Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

machten? Der liebe Gott hätte es lieber gar
nicht sollen ins Wasser fallen lassen.

Vater. So mußt du dir die Sache nicht
vorstellen. Gott thut keine Wunder durch sei-
ne Allmacht, so wenig, wenn er etwas hin-
dern will, als wenn er etwas zuläßt, und
nicht hindert. Sonst müßte er alle Augen-
blicke Wunder thun. Er hat aber alles vor-
hergesehen, wie eine Sache kommen wird,
und darnach alle Umstände eingerichtet; nicht,
daß es so kommen soll, und also keiner seinem
Schicksal entgehen könne, wie die Leute zu
sagen pflegen, und sich damit entschuldigen,
wenn sie was Böses gethan haben: das sollte
so seyn: das ist so über mich verhängt ge-
wesen -- Nein! sondern Gott hats so einge-
richtet, wie es nach seinen Absichten kommen
soll, und zwar immer zum Besten der Men-
schen. Es kömmt also nichts, gar nichts von
ohngefähr, sondern ohne Gottes Willen fällt

auch

machten? Der liebe Gott haͤtte es lieber gar
nicht ſollen ins Waſſer fallen laſſen.

Vater. So mußt du dir die Sache nicht
vorſtellen. Gott thut keine Wunder durch ſei-
ne Allmacht, ſo wenig, wenn er etwas hin-
dern will, als wenn er etwas zulaͤßt, und
nicht hindert. Sonſt muͤßte er alle Augen-
blicke Wunder thun. Er hat aber alles vor-
hergeſehen, wie eine Sache kommen wird,
und darnach alle Umſtaͤnde eingerichtet; nicht,
daß es ſo kommen ſoll, und alſo keiner ſeinem
Schickſal entgehen koͤnne, wie die Leute zu
ſagen pflegen, und ſich damit entſchuldigen,
wenn ſie was Boͤſes gethan haben: das ſollte
ſo ſeyn: das iſt ſo uͤber mich verhaͤngt ge-
weſen — Nein! ſondern Gott hats ſo einge-
richtet, wie es nach ſeinen Abſichten kommen
ſoll, und zwar immer zum Beſten der Men-
ſchen. Es koͤmmt alſo nichts, gar nichts von
ohngefaͤhr, ſondern ohne Gottes Willen faͤllt

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0323" n="301"/>
machten? Der liebe Gott ha&#x0364;tte es lieber gar<lb/>
nicht &#x017F;ollen ins Wa&#x017F;&#x017F;er fallen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Vater</hi>. So mußt du dir die Sache nicht<lb/>
vor&#x017F;tellen. Gott thut keine Wunder durch &#x017F;ei-<lb/>
ne Allmacht, &#x017F;o wenig, wenn er etwas hin-<lb/>
dern will, als wenn er etwas zula&#x0364;ßt, und<lb/>
nicht hindert. Son&#x017F;t mu&#x0364;ßte er alle Augen-<lb/>
blicke Wunder thun. Er hat aber alles vor-<lb/>
herge&#x017F;ehen, wie eine Sache kommen wird,<lb/>
und darnach alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde eingerichtet; nicht,<lb/>
daß es &#x017F;o kommen <hi rendition="#fr">&#x017F;oll</hi>, und al&#x017F;o keiner &#x017F;einem<lb/>
Schick&#x017F;al entgehen ko&#x0364;nne, wie die Leute zu<lb/>
&#x017F;agen pflegen, und &#x017F;ich damit ent&#x017F;chuldigen,<lb/>
wenn &#x017F;ie was Bo&#x0364;&#x017F;es gethan haben: das &#x017F;ollte<lb/>
&#x017F;o &#x017F;eyn: das i&#x017F;t &#x017F;o u&#x0364;ber mich verha&#x0364;ngt ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x2014; Nein! &#x017F;ondern Gott hats &#x017F;o einge-<lb/>
richtet, wie es nach &#x017F;einen Ab&#x017F;ichten kommen<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;oll</hi>, und zwar immer zum Be&#x017F;ten der Men-<lb/>
&#x017F;chen. Es ko&#x0364;mmt al&#x017F;o nichts, gar nichts von<lb/>
ohngefa&#x0364;hr, &#x017F;ondern ohne Gottes Willen fa&#x0364;llt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0323] machten? Der liebe Gott haͤtte es lieber gar nicht ſollen ins Waſſer fallen laſſen. Vater. So mußt du dir die Sache nicht vorſtellen. Gott thut keine Wunder durch ſei- ne Allmacht, ſo wenig, wenn er etwas hin- dern will, als wenn er etwas zulaͤßt, und nicht hindert. Sonſt muͤßte er alle Augen- blicke Wunder thun. Er hat aber alles vor- hergeſehen, wie eine Sache kommen wird, und darnach alle Umſtaͤnde eingerichtet; nicht, daß es ſo kommen ſoll, und alſo keiner ſeinem Schickſal entgehen koͤnne, wie die Leute zu ſagen pflegen, und ſich damit entſchuldigen, wenn ſie was Boͤſes gethan haben: das ſollte ſo ſeyn: das iſt ſo uͤber mich verhaͤngt ge- weſen — Nein! ſondern Gott hats ſo einge- richtet, wie es nach ſeinen Abſichten kommen ſoll, und zwar immer zum Beſten der Men- ſchen. Es koͤmmt alſo nichts, gar nichts von ohngefaͤhr, ſondern ohne Gottes Willen faͤllt auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/323
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/323>, abgerufen am 23.11.2024.