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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
schaft gezogen. Umsonst besucht sie uns nicht bey
Wind und Wetter, bey Tag und Nacht. Um-
sonst schickt sie keine Leckerbißchen. Umsonst hat
sie nicht für jeden Zufall ein Hausmittelchen in
Bereitschaft, und verschreibt uns sogar auf eigne
Kosten jedes Marktschreyer-arcanum, das die
Hamburgischen Zeitungen, oder das Staatsri-
stretto ausposaunen.
Sternberg. O, das geschieht aus Liebe zu
Theresen. Das geschieht Alles, um den Vetter
unvermerkt unsern Wünschen geneigt zu machen.
Justine. Aber weiß ich nicht aus deinem
Munde, daß sie sich weiland, als Mamsell Han-
nemann, Sterbensmühe gab, ihn zu fangen?
Sternberg. Sie schritt von bösen zu guten
Worten, von Karessen zum Prozesse. Und doch
ging der Galan durch die Lappen.
Justine. Kann den Hagestolzen nicht die
Reue anwandeln? kann die gefrorne Liebe nicht
wieder aufthauen?
Sternberg (lachend.) Und der verdorrte
Stamm wieder grünen und blühen?
Justine. Ohne Scherz, Bruder! warum werd'
ich seit einigen Tagen immer hinausgeschickt, sobald
sie ins Zimmer tritt? Warum schneidet sie mir
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Die Erbſchleicher.
ſchaft gezogen. Umſonſt beſucht ſie uns nicht bey
Wind und Wetter, bey Tag und Nacht. Um-
ſonſt ſchickt ſie keine Leckerbißchen. Umſonſt hat
ſie nicht fuͤr jeden Zufall ein Hausmittelchen in
Bereitſchaft, und verſchreibt uns ſogar auf eigne
Koſten jedes Marktſchreyer-arcanum, das die
Hamburgiſchen Zeitungen, oder das Staatsri-
ſtretto auspoſaunen.
Sternberg. O, das geſchieht aus Liebe zu
Thereſen. Das geſchieht Alles, um den Vetter
unvermerkt unſern Wuͤnſchen geneigt zu machen.
Juſtine. Aber weiß ich nicht aus deinem
Munde, daß ſie ſich weiland, als Mamſell Han-
nemann, Sterbensmuͤhe gab, ihn zu fangen?
Sternberg. Sie ſchritt von boͤſen zu guten
Worten, von Kareſſen zum Prozeſſe. Und doch
ging der Galan durch die Lappen.
Juſtine. Kann den Hageſtolzen nicht die
Reue anwandeln? kann die gefrorne Liebe nicht
wieder aufthauen?
Sternberg (lachend.) Und der verdorrte
Stamm wieder gruͤnen und bluͤhen?
Juſtine. Ohne Scherz, Bruder! warum werd’
ich ſeit einigen Tagen immer hinausgeſchickt, ſobald
ſie ins Zimmer tritt? Warum ſchneidet ſie mir
B 2
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[19/0025] Die Erbſchleicher. ſchaft gezogen. Umſonſt beſucht ſie uns nicht bey Wind und Wetter, bey Tag und Nacht. Um- ſonſt ſchickt ſie keine Leckerbißchen. Umſonſt hat ſie nicht fuͤr jeden Zufall ein Hausmittelchen in Bereitſchaft, und verſchreibt uns ſogar auf eigne Koſten jedes Marktſchreyer-arcanum, das die Hamburgiſchen Zeitungen, oder das Staatsri- ſtretto auspoſaunen. Sternberg. O, das geſchieht aus Liebe zu Thereſen. Das geſchieht Alles, um den Vetter unvermerkt unſern Wuͤnſchen geneigt zu machen. Juſtine. Aber weiß ich nicht aus deinem Munde, daß ſie ſich weiland, als Mamſell Han- nemann, Sterbensmuͤhe gab, ihn zu fangen? Sternberg. Sie ſchritt von boͤſen zu guten Worten, von Kareſſen zum Prozeſſe. Und doch ging der Galan durch die Lappen. Juſtine. Kann den Hageſtolzen nicht die Reue anwandeln? kann die gefrorne Liebe nicht wieder aufthauen? Sternberg (lachend.) Und der verdorrte Stamm wieder gruͤnen und bluͤhen? Juſtine. Ohne Scherz, Bruder! warum werd’ ich ſeit einigen Tagen immer hinausgeſchickt, ſobald ſie ins Zimmer tritt? Warum ſchneidet ſie mir B 2

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/25>, abgerufen am 23.11.2024.