Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

die Pferde aber wieder flüchtig geworden
wären.

In der Stadt wurde der Spektakel im-
mer größer. Dieß bewog den Postmeister,
bey der Garnison zu bitten, ein Commando
Soldaten den nächsten Abend herauszuschi-
cken, und die Sache genauer untersuchen zu
lassen. Ein Unterofficier mit sechs Mann
wird herausgeschickt. Als sie in der Däm-
merung dem Galgen näher kommen, sehen
sie schon die Körper gegen einander fliegen,
und hören auch ein Aechzen: hau! hau! Die
Haare steigen ihnen zu Berge; sie laufen al-
le davon, und berichten, was sie gesehen ha-
ben. Des andern Abends wird ein Lieute-
nant mit zwanzig Mann und zween Unterof-
ficiers herausgeschickt. Als sie ankommen,
geht das Spiel schon vor sich. Das Com-
mando macht Halt, und der Officier, ein
vernünftiger und beherzter Mann, sagt: hier

bleibt

die Pferde aber wieder fluͤchtig geworden
waͤren.

In der Stadt wurde der Spektakel im-
mer groͤßer. Dieß bewog den Poſtmeiſter,
bey der Garniſon zu bitten, ein Commando
Soldaten den naͤchſten Abend herauszuſchi-
cken, und die Sache genauer unterſuchen zu
laſſen. Ein Unterofficier mit ſechs Mann
wird herausgeſchickt. Als ſie in der Daͤm-
merung dem Galgen naͤher kommen, ſehen
ſie ſchon die Koͤrper gegen einander fliegen,
und hoͤren auch ein Aechzen: hau! hau! Die
Haare ſteigen ihnen zu Berge; ſie laufen al-
le davon, und berichten, was ſie geſehen ha-
ben. Des andern Abends wird ein Lieute-
nant mit zwanzig Mann und zween Unterof-
ficiers herausgeſchickt. Als ſie ankommen,
geht das Spiel ſchon vor ſich. Das Com-
mando macht Halt, und der Officier, ein
vernuͤnftiger und beherzter Mann, ſagt: hier

bleibt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0214" n="192"/>
die Pferde aber wieder flu&#x0364;chtig geworden<lb/>
wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>In der Stadt wurde der Spektakel im-<lb/>
mer gro&#x0364;ßer. Dieß bewog den Po&#x017F;tmei&#x017F;ter,<lb/>
bey der Garni&#x017F;on zu bitten, ein Commando<lb/>
Soldaten den na&#x0364;ch&#x017F;ten Abend herauszu&#x017F;chi-<lb/>
cken, und die Sache genauer unter&#x017F;uchen zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Ein Unterofficier mit &#x017F;echs Mann<lb/>
wird herausge&#x017F;chickt. Als &#x017F;ie in der Da&#x0364;m-<lb/>
merung dem Galgen na&#x0364;her kommen, &#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chon die Ko&#x0364;rper gegen einander fliegen,<lb/>
und ho&#x0364;ren auch ein Aechzen: hau! hau! Die<lb/>
Haare &#x017F;teigen ihnen zu Berge; &#x017F;ie laufen al-<lb/>
le davon, und berichten, was &#x017F;ie ge&#x017F;ehen ha-<lb/>
ben. Des andern Abends wird ein Lieute-<lb/>
nant mit zwanzig Mann und zween Unterof-<lb/>
ficiers herausge&#x017F;chickt. Als &#x017F;ie ankommen,<lb/>
geht das Spiel &#x017F;chon vor &#x017F;ich. Das Com-<lb/>
mando macht Halt, und der Officier, ein<lb/>
vernu&#x0364;nftiger und beherzter Mann, &#x017F;agt: hier<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bleibt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0214] die Pferde aber wieder fluͤchtig geworden waͤren. In der Stadt wurde der Spektakel im- mer groͤßer. Dieß bewog den Poſtmeiſter, bey der Garniſon zu bitten, ein Commando Soldaten den naͤchſten Abend herauszuſchi- cken, und die Sache genauer unterſuchen zu laſſen. Ein Unterofficier mit ſechs Mann wird herausgeſchickt. Als ſie in der Daͤm- merung dem Galgen naͤher kommen, ſehen ſie ſchon die Koͤrper gegen einander fliegen, und hoͤren auch ein Aechzen: hau! hau! Die Haare ſteigen ihnen zu Berge; ſie laufen al- le davon, und berichten, was ſie geſehen ha- ben. Des andern Abends wird ein Lieute- nant mit zwanzig Mann und zween Unterof- ficiers herausgeſchickt. Als ſie ankommen, geht das Spiel ſchon vor ſich. Das Com- mando macht Halt, und der Officier, ein vernuͤnftiger und beherzter Mann, ſagt: hier bleibt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/214
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/214>, abgerufen am 23.11.2024.