Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
wie seine Mutter -- versucht ers vor der Hand
-- mit der Trommel.
Justine. Sie sind eine glückliche Mutter!
W. Ungew. O, mein Kind, ich bitte um
einen Trunk Wasser.
Justine. Befehlen Sie Kaffee, Madam?
W. Ungew. Da müßten Sie mich be-
graben.
Justine. Schokolade? Glühwein?
W. Ungew. Nichts auf der Welt, als
Wasser.
Gerhard. Wasser in nüchternen Ma-
gen! -- Es ist gleich Mittag. Sie werden doch
einen Löffel Suppe bey mir annehmen? Haus-
mannskost!
W. Ungew. Wenn der Herr Vetter befeh-
len -- aber ich wäre untröstlich, Ihnen eine
Ueberlast - - -
Gerhard. Gehorsamer Diener!
W. Ungew. (zu Justinen.) In dem Falle,
Kind, mag mein Durst sich gedulden. Thun
Sie um meiner Existenz willen keinen Schritt!
Justine. Ich will nur die Existenz der Sup-
pe beschleunigen.

(Ab.)
Die Erbſchleicher.
wie ſeine Mutter — verſucht ers vor der Hand
— mit der Trommel.
Juſtine. Sie ſind eine gluͤckliche Mutter!
W. Ungew. O, mein Kind, ich bitte um
einen Trunk Waſſer.
Juſtine. Befehlen Sie Kaffee, Madam?
W. Ungew. Da muͤßten Sie mich be-
graben.
Juſtine. Schokolade? Gluͤhwein?
W. Ungew. Nichts auf der Welt, als
Waſſer.
Gerhard. Waſſer in nuͤchternen Ma-
gen! — Es iſt gleich Mittag. Sie werden doch
einen Loͤffel Suppe bey mir annehmen? Haus-
mannskoſt!
W. Ungew. Wenn der Herr Vetter befeh-
len — aber ich waͤre untroͤſtlich, Ihnen eine
Ueberlaſt - - -
Gerhard. Gehorſamer Diener!
W. Ungew. (zu Juſtinen.) In dem Falle,
Kind, mag mein Durſt ſich gedulden. Thun
Sie um meiner Exiſtenz willen keinen Schritt!
Juſtine. Ich will nur die Exiſtenz der Sup-
pe beſchleunigen.

(Ab.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#WUNGE">
            <p><pb facs="#f0131" n="125"/><fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
wie &#x017F;eine Mutter &#x2014; ver&#x017F;ucht ers vor der Hand<lb/>
&#x2014; mit der Trommel.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Sie &#x017F;ind eine glu&#x0364;ckliche Mutter!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>O, mein Kind, ich bitte um<lb/>
einen Trunk Wa&#x017F;&#x017F;er.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Befehlen Sie Kaffee, Madam?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Da mu&#x0364;ßten Sie mich be-<lb/>
graben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Schokolade? Glu&#x0364;hwein?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Nichts auf der Welt, als<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Wa&#x017F;&#x017F;er in <hi rendition="#g">nu&#x0364;chternen</hi> Ma-<lb/>
gen! &#x2014; Es i&#x017F;t gleich Mittag. Sie werden doch<lb/>
einen Lo&#x0364;ffel Suppe bey mir annehmen? Haus-<lb/>
mannsko&#x017F;t!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Wenn der Herr Vetter befeh-<lb/>
len &#x2014; aber ich wa&#x0364;re untro&#x0364;&#x017F;tlich, Ihnen eine<lb/>
Ueberla&#x017F;t - - -</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Gehor&#x017F;amer Diener!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <stage>(zu Ju&#x017F;tinen.)</stage>
            <p>In <hi rendition="#g">dem</hi> Falle,<lb/>
Kind, mag mein Dur&#x017F;t &#x017F;ich gedulden. Thun<lb/>
Sie um meiner Exi&#x017F;tenz willen keinen Schritt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Ich will nur die Exi&#x017F;tenz der Sup-<lb/>
pe be&#x017F;chleunigen.</p><lb/>
            <stage>(Ab.)</stage>
          </sp>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0131] Die Erbſchleicher. wie ſeine Mutter — verſucht ers vor der Hand — mit der Trommel. Juſtine. Sie ſind eine gluͤckliche Mutter! W. Ungew. O, mein Kind, ich bitte um einen Trunk Waſſer. Juſtine. Befehlen Sie Kaffee, Madam? W. Ungew. Da muͤßten Sie mich be- graben. Juſtine. Schokolade? Gluͤhwein? W. Ungew. Nichts auf der Welt, als Waſſer. Gerhard. Waſſer in nuͤchternen Ma- gen! — Es iſt gleich Mittag. Sie werden doch einen Loͤffel Suppe bey mir annehmen? Haus- mannskoſt! W. Ungew. Wenn der Herr Vetter befeh- len — aber ich waͤre untroͤſtlich, Ihnen eine Ueberlaſt - - - Gerhard. Gehorſamer Diener! W. Ungew. (zu Juſtinen.) In dem Falle, Kind, mag mein Durſt ſich gedulden. Thun Sie um meiner Exiſtenz willen keinen Schritt! Juſtine. Ich will nur die Exiſtenz der Sup- pe beſchleunigen. (Ab.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/131
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/131>, abgerufen am 23.11.2024.