nehmes Lustwäldchen, eben da die Sonne auf- gieng. Sie aber verschwand.
Voll Verwunderung gieng er da eine Wei- le herum, und es war ihm alles unbekannt. Endlich begegnete ihm ein Prediger mit vier gesunden und muntern Kindern. Er gieng ihm näher, und fragte, wo er wäre? "Sie sind im Thüringischen, sagte der Mann, mit einer ungemeinen Freundlichkeit, nicht weit vom Schwarzwalde, und steckte das Buch ein, wo ich nicht irre: Sulzers Unterredun- gen über die Schönheiten der Natur, worinn er gelesen hatte.
Und was machen sie denn schon so früh hier, fragte er den Prediger? Auch die Kin- derchen da -- können denn die schon so früh aufstehen? "Ich, sagte der Prediger, habe hier eine sehr mäßige Landpfarre; aber durch meinen Fleiß erhalte ich mich und meine Kin- der sehr gut. Denn man braucht wenig, um
vergnügt
nehmes Luſtwaͤldchen, eben da die Sonne auf- gieng. Sie aber verſchwand.
Voll Verwunderung gieng er da eine Wei- le herum, und es war ihm alles unbekannt. Endlich begegnete ihm ein Prediger mit vier geſunden und muntern Kindern. Er gieng ihm naͤher, und fragte, wo er waͤre? „Sie ſind im Thuͤringiſchen, ſagte der Mann, mit einer ungemeinen Freundlichkeit, nicht weit vom Schwarzwalde, und ſteckte das Buch ein, wo ich nicht irre: Sulzers Unterredun- gen uͤber die Schoͤnheiten der Natur, worinn er geleſen hatte.
Und was machen ſie denn ſchon ſo fruͤh hier, fragte er den Prediger? Auch die Kin- derchen da — koͤnnen denn die ſchon ſo fruͤh aufſtehen? „Ich, ſagte der Prediger, habe hier eine ſehr maͤßige Landpfarre; aber durch meinen Fleiß erhalte ich mich und meine Kin- der ſehr gut. Denn man braucht wenig, um
vergnuͤgt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0084"n="62"/>
nehmes Luſtwaͤldchen, eben da die Sonne auf-<lb/>
gieng. Sie aber verſchwand.</p><lb/><p>Voll Verwunderung gieng er da eine Wei-<lb/>
le herum, und es war ihm alles unbekannt.<lb/>
Endlich begegnete ihm ein Prediger mit vier<lb/>
geſunden und muntern Kindern. Er gieng<lb/>
ihm naͤher, und fragte, wo er waͤre? „Sie<lb/>ſind im Thuͤringiſchen, ſagte der Mann, mit<lb/>
einer ungemeinen Freundlichkeit, nicht weit<lb/>
vom Schwarzwalde, und ſteckte das Buch<lb/>
ein, wo ich nicht irre: <hirendition="#fr">Sulzers</hi> Unterredun-<lb/>
gen uͤber die Schoͤnheiten der Natur, worinn<lb/>
er geleſen hatte.</p><lb/><p>Und was machen ſie denn ſchon ſo fruͤh<lb/>
hier, fragte er den Prediger? Auch die Kin-<lb/>
derchen da — koͤnnen denn die ſchon ſo fruͤh<lb/>
aufſtehen? „Ich, ſagte der Prediger, habe<lb/>
hier eine ſehr maͤßige Landpfarre; aber durch<lb/>
meinen Fleiß erhalte ich mich und meine Kin-<lb/>
der ſehr gut. Denn man braucht wenig, um<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vergnuͤgt</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[62/0084]
nehmes Luſtwaͤldchen, eben da die Sonne auf-
gieng. Sie aber verſchwand.
Voll Verwunderung gieng er da eine Wei-
le herum, und es war ihm alles unbekannt.
Endlich begegnete ihm ein Prediger mit vier
geſunden und muntern Kindern. Er gieng
ihm naͤher, und fragte, wo er waͤre? „Sie
ſind im Thuͤringiſchen, ſagte der Mann, mit
einer ungemeinen Freundlichkeit, nicht weit
vom Schwarzwalde, und ſteckte das Buch
ein, wo ich nicht irre: Sulzers Unterredun-
gen uͤber die Schoͤnheiten der Natur, worinn
er geleſen hatte.
Und was machen ſie denn ſchon ſo fruͤh
hier, fragte er den Prediger? Auch die Kin-
derchen da — koͤnnen denn die ſchon ſo fruͤh
aufſtehen? „Ich, ſagte der Prediger, habe
hier eine ſehr maͤßige Landpfarre; aber durch
meinen Fleiß erhalte ich mich und meine Kin-
der ſehr gut. Denn man braucht wenig, um
vergnuͤgt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/84>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.