Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Verdauungskräfte der Kinder ungemein ge-
schwächt, daß sie im Wachsthum gehindert
werden, und die englische Krankheit kriegen.
Hütet euch doch ja, und tödtet doch die Kin-
der nicht durch eine gutmeynende thörichte
Liebe.

Gustchen. O Mutter! wir wollen Ihnen
gerne folgen.

Dorchen. Ja! ja! Fritze wird mir, so
lange ich lebe, immer vor Augen stehen, wenn
ich Klump und Kuchen sehe.

Gustchen. Der hieß auch Fritze, der in
Campens Sittenbüchlein, wie Guthwill er-
zählt, sich an gebackenem Obst und heißen
Klösen zu todte gefressen hatte.

Mutter. Ihr seht also, was aus der
Gierigkeit entstehen kann. Mäßigkeit erhält,
aber Unmäßigkeit und Gierigkeit tödtet. Und
überdem ist die Gefräßigkeit eine Sache, die sich
nicht für Menschen schickt, sondern für die Thiere

gehört,
G 5

Verdauungskraͤfte der Kinder ungemein ge-
ſchwaͤcht, daß ſie im Wachsthum gehindert
werden, und die engliſche Krankheit kriegen.
Huͤtet euch doch ja, und toͤdtet doch die Kin-
der nicht durch eine gutmeynende thoͤrichte
Liebe.

Guſtchen. O Mutter! wir wollen Ihnen
gerne folgen.

Dorchen. Ja! ja! Fritze wird mir, ſo
lange ich lebe, immer vor Augen ſtehen, wenn
ich Klump und Kuchen ſehe.

Guſtchen. Der hieß auch Fritze, der in
Campens Sittenbuͤchlein, wie Guthwill er-
zaͤhlt, ſich an gebackenem Obſt und heißen
Kloͤſen zu todte gefreſſen hatte.

Mutter. Ihr ſeht alſo, was aus der
Gierigkeit entſtehen kann. Maͤßigkeit erhaͤlt,
aber Unmaͤßigkeit und Gierigkeit toͤdtet. Und
uͤberdem iſt die Gefraͤßigkeit eine Sache, die ſich
nicht fuͤr Menſchen ſchickt, ſondern fuͤr die Thiere

gehoͤrt,
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0127" n="105"/>
Verdauungskra&#x0364;fte der Kinder ungemein ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cht, daß &#x017F;ie im Wachsthum gehindert<lb/>
werden, und die engli&#x017F;che Krankheit kriegen.<lb/>
Hu&#x0364;tet euch doch ja, und to&#x0364;dtet doch die Kin-<lb/>
der nicht durch eine gutmeynende tho&#x0364;richte<lb/>
Liebe.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gu&#x017F;tchen</hi>. O Mutter! wir wollen Ihnen<lb/>
gerne folgen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Dorchen</hi>. Ja! ja! Fritze wird mir, &#x017F;o<lb/>
lange ich lebe, immer vor Augen &#x017F;tehen, wenn<lb/>
ich Klump und Kuchen &#x017F;ehe.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gu&#x017F;tchen</hi>. Der hieß auch Fritze, der in<lb/>
Campens Sittenbu&#x0364;chlein, wie Guthwill er-<lb/>
za&#x0364;hlt, &#x017F;ich an gebackenem Ob&#x017F;t und heißen<lb/>
Klo&#x0364;&#x017F;en zu todte gefre&#x017F;&#x017F;en hatte.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Mutter</hi>. Ihr &#x017F;eht al&#x017F;o, was aus der<lb/>
Gierigkeit ent&#x017F;tehen kann. Ma&#x0364;ßigkeit erha&#x0364;lt,<lb/>
aber Unma&#x0364;ßigkeit und Gierigkeit to&#x0364;dtet. Und<lb/>
u&#x0364;berdem i&#x017F;t die Gefra&#x0364;ßigkeit eine Sache, die &#x017F;ich<lb/>
nicht fu&#x0364;r Men&#x017F;chen &#x017F;chickt, &#x017F;ondern fu&#x0364;r die Thiere<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><fw place="bottom" type="catch">geho&#x0364;rt,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0127] Verdauungskraͤfte der Kinder ungemein ge- ſchwaͤcht, daß ſie im Wachsthum gehindert werden, und die engliſche Krankheit kriegen. Huͤtet euch doch ja, und toͤdtet doch die Kin- der nicht durch eine gutmeynende thoͤrichte Liebe. Guſtchen. O Mutter! wir wollen Ihnen gerne folgen. Dorchen. Ja! ja! Fritze wird mir, ſo lange ich lebe, immer vor Augen ſtehen, wenn ich Klump und Kuchen ſehe. Guſtchen. Der hieß auch Fritze, der in Campens Sittenbuͤchlein, wie Guthwill er- zaͤhlt, ſich an gebackenem Obſt und heißen Kloͤſen zu todte gefreſſen hatte. Mutter. Ihr ſeht alſo, was aus der Gierigkeit entſtehen kann. Maͤßigkeit erhaͤlt, aber Unmaͤßigkeit und Gierigkeit toͤdtet. Und uͤberdem iſt die Gefraͤßigkeit eine Sache, die ſich nicht fuͤr Menſchen ſchickt, ſondern fuͤr die Thiere gehoͤrt, G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/127
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/127>, abgerufen am 27.04.2024.