wirs besser verstehen, so wird uns die Furcht natürlich.
Ja, Dorchen, so ist es auch. Du hast recht. Daher hab' ich meine Furcht. Bloß von der Kindermuhme. Die schrie so entsetz- lich auf, wenn sie eine Maus sahe, daß ich zusammenfuhr. Dann zeigte sie auf das Thierchen, und sagte: ba, ba, ein häßli- ches, giftiges Thier. Lief auch wohl mit mir zur Stube heraus. Nun will ich doch sehen, ob ich das nicht lassen kann, da du die Mäuse sogar beym Schwanze kriegst. Der ist ja aber giftig.
Nein, Fritzchen! das ist er nicht, sagte Dorchen. Das sagen die Leute nur so, weil sie es nicht besser wissen. Mein Vater sagt aber ganz anders. Er ist ganz voll Sta- cheln und Haare, besonders bey den Ratzen. Ach ich habe einmal ein Stückchen Haut von einem solchen Schwanze unter des Vaters
Ver-
wirs beſſer verſtehen, ſo wird uns die Furcht natuͤrlich.
Ja, Dorchen, ſo iſt es auch. Du haſt recht. Daher hab’ ich meine Furcht. Bloß von der Kindermuhme. Die ſchrie ſo entſetz- lich auf, wenn ſie eine Maus ſahe, daß ich zuſammenfuhr. Dann zeigte ſie auf das Thierchen, und ſagte: ba, ba, ein haͤßli- ches, giftiges Thier. Lief auch wohl mit mir zur Stube heraus. Nun will ich doch ſehen, ob ich das nicht laſſen kann, da du die Maͤuſe ſogar beym Schwanze kriegſt. Der iſt ja aber giftig.
Nein, Fritzchen! das iſt er nicht, ſagte Dorchen. Das ſagen die Leute nur ſo, weil ſie es nicht beſſer wiſſen. Mein Vater ſagt aber ganz anders. Er iſt ganz voll Sta- cheln und Haare, beſonders bey den Ratzen. Ach ich habe einmal ein Stuͤckchen Haut von einem ſolchen Schwanze unter des Vaters
Ver-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0242"n="220"/>
wirs beſſer verſtehen, ſo wird uns die Furcht<lb/>
natuͤrlich.</p><lb/><p>Ja, Dorchen, ſo iſt es auch. Du haſt<lb/>
recht. Daher hab’ ich meine Furcht. Bloß<lb/>
von der Kindermuhme. Die ſchrie ſo entſetz-<lb/>
lich auf, wenn ſie eine Maus ſahe, daß ich<lb/>
zuſammenfuhr. Dann zeigte ſie auf das<lb/>
Thierchen, und ſagte: ba, ba, ein haͤßli-<lb/>
ches, giftiges Thier. Lief auch wohl mit<lb/>
mir zur Stube heraus. Nun will ich doch<lb/>ſehen, ob ich das nicht laſſen kann, da du<lb/>
die Maͤuſe ſogar beym Schwanze kriegſt.<lb/>
Der iſt ja aber giftig.</p><lb/><p>Nein, Fritzchen! das iſt er nicht, ſagte<lb/>
Dorchen. Das ſagen die Leute nur ſo, weil<lb/>ſie es nicht beſſer wiſſen. Mein Vater ſagt<lb/>
aber ganz anders. Er iſt ganz voll Sta-<lb/>
cheln und Haare, beſonders bey den Ratzen.<lb/>
Ach ich habe einmal ein Stuͤckchen Haut von<lb/>
einem ſolchen Schwanze unter des Vaters<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ver-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[220/0242]
wirs beſſer verſtehen, ſo wird uns die Furcht
natuͤrlich.
Ja, Dorchen, ſo iſt es auch. Du haſt
recht. Daher hab’ ich meine Furcht. Bloß
von der Kindermuhme. Die ſchrie ſo entſetz-
lich auf, wenn ſie eine Maus ſahe, daß ich
zuſammenfuhr. Dann zeigte ſie auf das
Thierchen, und ſagte: ba, ba, ein haͤßli-
ches, giftiges Thier. Lief auch wohl mit
mir zur Stube heraus. Nun will ich doch
ſehen, ob ich das nicht laſſen kann, da du
die Maͤuſe ſogar beym Schwanze kriegſt.
Der iſt ja aber giftig.
Nein, Fritzchen! das iſt er nicht, ſagte
Dorchen. Das ſagen die Leute nur ſo, weil
ſie es nicht beſſer wiſſen. Mein Vater ſagt
aber ganz anders. Er iſt ganz voll Sta-
cheln und Haare, beſonders bey den Ratzen.
Ach ich habe einmal ein Stuͤckchen Haut von
einem ſolchen Schwanze unter des Vaters
Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/242>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.