Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.scharfen Hieb, traf Kurt statt einen Junker und verschwand im Nebel. Der Landshuter hob sich hoch in den Bügeln, schmetterte sein Schwert mit aller Kraft ans seines Gegners Haupt, daß dasselbe betäubt sich bog bis auf den Sattelknopf herab, sprengte dann dem Flumenthaler nach der Emme zu. Vom Flumenthaler getroffen, doch nicht schwer, war Kurt plötzlich zwei Gegnern gegenüber allein; da erfaßte ihn eine ungeheure Wuth, was in der Hütte so rasch erloschen, loderte jetzt doppelt so wild wieder auf; er hieb sich frei, stürmte den Andern nach in den Nebel hinein. Sobald die Waffen schwiegen, hörte er von Fraubrunnen her wilden Rosseslauf einer ganzen Schaar schon ganz nahe; da erst ward ihm klar des Flumenthaler's Verrath, der ihn den Feinden in die Hunde liefern wollte. Tief in seines Rosses Leib fuhren seine Sporen, und ehe sie an der Emme waren, hatte er die Andern erreicht, hieb den Flumenthaler vom Rosse, stürzte sich auf den Landshuter; aber hinter ihnen schnaubten Rosse, die Sorge für ihre Sicherheit trieb sie aus einander und über die Emme. -- Es waren nämlich in Fraubrunnen mehrere Edle aus der Umgegend eingeritten, um bei dem glänzenden Gottesdienste im Kloster die heilige Nacht zu feiern; auch von Bern waren Einige gekommen ihren Verwandten zu Lieb und Ehre. Als die von Solothurn immer nicht kamen, als es längst Nacht geworden war, bangte man, es möchte ihnen etwas zugestoßen sein, und die Herren wurden räthig, scharfen Hieb, traf Kurt statt einen Junker und verschwand im Nebel. Der Landshuter hob sich hoch in den Bügeln, schmetterte sein Schwert mit aller Kraft ans seines Gegners Haupt, daß dasselbe betäubt sich bog bis auf den Sattelknopf herab, sprengte dann dem Flumenthaler nach der Emme zu. Vom Flumenthaler getroffen, doch nicht schwer, war Kurt plötzlich zwei Gegnern gegenüber allein; da erfaßte ihn eine ungeheure Wuth, was in der Hütte so rasch erloschen, loderte jetzt doppelt so wild wieder auf; er hieb sich frei, stürmte den Andern nach in den Nebel hinein. Sobald die Waffen schwiegen, hörte er von Fraubrunnen her wilden Rosseslauf einer ganzen Schaar schon ganz nahe; da erst ward ihm klar des Flumenthaler's Verrath, der ihn den Feinden in die Hunde liefern wollte. Tief in seines Rosses Leib fuhren seine Sporen, und ehe sie an der Emme waren, hatte er die Andern erreicht, hieb den Flumenthaler vom Rosse, stürzte sich auf den Landshuter; aber hinter ihnen schnaubten Rosse, die Sorge für ihre Sicherheit trieb sie aus einander und über die Emme. — Es waren nämlich in Fraubrunnen mehrere Edle aus der Umgegend eingeritten, um bei dem glänzenden Gottesdienste im Kloster die heilige Nacht zu feiern; auch von Bern waren Einige gekommen ihren Verwandten zu Lieb und Ehre. Als die von Solothurn immer nicht kamen, als es längst Nacht geworden war, bangte man, es möchte ihnen etwas zugestoßen sein, und die Herren wurden räthig, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0165"/> scharfen Hieb, traf Kurt statt einen Junker und verschwand im Nebel. Der Landshuter hob sich hoch in den Bügeln, schmetterte sein Schwert mit aller Kraft ans seines Gegners Haupt, daß dasselbe betäubt sich bog bis auf den Sattelknopf herab, sprengte dann dem Flumenthaler nach der Emme zu. Vom Flumenthaler getroffen, doch nicht schwer, war Kurt plötzlich zwei Gegnern gegenüber allein; da erfaßte ihn eine ungeheure Wuth, was in der Hütte so rasch erloschen, loderte jetzt doppelt so wild wieder auf; er hieb sich frei, stürmte den Andern nach in den Nebel hinein. Sobald die Waffen schwiegen, hörte er von Fraubrunnen her wilden Rosseslauf einer ganzen Schaar schon ganz nahe; da erst ward ihm klar des Flumenthaler's Verrath, der ihn den Feinden in die Hunde liefern wollte. Tief in seines Rosses Leib fuhren seine Sporen, und ehe sie an der Emme waren, hatte er die Andern erreicht, hieb den Flumenthaler vom Rosse, stürzte sich auf den Landshuter; aber hinter ihnen schnaubten Rosse, die Sorge für ihre Sicherheit trieb sie aus einander und über die Emme. — Es waren nämlich in Fraubrunnen mehrere Edle aus der Umgegend eingeritten, um bei dem glänzenden Gottesdienste im Kloster die heilige Nacht zu feiern; auch von Bern waren Einige gekommen ihren Verwandten zu Lieb und Ehre. Als die von Solothurn immer nicht kamen, als es längst Nacht geworden war, bangte man, es möchte ihnen etwas zugestoßen sein, und die Herren wurden räthig,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0165]
scharfen Hieb, traf Kurt statt einen Junker und verschwand im Nebel. Der Landshuter hob sich hoch in den Bügeln, schmetterte sein Schwert mit aller Kraft ans seines Gegners Haupt, daß dasselbe betäubt sich bog bis auf den Sattelknopf herab, sprengte dann dem Flumenthaler nach der Emme zu. Vom Flumenthaler getroffen, doch nicht schwer, war Kurt plötzlich zwei Gegnern gegenüber allein; da erfaßte ihn eine ungeheure Wuth, was in der Hütte so rasch erloschen, loderte jetzt doppelt so wild wieder auf; er hieb sich frei, stürmte den Andern nach in den Nebel hinein. Sobald die Waffen schwiegen, hörte er von Fraubrunnen her wilden Rosseslauf einer ganzen Schaar schon ganz nahe; da erst ward ihm klar des Flumenthaler's Verrath, der ihn den Feinden in die Hunde liefern wollte. Tief in seines Rosses Leib fuhren seine Sporen, und ehe sie an der Emme waren, hatte er die Andern erreicht, hieb den Flumenthaler vom Rosse, stürzte sich auf den Landshuter; aber hinter ihnen schnaubten Rosse, die Sorge für ihre Sicherheit trieb sie aus einander und über die Emme. — Es waren nämlich in Fraubrunnen mehrere Edle aus der Umgegend eingeritten, um bei dem glänzenden Gottesdienste im Kloster die heilige Nacht zu feiern; auch von Bern waren Einige gekommen ihren Verwandten zu Lieb und Ehre. Als die von Solothurn immer nicht kamen, als es längst Nacht geworden war, bangte man, es möchte ihnen etwas zugestoßen sein, und die Herren wurden räthig,
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Zitationshilfe: | Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/165>, abgerufen am 16.02.2025. |