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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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da ging ein neues Grüßen an, bis die Hebamme in
die Stube mahnte: sie könnten ja drinnen einander sa¬
gen, was der Brauch sei.

Und mit handlichen Manieren setzte die Hebamme
die Gotte hinter den Tisch, und die junge Frau kam
mit dem Kaffee, wie sehr auch die Gotte sich weigerte
und vorgab, sie hätte schon gehabt. Des Vaters Schwe¬
ster thäte es nicht, daß sie ungegessen aus dem Hause
ginge, das schade jungen Mädchen gar übel, sage sie.
Aber sie sei schon alt und die Jungfrauen (Mägde)
möchten auch nicht zu rechter Zeit auf, deßwegen sei sie
so spät; wenn es an ihr allein gelegen hätte, sie wäre
längstens da. In den Kaffee wurde die dicke Nidel
gegossen, und wie sehr die Gotte sich wehrte und sagte,
sie liebe es gar nicht, warf ihr doch die Frau ein Stück
Zucker in denselben. Lange wollte es die Gotte nicht
zulassen, daß ihretwegen die Züpfe angehauen würde,
indessen mußte sie sich doch ein tüchtiges Stück vor¬
legen lassen und essen. Käse wollte sie lange nicht, es
hätte dessen gar nicht nöthig. Sie werde meinen, es
sei nur halbmagern und deßhalb schätze sie ihn nicht,
sagte die Frau, und die Gotte mußte sich ergeben.
Aber Küchli wollte sie durchaus nicht, die wüßte sie
gar nicht wohin thun, sagte sie. Sie glaube nur, sie
seien nicht sauber und werde an bessere gewöhnt sein,
erhielt sie endlich zur Antwort. Was sollte sie anders
machen als Küchli essen? Während dem Nöthen aller
Art hatte sie abgemessen in kleinen Schlücken das erste
Kacheli ausgetrunken und nun erhob sich ein eigentlicher
Streit. Die Gotte kehrte das Kacheli um, wollte gar
keinen Platz mehr haben für fernere Gutthaten, und
sagte: Man solle sie doch in Ruhe lassen, sonst müßte
sie sich noch verschwören. Da sagte die Frau: Es sei

da ging ein neues Grüßen an, bis die Hebamme in
die Stube mahnte: ſie könnten ja drinnen einander ſa¬
gen, was der Brauch ſei.

Und mit handlichen Manieren ſetzte die Hebamme
die Gotte hinter den Tiſch, und die junge Frau kam
mit dem Kaffee, wie ſehr auch die Gotte ſich weigerte
und vorgab, ſie hätte ſchon gehabt. Des Vaters Schwe¬
ſter thäte es nicht, daß ſie ungegeſſen aus dem Hauſe
ginge, das ſchade jungen Mädchen gar übel, ſage ſie.
Aber ſie ſei ſchon alt und die Jungfrauen (Mägde)
möchten auch nicht zu rechter Zeit auf, deßwegen ſei ſie
ſo ſpät; wenn es an ihr allein gelegen hätte, ſie wäre
längſtens da. In den Kaffee wurde die dicke Nidel
gegoſſen, und wie ſehr die Gotte ſich wehrte und ſagte,
ſie liebe es gar nicht, warf ihr doch die Frau ein Stück
Zucker in denſelben. Lange wollte es die Gotte nicht
zulaſſen, daß ihretwegen die Züpfe angehauen würde,
indeſſen mußte ſie ſich doch ein tüchtiges Stück vor¬
legen laſſen und eſſen. Käſe wollte ſie lange nicht, es
hätte deſſen gar nicht nöthig. Sie werde meinen, es
ſei nur halbmagern und deßhalb ſchätze ſie ihn nicht,
ſagte die Frau, und die Gotte mußte ſich ergeben.
Aber Küchli wollte ſie durchaus nicht, die wüßte ſie
gar nicht wohin thun, ſagte ſie. Sie glaube nur, ſie
ſeien nicht ſauber und werde an beſſere gewöhnt ſein,
erhielt ſie endlich zur Antwort. Was ſollte ſie anders
machen als Küchli eſſen? Während dem Nöthen aller
Art hatte ſie abgemeſſen in kleinen Schlücken das erſte
Kacheli ausgetrunken und nun erhob ſich ein eigentlicher
Streit. Die Gotte kehrte das Kacheli um, wollte gar
keinen Platz mehr haben für fernere Gutthaten, und
ſagte: Man ſolle ſie doch in Ruhe laſſen, ſonſt müßte
ſie ſich noch verſchwören. Da ſagte die Frau: Es ſei

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[9/0019] da ging ein neues Grüßen an, bis die Hebamme in die Stube mahnte: ſie könnten ja drinnen einander ſa¬ gen, was der Brauch ſei. Und mit handlichen Manieren ſetzte die Hebamme die Gotte hinter den Tiſch, und die junge Frau kam mit dem Kaffee, wie ſehr auch die Gotte ſich weigerte und vorgab, ſie hätte ſchon gehabt. Des Vaters Schwe¬ ſter thäte es nicht, daß ſie ungegeſſen aus dem Hauſe ginge, das ſchade jungen Mädchen gar übel, ſage ſie. Aber ſie ſei ſchon alt und die Jungfrauen (Mägde) möchten auch nicht zu rechter Zeit auf, deßwegen ſei ſie ſo ſpät; wenn es an ihr allein gelegen hätte, ſie wäre längſtens da. In den Kaffee wurde die dicke Nidel gegoſſen, und wie ſehr die Gotte ſich wehrte und ſagte, ſie liebe es gar nicht, warf ihr doch die Frau ein Stück Zucker in denſelben. Lange wollte es die Gotte nicht zulaſſen, daß ihretwegen die Züpfe angehauen würde, indeſſen mußte ſie ſich doch ein tüchtiges Stück vor¬ legen laſſen und eſſen. Käſe wollte ſie lange nicht, es hätte deſſen gar nicht nöthig. Sie werde meinen, es ſei nur halbmagern und deßhalb ſchätze ſie ihn nicht, ſagte die Frau, und die Gotte mußte ſich ergeben. Aber Küchli wollte ſie durchaus nicht, die wüßte ſie gar nicht wohin thun, ſagte ſie. Sie glaube nur, ſie ſeien nicht ſauber und werde an beſſere gewöhnt ſein, erhielt ſie endlich zur Antwort. Was ſollte ſie anders machen als Küchli eſſen? Während dem Nöthen aller Art hatte ſie abgemeſſen in kleinen Schlücken das erſte Kacheli ausgetrunken und nun erhob ſich ein eigentlicher Streit. Die Gotte kehrte das Kacheli um, wollte gar keinen Platz mehr haben für fernere Gutthaten, und ſagte: Man ſolle ſie doch in Ruhe laſſen, ſonſt müßte ſie ſich noch verſchwören. Da ſagte die Frau: Es ſei

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/19>, abgerufen am 22.11.2024.