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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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ungeheure dunkle Wolkenknäuel, der an die Wände
der Hohnegg sich gelegt, und deren Gipfel zu beugen
gesucht, zu leichterm Durchgange für die so schwer be¬
ladene Wolkenmasse. Aber der alte Bernerberg hätte
nicht gewankt, wie ungeheuer der Andrang auch gewe¬
sen, wie klug ein kleines Beugen geschienen. Als die
Wolkenheere mit tausend Stimmen heulend, tausend¬
mal fürchterlicher als tausend Hunnenheere, herange¬
stürmt, sei schweigend in trotziger Majestät der Berg
da gelegen und hätte kühn den Weg gesperrt nach al¬
ter Schweizerweise, die den Feind hineinließ ins Land
aber nicht wieder hinaus.

Da hätte höher und höher der Knäuel sich gehoben,
aber eigene Schwere ihn immer niedergedrückt; so sei
er ergrimmt zu fürchterlicher Wuth, hätte aus feurigem
Schooße Blitz um Blitz geschleudert auf des Berges
Gipfel, und in Stürmen und Donner zu erschüttern
versucht des Berges Grund und Seiten.

Aber umtoset von den grimmigsten Wettern hätte
der alte Bernerberg nicht gewankt, sein Haupt nicht
gebeugt vor den zornerglühten Blitzesstrahlen. Wie ein
schwarzes Leichentuch, durchwirkt mit feurigen Blitzen,
hätte das Wolkenheer sich immer tiefer gesenket auf
die ergrauende Erde; da sei plötzlich der ungeheure
Wolkenschooß zerrissen; entbunden seien die Wassermas¬
sen geworden in ihren luftigen Kammern; Wasser¬
meere seien niedergefluthet über Berge und Thäler;
Wasserströme seien gestürzt vom Himmel, Wasserströme
die Seiten der Berge nieder; zum ungeheuren Strome
sei der kleine Röthenbach geworden, der ganze Thal¬
grund das Bett seiner Fluth; auf dem Rücken seiner
Wellen seien in wildem Tanze Wälder und Häuser
daher gefahren. Der Donner sei nie verhallt, die Blitze

ungeheure dunkle Wolkenknäuel, der an die Wände
der Hohnegg ſich gelegt, und deren Gipfel zu beugen
geſucht, zu leichterm Durchgange für die ſo ſchwer be¬
ladene Wolkenmaſſe. Aber der alte Bernerberg hätte
nicht gewankt, wie ungeheuer der Andrang auch gewe¬
ſen, wie klug ein kleines Beugen geſchienen. Als die
Wolkenheere mit tauſend Stimmen heulend, tauſend¬
mal fürchterlicher als tauſend Hunnenheere, herange¬
ſtürmt, ſei ſchweigend in trotziger Majeſtät der Berg
da gelegen und hätte kühn den Weg geſperrt nach al¬
ter Schweizerweiſe, die den Feind hineinließ ins Land
aber nicht wieder hinaus.

Da hätte höher und höher der Knäuel ſich gehoben,
aber eigene Schwere ihn immer niedergedrückt; ſo ſei
er ergrimmt zu fürchterlicher Wuth, hätte aus feurigem
Schooße Blitz um Blitz geſchleudert auf des Berges
Gipfel, und in Stürmen und Donner zu erſchüttern
verſucht des Berges Grund und Seiten.

Aber umtoſet von den grimmigſten Wettern hätte
der alte Bernerberg nicht gewankt, ſein Haupt nicht
gebeugt vor den zornerglühten Blitzesſtrahlen. Wie ein
ſchwarzes Leichentuch, durchwirkt mit feurigen Blitzen,
hätte das Wolkenheer ſich immer tiefer geſenket auf
die ergrauende Erde; da ſei plötzlich der ungeheure
Wolkenſchooß zerriſſen; entbunden ſeien die Waſſermaſ¬
ſen geworden in ihren luftigen Kammern; Waſſer¬
meere ſeien niedergefluthet über Berge und Thäler;
Waſſerſtröme ſeien geſtürzt vom Himmel, Waſſerſtröme
die Seiten der Berge nieder; zum ungeheuren Strome
ſei der kleine Röthenbach geworden, der ganze Thal¬
grund das Bett ſeiner Fluth; auf dem Rücken ſeiner
Wellen ſeien in wildem Tanze Wälder und Häuſer
daher gefahren. Der Donner ſei nie verhallt, die Blitze

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[133/0143] ungeheure dunkle Wolkenknäuel, der an die Wände der Hohnegg ſich gelegt, und deren Gipfel zu beugen geſucht, zu leichterm Durchgange für die ſo ſchwer be¬ ladene Wolkenmaſſe. Aber der alte Bernerberg hätte nicht gewankt, wie ungeheuer der Andrang auch gewe¬ ſen, wie klug ein kleines Beugen geſchienen. Als die Wolkenheere mit tauſend Stimmen heulend, tauſend¬ mal fürchterlicher als tauſend Hunnenheere, herange¬ ſtürmt, ſei ſchweigend in trotziger Majeſtät der Berg da gelegen und hätte kühn den Weg geſperrt nach al¬ ter Schweizerweiſe, die den Feind hineinließ ins Land aber nicht wieder hinaus. Da hätte höher und höher der Knäuel ſich gehoben, aber eigene Schwere ihn immer niedergedrückt; ſo ſei er ergrimmt zu fürchterlicher Wuth, hätte aus feurigem Schooße Blitz um Blitz geſchleudert auf des Berges Gipfel, und in Stürmen und Donner zu erſchüttern verſucht des Berges Grund und Seiten. Aber umtoſet von den grimmigſten Wettern hätte der alte Bernerberg nicht gewankt, ſein Haupt nicht gebeugt vor den zornerglühten Blitzesſtrahlen. Wie ein ſchwarzes Leichentuch, durchwirkt mit feurigen Blitzen, hätte das Wolkenheer ſich immer tiefer geſenket auf die ergrauende Erde; da ſei plötzlich der ungeheure Wolkenſchooß zerriſſen; entbunden ſeien die Waſſermaſ¬ ſen geworden in ihren luftigen Kammern; Waſſer¬ meere ſeien niedergefluthet über Berge und Thäler; Waſſerſtröme ſeien geſtürzt vom Himmel, Waſſerſtröme die Seiten der Berge nieder; zum ungeheuren Strome ſei der kleine Röthenbach geworden, der ganze Thal¬ grund das Bett ſeiner Fluth; auf dem Rücken ſeiner Wellen ſeien in wildem Tanze Wälder und Häuſer daher gefahren. Der Donner ſei nie verhallt, die Blitze

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/143>, abgerufen am 25.11.2024.