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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Kleine Städtchen sind in der Regel ganz allerliebst. Gewöhnlich liegen sie an einem Bache, dem es so wohl im Städtchen ist, daß man nicht weiß, läuft er nach Westen oder nach Osten; sie sind statt mit Wällen und Graben mit kleinen Scheuern und großen Düngerhausen umgeben, wenn man es nicht vorzieht, dieselben mitten im eigenen Schooße, d. h. im Städtchen selbst zu behalten. Die Menschen darin sind allerliebst, nicht über eine Form geschliffen, sondern jeder trägt sein eigen Gepräge; allgemein ist bloß, daß die Mädchen zumeist zärtlich sind und guten Herzens, die jungen Herren aber etwas hölzern und nicht fein gehobelt, haben aber auch schrecklich viel Liebe im Leibe, heirathen daher gewöhnlich sehr jung; thun sie es nicht, so müssen sie von Morgens früh bis Abends spät schrecklich viel Flüssiges in den Leib gießen, um nicht zu verbrennen. Manchmal gießen sie als Ehemänner die doppelte Portion sich ein, wahrscheinlich, damit die Frau an ihrer Liebe nicht verbrenne. Das Städtchen, von welchem wir reden wollen, lag aber nicht an einem Bache, sondern an einem Flusse, aber die Mädchen waren deßwegen nicht weniger zärtlich, die Herren nicht gehobelter und weniger durstig. Das Städtchen hatte eine wunderschöne Lage, mancher Düngerhaufen hatte einem schönen Hause Platz machen müssen, auf die schönen Häuser that man sich viel zu gut, der Natur daneben frug man wenig nach, ausgenommen, wenn sie sich essen und trinken ließ oder sonst was eintrug. Ganz herrliche Spaziergänge fanden sich ums Städtchen, waren allerdings auch sehr gesucht und geschätzt. Bekanntlich gehen zärtliche Mädchen gern mit jungen Herren

Kleine Städtchen sind in der Regel ganz allerliebst. Gewöhnlich liegen sie an einem Bache, dem es so wohl im Städtchen ist, daß man nicht weiß, läuft er nach Westen oder nach Osten; sie sind statt mit Wällen und Graben mit kleinen Scheuern und großen Düngerhausen umgeben, wenn man es nicht vorzieht, dieselben mitten im eigenen Schooße, d. h. im Städtchen selbst zu behalten. Die Menschen darin sind allerliebst, nicht über eine Form geschliffen, sondern jeder trägt sein eigen Gepräge; allgemein ist bloß, daß die Mädchen zumeist zärtlich sind und guten Herzens, die jungen Herren aber etwas hölzern und nicht fein gehobelt, haben aber auch schrecklich viel Liebe im Leibe, heirathen daher gewöhnlich sehr jung; thun sie es nicht, so müssen sie von Morgens früh bis Abends spät schrecklich viel Flüssiges in den Leib gießen, um nicht zu verbrennen. Manchmal gießen sie als Ehemänner die doppelte Portion sich ein, wahrscheinlich, damit die Frau an ihrer Liebe nicht verbrenne. Das Städtchen, von welchem wir reden wollen, lag aber nicht an einem Bache, sondern an einem Flusse, aber die Mädchen waren deßwegen nicht weniger zärtlich, die Herren nicht gehobelter und weniger durstig. Das Städtchen hatte eine wunderschöne Lage, mancher Düngerhaufen hatte einem schönen Hause Platz machen müssen, auf die schönen Häuser that man sich viel zu gut, der Natur daneben frug man wenig nach, ausgenommen, wenn sie sich essen und trinken ließ oder sonst was eintrug. Ganz herrliche Spaziergänge fanden sich ums Städtchen, waren allerdings auch sehr gesucht und geschätzt. Bekanntlich gehen zärtliche Mädchen gern mit jungen Herren

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[0009] Kleine Städtchen sind in der Regel ganz allerliebst. Gewöhnlich liegen sie an einem Bache, dem es so wohl im Städtchen ist, daß man nicht weiß, läuft er nach Westen oder nach Osten; sie sind statt mit Wällen und Graben mit kleinen Scheuern und großen Düngerhausen umgeben, wenn man es nicht vorzieht, dieselben mitten im eigenen Schooße, d. h. im Städtchen selbst zu behalten. Die Menschen darin sind allerliebst, nicht über eine Form geschliffen, sondern jeder trägt sein eigen Gepräge; allgemein ist bloß, daß die Mädchen zumeist zärtlich sind und guten Herzens, die jungen Herren aber etwas hölzern und nicht fein gehobelt, haben aber auch schrecklich viel Liebe im Leibe, heirathen daher gewöhnlich sehr jung; thun sie es nicht, so müssen sie von Morgens früh bis Abends spät schrecklich viel Flüssiges in den Leib gießen, um nicht zu verbrennen. Manchmal gießen sie als Ehemänner die doppelte Portion sich ein, wahrscheinlich, damit die Frau an ihrer Liebe nicht verbrenne. Das Städtchen, von welchem wir reden wollen, lag aber nicht an einem Bache, sondern an einem Flusse, aber die Mädchen waren deßwegen nicht weniger zärtlich, die Herren nicht gehobelter und weniger durstig. Das Städtchen hatte eine wunderschöne Lage, mancher Düngerhaufen hatte einem schönen Hause Platz machen müssen, auf die schönen Häuser that man sich viel zu gut, der Natur daneben frug man wenig nach, ausgenommen, wenn sie sich essen und trinken ließ oder sonst was eintrug. Ganz herrliche Spaziergänge fanden sich ums Städtchen, waren allerdings auch sehr gesucht und geschätzt. Bekanntlich gehen zärtliche Mädchen gern mit jungen Herren

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:45:11Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_notar_1910/9>, abgerufen am 24.11.2024.