Goldammer, Leo: Eine Hochzeitsnacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [187]–203. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.er sich davon überzeugt hatte, griff er nach dem Pulverhorn und dem Kugelbeutel, steckte Beides zu sich und war mit wenigen Sätzen zur Hinterthür hinaus und durch den Garten an den Niemen, dessen breite Eisdecke er hastig überschritt, um sich in der Nähe des Ufers in eine zu seinem Zwecke schon am Tage von ihm erbaute, sehr niedrige, schneeüberworfene Hütte flach auf den Boden zu legen. Die Musikanten ließen eben wieder eine ihrer lustigsten Weisen erschallen, und den Jubel der Gäste hörte er dazwischen aus dem Dorfe herüber, als er sich kaum in eine für den Anschlag geeignete Lage gebracht und nun sein Auge über die weite, freie Ebene schweifen ließ, wo er den Köder gelegt wußte. Bald sah Christoph Etwas, das Dem ähnlich sah, was er suchte. Mit einem raschen Griff prüfte er das Schloß seiner Büchse, und als er Alles in Ordnung fand, richtete er den Blick wieder in die Ferne und sprach vor sich hin: Bewegung ist in dem Dinge; die Art der Bewegung läßt mich aber nicht schließen auf einen Fuchs -- müßten sich ihrer auch an andern Orten noch zeigen -- läßt sich aber Nichts weiter erblicken auf dem Schneefelde vor mir. Es muß ein Feind der Füchse sein, was da kommt. Mir schon recht, ich bin ihr Freund auch nicht, werden aber trotzdem keine Kameradschaft machen mit einander. Wieder sah er hinaus auf das dunkle sich nähernde Etwas. Der Brangwine und die Hochzeit -- es flimmert mir vor den Augen wie all nichts Gutes. -- Was fällt er sich davon überzeugt hatte, griff er nach dem Pulverhorn und dem Kugelbeutel, steckte Beides zu sich und war mit wenigen Sätzen zur Hinterthür hinaus und durch den Garten an den Niemen, dessen breite Eisdecke er hastig überschritt, um sich in der Nähe des Ufers in eine zu seinem Zwecke schon am Tage von ihm erbaute, sehr niedrige, schneeüberworfene Hütte flach auf den Boden zu legen. Die Musikanten ließen eben wieder eine ihrer lustigsten Weisen erschallen, und den Jubel der Gäste hörte er dazwischen aus dem Dorfe herüber, als er sich kaum in eine für den Anschlag geeignete Lage gebracht und nun sein Auge über die weite, freie Ebene schweifen ließ, wo er den Köder gelegt wußte. Bald sah Christoph Etwas, das Dem ähnlich sah, was er suchte. Mit einem raschen Griff prüfte er das Schloß seiner Büchse, und als er Alles in Ordnung fand, richtete er den Blick wieder in die Ferne und sprach vor sich hin: Bewegung ist in dem Dinge; die Art der Bewegung läßt mich aber nicht schließen auf einen Fuchs — müßten sich ihrer auch an andern Orten noch zeigen — läßt sich aber Nichts weiter erblicken auf dem Schneefelde vor mir. Es muß ein Feind der Füchse sein, was da kommt. Mir schon recht, ich bin ihr Freund auch nicht, werden aber trotzdem keine Kameradschaft machen mit einander. Wieder sah er hinaus auf das dunkle sich nähernde Etwas. Der Brangwine und die Hochzeit — es flimmert mir vor den Augen wie all nichts Gutes. — Was fällt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012"/> er sich davon überzeugt hatte, griff er nach dem Pulverhorn und dem Kugelbeutel, steckte Beides zu sich und war mit wenigen Sätzen zur Hinterthür hinaus und durch den Garten an den Niemen, dessen breite Eisdecke er hastig überschritt, um sich in der Nähe des Ufers in eine zu seinem Zwecke schon am Tage von ihm erbaute, sehr niedrige, schneeüberworfene Hütte flach auf den Boden zu legen. Die Musikanten ließen eben wieder eine ihrer lustigsten Weisen erschallen, und den Jubel der Gäste hörte er dazwischen aus dem Dorfe herüber, als er sich kaum in eine für den Anschlag geeignete Lage gebracht und nun sein Auge über die weite, freie Ebene schweifen ließ, wo er den Köder gelegt wußte. Bald sah Christoph Etwas, das Dem ähnlich sah, was er suchte. Mit einem raschen Griff prüfte er das Schloß seiner Büchse, und als er Alles in Ordnung fand, richtete er den Blick wieder in die Ferne und sprach vor sich hin: Bewegung ist in dem Dinge; die Art der Bewegung läßt mich aber nicht schließen auf einen Fuchs — müßten sich ihrer auch an andern Orten noch zeigen — läßt sich aber Nichts weiter erblicken auf dem Schneefelde vor mir. Es muß ein Feind der Füchse sein, was da kommt. Mir schon recht, ich bin ihr Freund auch nicht, werden aber trotzdem keine Kameradschaft machen mit einander.</p><lb/> <p>Wieder sah er hinaus auf das dunkle sich nähernde Etwas.</p><lb/> <p>Der Brangwine und die Hochzeit — es flimmert mir vor den Augen wie all nichts Gutes. — Was fällt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
er sich davon überzeugt hatte, griff er nach dem Pulverhorn und dem Kugelbeutel, steckte Beides zu sich und war mit wenigen Sätzen zur Hinterthür hinaus und durch den Garten an den Niemen, dessen breite Eisdecke er hastig überschritt, um sich in der Nähe des Ufers in eine zu seinem Zwecke schon am Tage von ihm erbaute, sehr niedrige, schneeüberworfene Hütte flach auf den Boden zu legen. Die Musikanten ließen eben wieder eine ihrer lustigsten Weisen erschallen, und den Jubel der Gäste hörte er dazwischen aus dem Dorfe herüber, als er sich kaum in eine für den Anschlag geeignete Lage gebracht und nun sein Auge über die weite, freie Ebene schweifen ließ, wo er den Köder gelegt wußte. Bald sah Christoph Etwas, das Dem ähnlich sah, was er suchte. Mit einem raschen Griff prüfte er das Schloß seiner Büchse, und als er Alles in Ordnung fand, richtete er den Blick wieder in die Ferne und sprach vor sich hin: Bewegung ist in dem Dinge; die Art der Bewegung läßt mich aber nicht schließen auf einen Fuchs — müßten sich ihrer auch an andern Orten noch zeigen — läßt sich aber Nichts weiter erblicken auf dem Schneefelde vor mir. Es muß ein Feind der Füchse sein, was da kommt. Mir schon recht, ich bin ihr Freund auch nicht, werden aber trotzdem keine Kameradschaft machen mit einander.
Wieder sah er hinaus auf das dunkle sich nähernde Etwas.
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Zitationshilfe: | Goldammer, Leo: Eine Hochzeitsnacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [187]–203. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goldammer_hochzeitsnacht_1910/12>, abgerufen am 28.07.2024. |