Goldammer, Leo: Auf Wiedersehen! In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 157–185. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Backstube nach dem oberen Zimmer zu leiten und so dessen Heizung zu sparen. Schnell hinauf, du bist jung, und sieh zu, ob der Jude auch nicht den Riegel vor die Klappe geschoben. Der Jüngere gehorchte und kletterte auf den Ofen. Dort drückt er mit der Hand gegen die Klappe -- sie hebt sich. Nun setzt er den Kopf gegen die Klappe -- ein Gepolter im oberen Zimmer beweist, daß die Vorsicht Etwas darauf gestellt hatte -- sie weicht aber dem Druck, und mit Kopf, Schultern und Brust ist der Dieb in der Wohnung des Juden. Hinauf! hinauf! ruft der Strohmer von unten und klettert gleichfalls auf den Ofen. Der Andere verschwindet in das obere Gemach, der Strohmer folgt ihm. Im Wohnzimmer des Juden springt der Jüngere von Beiden zuerst nach dem Fenster und sieht hinaus auf die Straße. Am Ende derselben schlägt der rothe Hahn seine Flügel und fliegt von Dach zu Dach und wächst vor dem Winde zu einer Feuerwolke. Der Andere wirft einen schnellen Blick über die Wände, die Betten, die Schränke und ist mit dem Beil an einem derselben. Dieser Schrank ist zuunterst Commode, in der Mitte verschließt ihn eine nach oben schräg überfallende Klappe, der obere Theil ist ein Wäschspind mit Flügelthüren. In die Fuge der Klappe drückt der Strohmer die Schneide des Beils; sie kracht auf. Auf den Knall springt sein Gefährte vom Fenster zurück, und Beider Hände sind über die Schubfächer her. Backstube nach dem oberen Zimmer zu leiten und so dessen Heizung zu sparen. Schnell hinauf, du bist jung, und sieh zu, ob der Jude auch nicht den Riegel vor die Klappe geschoben. Der Jüngere gehorchte und kletterte auf den Ofen. Dort drückt er mit der Hand gegen die Klappe — sie hebt sich. Nun setzt er den Kopf gegen die Klappe — ein Gepolter im oberen Zimmer beweist, daß die Vorsicht Etwas darauf gestellt hatte — sie weicht aber dem Druck, und mit Kopf, Schultern und Brust ist der Dieb in der Wohnung des Juden. Hinauf! hinauf! ruft der Strohmer von unten und klettert gleichfalls auf den Ofen. Der Andere verschwindet in das obere Gemach, der Strohmer folgt ihm. Im Wohnzimmer des Juden springt der Jüngere von Beiden zuerst nach dem Fenster und sieht hinaus auf die Straße. Am Ende derselben schlägt der rothe Hahn seine Flügel und fliegt von Dach zu Dach und wächst vor dem Winde zu einer Feuerwolke. Der Andere wirft einen schnellen Blick über die Wände, die Betten, die Schränke und ist mit dem Beil an einem derselben. Dieser Schrank ist zuunterst Commode, in der Mitte verschließt ihn eine nach oben schräg überfallende Klappe, der obere Theil ist ein Wäschspind mit Flügelthüren. In die Fuge der Klappe drückt der Strohmer die Schneide des Beils; sie kracht auf. Auf den Knall springt sein Gefährte vom Fenster zurück, und Beider Hände sind über die Schubfächer her. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0017"/> Backstube nach dem oberen Zimmer zu leiten und so dessen Heizung zu sparen.</p><lb/> <p>Schnell hinauf, du bist jung, und sieh zu, ob der Jude auch nicht den Riegel vor die Klappe geschoben.</p><lb/> <p>Der Jüngere gehorchte und kletterte auf den Ofen. Dort drückt er mit der Hand gegen die Klappe — sie hebt sich. Nun setzt er den Kopf gegen die Klappe — ein Gepolter im oberen Zimmer beweist, daß die Vorsicht Etwas darauf gestellt hatte — sie weicht aber dem Druck, und mit Kopf, Schultern und Brust ist der Dieb in der Wohnung des Juden.</p><lb/> <p>Hinauf! hinauf! ruft der Strohmer von unten und klettert gleichfalls auf den Ofen. Der Andere verschwindet in das obere Gemach, der Strohmer folgt ihm.</p><lb/> <p>Im Wohnzimmer des Juden springt der Jüngere von Beiden zuerst nach dem Fenster und sieht hinaus auf die Straße. Am Ende derselben schlägt der rothe Hahn seine Flügel und fliegt von Dach zu Dach und wächst vor dem Winde zu einer Feuerwolke.</p><lb/> <p>Der Andere wirft einen schnellen Blick über die Wände, die Betten, die Schränke und ist mit dem Beil an einem derselben. Dieser Schrank ist zuunterst Commode, in der Mitte verschließt ihn eine nach oben schräg überfallende Klappe, der obere Theil ist ein Wäschspind mit Flügelthüren. In die Fuge der Klappe drückt der Strohmer die Schneide des Beils; sie kracht auf. Auf den Knall springt sein Gefährte vom Fenster zurück, und Beider Hände sind über die Schubfächer her.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Backstube nach dem oberen Zimmer zu leiten und so dessen Heizung zu sparen.
Schnell hinauf, du bist jung, und sieh zu, ob der Jude auch nicht den Riegel vor die Klappe geschoben.
Der Jüngere gehorchte und kletterte auf den Ofen. Dort drückt er mit der Hand gegen die Klappe — sie hebt sich. Nun setzt er den Kopf gegen die Klappe — ein Gepolter im oberen Zimmer beweist, daß die Vorsicht Etwas darauf gestellt hatte — sie weicht aber dem Druck, und mit Kopf, Schultern und Brust ist der Dieb in der Wohnung des Juden.
Hinauf! hinauf! ruft der Strohmer von unten und klettert gleichfalls auf den Ofen. Der Andere verschwindet in das obere Gemach, der Strohmer folgt ihm.
Im Wohnzimmer des Juden springt der Jüngere von Beiden zuerst nach dem Fenster und sieht hinaus auf die Straße. Am Ende derselben schlägt der rothe Hahn seine Flügel und fliegt von Dach zu Dach und wächst vor dem Winde zu einer Feuerwolke.
Der Andere wirft einen schnellen Blick über die Wände, die Betten, die Schränke und ist mit dem Beil an einem derselben. Dieser Schrank ist zuunterst Commode, in der Mitte verschließt ihn eine nach oben schräg überfallende Klappe, der obere Theil ist ein Wäschspind mit Flügelthüren. In die Fuge der Klappe drückt der Strohmer die Schneide des Beils; sie kracht auf. Auf den Knall springt sein Gefährte vom Fenster zurück, und Beider Hände sind über die Schubfächer her.
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Zitationshilfe: | Goldammer, Leo: Auf Wiedersehen! In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 157–185. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goldammer_wiedersehen_1910/17>, abgerufen am 16.07.2024. |