Goldammer, Leo: Eine Hochzeitsnacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [187]–203. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Es war 18** und December und 24 Grad Kälte, Mondschein und Hochzeit, und zwar im Dorfe Ober-Eyseln, da oben in Lithauen, hart an der russischen Grenze. Christoph Lagies hatte seine Urte Bernotike im Arm und auf der Brust hatte er ein Ehrenzeichen. Das Eine ließ ihn als den glücklichen Ehemann, das Andere als einen braven Streiter für sein Vaterland erkennen. Christoph saß mit seiner Urte im Brautwinkel, das ist der Platz in der Ecke des Zimmers, der dem gewaltigen Ofen schräg gegenüber beim Neubau eines Hauses in dortiger Gegend expreß dazu angelegt wird. Er verlangt seine gehörige Breite zwischen den Fenstern der Wände, damit man ihn ordentlich ausschmücken könne. Unter grünen Tannenzweigen, mit Goldflitter und bunten Bändern verziert, saßen die Brautleute gleich den Lämmlein im Moos einer Weihnachtpyramide. Der Jubel ringsumher war nicht klein, denn der Christoph hatte für todt gegolten, geblieben auf dem Felde der Ehre. Als aber die Lithauer wieder heimmarschirt waren, da war auch der Christoph mit ihnen zurückgekommen, Es war 18** und December und 24 Grad Kälte, Mondschein und Hochzeit, und zwar im Dorfe Ober-Eyseln, da oben in Lithauen, hart an der russischen Grenze. Christoph Lagies hatte seine Urte Bernotike im Arm und auf der Brust hatte er ein Ehrenzeichen. Das Eine ließ ihn als den glücklichen Ehemann, das Andere als einen braven Streiter für sein Vaterland erkennen. Christoph saß mit seiner Urte im Brautwinkel, das ist der Platz in der Ecke des Zimmers, der dem gewaltigen Ofen schräg gegenüber beim Neubau eines Hauses in dortiger Gegend expreß dazu angelegt wird. Er verlangt seine gehörige Breite zwischen den Fenstern der Wände, damit man ihn ordentlich ausschmücken könne. Unter grünen Tannenzweigen, mit Goldflitter und bunten Bändern verziert, saßen die Brautleute gleich den Lämmlein im Moos einer Weihnachtpyramide. Der Jubel ringsumher war nicht klein, denn der Christoph hatte für todt gegolten, geblieben auf dem Felde der Ehre. Als aber die Lithauer wieder heimmarschirt waren, da war auch der Christoph mit ihnen zurückgekommen, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0008"/> <div n="1"> <p>Es war 18** und December und 24 Grad Kälte, Mondschein und Hochzeit, und zwar im Dorfe Ober-Eyseln, da oben in Lithauen, hart an der russischen Grenze. Christoph Lagies hatte seine Urte Bernotike im Arm und auf der Brust hatte er ein Ehrenzeichen. Das Eine ließ ihn als den glücklichen Ehemann, das Andere als einen braven Streiter für sein Vaterland erkennen.</p><lb/> <p>Christoph saß mit seiner Urte im Brautwinkel, das ist der Platz in der Ecke des Zimmers, der dem gewaltigen Ofen schräg gegenüber beim Neubau eines Hauses in dortiger Gegend expreß dazu angelegt wird. Er verlangt seine gehörige Breite zwischen den Fenstern der Wände, damit man ihn ordentlich ausschmücken könne. Unter grünen Tannenzweigen, mit Goldflitter und bunten Bändern verziert, saßen die Brautleute gleich den Lämmlein im Moos einer Weihnachtpyramide. Der Jubel ringsumher war nicht klein, denn der Christoph hatte für todt gegolten, geblieben auf dem Felde der Ehre. Als aber die Lithauer wieder heimmarschirt waren, da war auch der Christoph mit ihnen zurückgekommen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0008]
Es war 18** und December und 24 Grad Kälte, Mondschein und Hochzeit, und zwar im Dorfe Ober-Eyseln, da oben in Lithauen, hart an der russischen Grenze. Christoph Lagies hatte seine Urte Bernotike im Arm und auf der Brust hatte er ein Ehrenzeichen. Das Eine ließ ihn als den glücklichen Ehemann, das Andere als einen braven Streiter für sein Vaterland erkennen.
Christoph saß mit seiner Urte im Brautwinkel, das ist der Platz in der Ecke des Zimmers, der dem gewaltigen Ofen schräg gegenüber beim Neubau eines Hauses in dortiger Gegend expreß dazu angelegt wird. Er verlangt seine gehörige Breite zwischen den Fenstern der Wände, damit man ihn ordentlich ausschmücken könne. Unter grünen Tannenzweigen, mit Goldflitter und bunten Bändern verziert, saßen die Brautleute gleich den Lämmlein im Moos einer Weihnachtpyramide. Der Jubel ringsumher war nicht klein, denn der Christoph hatte für todt gegolten, geblieben auf dem Felde der Ehre. Als aber die Lithauer wieder heimmarschirt waren, da war auch der Christoph mit ihnen zurückgekommen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T15:53:03Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T15:53:03Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |