Folgen hat. Zweytens, daß sie sich gar bald kurzsichtig gewöhnen.
Denn wenn man mit den Augen zu dichte aufliegt, und sich gewöhnt, alles nur ganz nahe nahe zu besehen; so öffnet sich der Stern, oder die Pupille im Auge zu stark. Und wenn das zu oft geschiehet; so bleibt sie zu weit of- fen stehen, daß man die Dinge in der Ferne nicht deutlich mehr erkennen, und bloß nur in der Nähe sehen kann.
Das sieht erstlich schlecht aus, wenn man alles so dichte vor die Augen halten muß. Das ist zweytens sehr beschwerlich und unangenehm, wenn man in der Folge nur halb sehen kann, und, wenn man mit einem über die Straße geht, immer fragen muß: wer ist das, der da herkömmt, oder der da im Fenster sitzt? Das bringt einen drittens um manches Ver- gnügen der schönen Natur, welches diejeni- gen genießen, die gut in die Ferne sehen kön-
nen.
Folgen hat. Zweytens, daß ſie ſich gar bald kurzſichtig gewoͤhnen.
Denn wenn man mit den Augen zu dichte aufliegt, und ſich gewoͤhnt, alles nur ganz nahe nahe zu beſehen; ſo oͤffnet ſich der Stern, oder die Pupille im Auge zu ſtark. Und wenn das zu oft geſchiehet; ſo bleibt ſie zu weit of- fen ſtehen, daß man die Dinge in der Ferne nicht deutlich mehr erkennen, und bloß nur in der Naͤhe ſehen kann.
Das ſieht erſtlich ſchlecht aus, wenn man alles ſo dichte vor die Augen halten muß. Das iſt zweytens ſehr beſchwerlich und unangenehm, wenn man in der Folge nur halb ſehen kann, und, wenn man mit einem uͤber die Straße geht, immer fragen muß: wer iſt das, der da herkoͤmmt, oder der da im Fenſter ſitzt? Das bringt einen drittens um manches Ver- gnuͤgen der ſchoͤnen Natur, welches diejeni- gen genießen, die gut in die Ferne ſehen koͤn-
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Folgen hat. Zweytens, daß ſie ſich gar bald
kurzſichtig gewoͤhnen.
Denn wenn man mit den Augen zu dichte
aufliegt, und ſich gewoͤhnt, alles nur ganz
nahe nahe zu beſehen; ſo oͤffnet ſich der Stern,
oder die Pupille im Auge zu ſtark. Und wenn
das zu oft geſchiehet; ſo bleibt ſie zu weit of-
fen ſtehen, daß man die Dinge in der Ferne
nicht deutlich mehr erkennen, und bloß nur
in der Naͤhe ſehen kann.
Das ſieht erſtlich ſchlecht aus, wenn man
alles ſo dichte vor die Augen halten muß. Das
iſt zweytens ſehr beſchwerlich und unangenehm,
wenn man in der Folge nur halb ſehen kann,
und, wenn man mit einem uͤber die Straße
geht, immer fragen muß: wer iſt das, der
da herkoͤmmt, oder der da im Fenſter ſitzt?
Das bringt einen drittens um manches Ver-
gnuͤgen der ſchoͤnen Natur, welches diejeni-
gen genießen, die gut in die Ferne ſehen koͤn-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/58>, abgerufen am 03.12.2024.
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