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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
Zehnter Auftritt.
Sternberg. Madam Anker. Therese.
Sternberg (singend, mit Karrikatur.)
Einem alten finstern Wiedehopf
Stieg einst die Lieb' in den grauen Kopf.
Er wollt' ein Schwälbchen jung und fein,
Ein Schwälbchen wollt' er freyn.
(Mit boshafter Laune.) Kennen Sie das Liedchen,
Madam? Es hat mehr Strophen. Die alte
Schwalbe kömmt auch darin vor. O, das ist
eine böse, eigennützige, ränkevolle Mutter, so ei-
ne leibhafte Komödienmama -- Sie wissen schon!
Mad. Anker (sich in die Brust werfend.) Herr
Sternberg, reden Sie nicht so ungereimt!
Sternberg. Ungereimt? O, fordern Sie
mich nicht auf, es in Reime zu bringen! Sie
sehen, ich habe heute starke Anlage zum Poeten.
Mad. Anker (Theresen bey der Hand nehmend.)
Komm, Therese! Wir wollen uns entfernen.
Sternberg (tritt dazwischen.) Ey! das würde
der Herr Vetter sehr übel nehmen. Ich soll ja
seine Stelle vertreten. Die Ehre möchte so bald
nicht wiederkommen. Ich muß sie nutzen. O,
Die Erbſchleicher.
Zehnter Auftritt.
Sternberg. Madam Anker. Thereſe.
Sternberg (ſingend, mit Karrikatur.)
Einem alten finſtern Wiedehopf
Stieg einſt die Lieb’ in den grauen Kopf.
Er wollt’ ein Schwaͤlbchen jung und fein,
Ein Schwaͤlbchen wollt’ er freyn.
(Mit boshafter Laune.) Kennen Sie das Liedchen,
Madam? Es hat mehr Strophen. Die alte
Schwalbe koͤmmt auch darin vor. O, das iſt
eine boͤſe, eigennuͤtzige, raͤnkevolle Mutter, ſo ei-
ne leibhafte Komoͤdienmama — Sie wiſſen ſchon!
Mad. Anker (ſich in die Bruſt werfend.) Herr
Sternberg, reden Sie nicht ſo ungereimt!
Sternberg. Ungereimt? O, fordern Sie
mich nicht auf, es in Reime zu bringen! Sie
ſehen, ich habe heute ſtarke Anlage zum Poeten.
Mad. Anker (Thereſen bey der Hand nehmend.)
Komm, Thereſe! Wir wollen uns entfernen.
Sternberg (tritt dazwiſchen.) Ey! das wuͤrde
der Herr Vetter ſehr uͤbel nehmen. Ich ſoll ja
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[45/0051] Die Erbſchleicher. Zehnter Auftritt. Sternberg. Madam Anker. Thereſe. Sternberg (ſingend, mit Karrikatur.) Einem alten finſtern Wiedehopf Stieg einſt die Lieb’ in den grauen Kopf. Er wollt’ ein Schwaͤlbchen jung und fein, Ein Schwaͤlbchen wollt’ er freyn. (Mit boshafter Laune.) Kennen Sie das Liedchen, Madam? Es hat mehr Strophen. Die alte Schwalbe koͤmmt auch darin vor. O, das iſt eine boͤſe, eigennuͤtzige, raͤnkevolle Mutter, ſo ei- ne leibhafte Komoͤdienmama — Sie wiſſen ſchon! Mad. Anker (ſich in die Bruſt werfend.) Herr Sternberg, reden Sie nicht ſo ungereimt! Sternberg. Ungereimt? O, fordern Sie mich nicht auf, es in Reime zu bringen! Sie ſehen, ich habe heute ſtarke Anlage zum Poeten. Mad. Anker (Thereſen bey der Hand nehmend.) Komm, Thereſe! Wir wollen uns entfernen. Sternberg (tritt dazwiſchen.) Ey! das wuͤrde der Herr Vetter ſehr uͤbel nehmen. Ich ſoll ja ſeine Stelle vertreten. Die Ehre moͤchte ſo bald nicht wiederkommen. Ich muß ſie nutzen. O,

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/51>, abgerufen am 21.11.2024.