vorauf, und zogen nun tanzend und singend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/109
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/109>, abgerufen am 23.11.2024.