Bette stand seitwärts von der Stubenthür, die ich nicht abgeschlossen hatte. Doch la- gen ein Paar geladene Pistolen auf dem Ti- sche unter dem Spiegel.
Mit einemmale hörte ich, daß was ganz langsam mit starken Tritten die Treppe her- auf kam. Diese war gleich vor der Stuben- thür. Da ich merkte, daß es vor der Thür schnob, als einer, der den Drücker suchte, so richtete ich mich auf, und sahe gerade nach der Thür, weil der Mond überaus helle in die Stube schien. Indem schlugs auf den Drücker. Die Thür sprang auf, und ein kleines graues Männchen mit langem Barte trat zwischen die Thür. Vor dem er- sten Schrecken bey solchen Dingen kann sich kein Mensch hüten; aber man muß sich da- durch nur nicht ganz außer sich selbst bringen lassen, daß man nicht mehr weiß, wo man ist, oder was man thut. Ich erschrack sehr,
weil
M 5
Bette ſtand ſeitwaͤrts von der Stubenthuͤr, die ich nicht abgeſchloſſen hatte. Doch la- gen ein Paar geladene Piſtolen auf dem Ti- ſche unter dem Spiegel.
Mit einemmale hoͤrte ich, daß was ganz langſam mit ſtarken Tritten die Treppe her- auf kam. Dieſe war gleich vor der Stuben- thuͤr. Da ich merkte, daß es vor der Thuͤr ſchnob, als einer, der den Druͤcker ſuchte, ſo richtete ich mich auf, und ſahe gerade nach der Thuͤr, weil der Mond uͤberaus helle in die Stube ſchien. Indem ſchlugs auf den Druͤcker. Die Thuͤr ſprang auf, und ein kleines graues Maͤnnchen mit langem Barte trat zwiſchen die Thuͤr. Vor dem er- ſten Schrecken bey ſolchen Dingen kann ſich kein Menſch huͤten; aber man muß ſich da- durch nur nicht ganz außer ſich ſelbſt bringen laſſen, daß man nicht mehr weiß, wo man iſt, oder was man thut. Ich erſchrack ſehr,
weil
M 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0207"n="185"/>
Bette ſtand ſeitwaͤrts von der Stubenthuͤr,<lb/>
die ich nicht abgeſchloſſen hatte. Doch la-<lb/>
gen ein Paar geladene Piſtolen auf dem Ti-<lb/>ſche unter dem Spiegel.</p><lb/><p>Mit einemmale hoͤrte ich, daß was ganz<lb/>
langſam mit ſtarken Tritten die Treppe her-<lb/>
auf kam. Dieſe war gleich vor der Stuben-<lb/>
thuͤr. Da ich merkte, daß es vor der Thuͤr<lb/>ſchnob, als einer, der den Druͤcker ſuchte,<lb/>ſo richtete ich mich auf, und ſahe gerade<lb/>
nach der Thuͤr, weil der Mond uͤberaus helle<lb/>
in die Stube ſchien. Indem ſchlugs auf<lb/>
den Druͤcker. Die Thuͤr ſprang auf, und<lb/>
ein kleines graues Maͤnnchen mit langem<lb/>
Barte trat zwiſchen die Thuͤr. Vor dem er-<lb/>ſten Schrecken bey ſolchen Dingen kann ſich<lb/>
kein Menſch huͤten; aber man muß ſich da-<lb/>
durch nur nicht ganz außer ſich ſelbſt bringen<lb/>
laſſen, daß man nicht mehr weiß, wo man<lb/>
iſt, oder was man thut. Ich erſchrack ſehr,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">weil</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[185/0207]
Bette ſtand ſeitwaͤrts von der Stubenthuͤr,
die ich nicht abgeſchloſſen hatte. Doch la-
gen ein Paar geladene Piſtolen auf dem Ti-
ſche unter dem Spiegel.
Mit einemmale hoͤrte ich, daß was ganz
langſam mit ſtarken Tritten die Treppe her-
auf kam. Dieſe war gleich vor der Stuben-
thuͤr. Da ich merkte, daß es vor der Thuͤr
ſchnob, als einer, der den Druͤcker ſuchte,
ſo richtete ich mich auf, und ſahe gerade
nach der Thuͤr, weil der Mond uͤberaus helle
in die Stube ſchien. Indem ſchlugs auf
den Druͤcker. Die Thuͤr ſprang auf, und
ein kleines graues Maͤnnchen mit langem
Barte trat zwiſchen die Thuͤr. Vor dem er-
ſten Schrecken bey ſolchen Dingen kann ſich
kein Menſch huͤten; aber man muß ſich da-
durch nur nicht ganz außer ſich ſelbſt bringen
laſſen, daß man nicht mehr weiß, wo man
iſt, oder was man thut. Ich erſchrack ſehr,
weil
M 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/207>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.