Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. Zwölfter Auftritt. Gerhard. Wittwe Ungewitter. W. Ungew. Eine treue Haushälterinn ist ein rarer Vogel. Die meisten denken nur auf ihren eignen künftigen Haushalt. Wo haben der Herr Vetter dieses Kleinod gefunden? Gerhard. Vetter Sternberg hat sie mir empfohlen. W. Ungew. Vetter Sternberg? -- O, ich kenne ihn -- ob ich ihn gleich nicht kenne. Er sorgt für den Herrn Vetter, wie ein Sohn. Gerhard. Ja, dienstfertig ist er. W. Ungew. Er lebt mit Ihnen. Uns An- dern ist dieses Glück versagt. Aber fern oder na- he liebt und ehrt die ganze Familie den Herrn Vetter, als ihr Oberhaupt und ihren Stolz. Gerhard. Gehorsamer Diener! W. Ungew. Urtheilen Sie also von der tödtlichen Bestürzung, die unlängst gewisse Briefe - - - Gerhard (einfallend.) Man hat Ihnen ge- wiß meinen letzten Zufall gemeldet? W. Ungew. (dringend.) Was für einen Zufall? Die Erbſchleicher. Zwoͤlfter Auftritt. Gerhard. Wittwe Ungewitter. W. Ungew. Eine treue Haushaͤlterinn iſt ein rarer Vogel. Die meiſten denken nur auf ihren eignen kuͤnftigen Haushalt. Wo haben der Herr Vetter dieſes Kleinod gefunden? Gerhard. Vetter Sternberg hat ſie mir empfohlen. W. Ungew. Vetter Sternberg? — O, ich kenne ihn — ob ich ihn gleich nicht kenne. Er ſorgt fuͤr den Herrn Vetter, wie ein Sohn. Gerhard. Ja, dienſtfertig iſt er. W. Ungew. Er lebt mit Ihnen. Uns An- dern iſt dieſes Gluͤck verſagt. Aber fern oder na- he liebt und ehrt die ganze Familie den Herrn Vetter, als ihr Oberhaupt und ihren Stolz. Gerhard. Gehorſamer Diener! W. Ungew. Urtheilen Sie alſo von der toͤdtlichen Beſtuͤrzung, die unlaͤngſt gewiſſe Briefe - - - Gerhard (einfallend.) Man hat Ihnen ge- wiß meinen letzten Zufall gemeldet? W. Ungew. (dringend.) Was fuͤr einen Zufall? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0132" n="126"/> <fw place="top" type="header">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zwoͤlfter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Gerhard. Wittwe Ungewitter.</hi> </stage><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>Eine treue Haushaͤlterinn iſt<lb/> ein rarer Vogel. Die meiſten denken nur auf<lb/> ihren eignen kuͤnftigen Haushalt. Wo haben der<lb/> Herr Vetter dieſes Kleinod gefunden?</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Vetter Sternberg hat ſie mir<lb/> empfohlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>Vetter Sternberg? — O, ich<lb/> kenne ihn — ob ich ihn gleich nicht kenne. Er<lb/> ſorgt fuͤr den Herrn Vetter, wie ein Sohn.</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Ja, dienſtfertig iſt er.</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>Er lebt mit Ihnen. Uns An-<lb/> dern iſt dieſes Gluͤck verſagt. Aber fern oder na-<lb/> he liebt und ehrt die ganze Familie den Herrn<lb/> Vetter, als ihr Oberhaupt und ihren Stolz.</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Gehorſamer Diener!</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>Urtheilen Sie alſo von der<lb/> toͤdtlichen Beſtuͤrzung, die unlaͤngſt <hi rendition="#g">gewiſſe</hi><lb/> Briefe - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker> <stage>(einfallend.)</stage> <p>Man hat Ihnen ge-<lb/> wiß meinen letzten Zufall gemeldet?</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <stage>(dringend.)</stage> <p>Was fuͤr einen Zufall?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0132]
Die Erbſchleicher.
Zwoͤlfter Auftritt.
Gerhard. Wittwe Ungewitter.
W. Ungew. Eine treue Haushaͤlterinn iſt
ein rarer Vogel. Die meiſten denken nur auf
ihren eignen kuͤnftigen Haushalt. Wo haben der
Herr Vetter dieſes Kleinod gefunden?
Gerhard. Vetter Sternberg hat ſie mir
empfohlen.
W. Ungew. Vetter Sternberg? — O, ich
kenne ihn — ob ich ihn gleich nicht kenne. Er
ſorgt fuͤr den Herrn Vetter, wie ein Sohn.
Gerhard. Ja, dienſtfertig iſt er.
W. Ungew. Er lebt mit Ihnen. Uns An-
dern iſt dieſes Gluͤck verſagt. Aber fern oder na-
he liebt und ehrt die ganze Familie den Herrn
Vetter, als ihr Oberhaupt und ihren Stolz.
Gerhard. Gehorſamer Diener!
W. Ungew. Urtheilen Sie alſo von der
toͤdtlichen Beſtuͤrzung, die unlaͤngſt gewiſſe
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