für einen Beruf kriegt. Ihr seyd elend dar- an, wenn ihr euch so weichlich gewöhnt habt, und nicht alles essen lernt. Es ist bloße Zie- rerey und Verwöhnung, wenn ein Kind sagt: Das kann ich nicht essen. Davor hab' ich ei- nen Ekel. Davor schaudert mich. Gebt ihm alles, wenn es klein ist, und noch kei- nen Unterschied weiß. Gebt ihm nicht alles, was es haben will. Laßt es so lange hun- gern, bis es das ißt, was es hat stehen las- sen. Es wird in der Folge nichts tadeln. Insonderheit verwöhnt seinen Magen nicht durch zu vieles Fleisch und Näschereyen, da- mit es immer gesunden Appetit behalte.
Ein darinn gut gezogenes Kind wird we- der sich, noch seinen Aeltern, noch andern Leu- ten zur Last werden, wie ein verwöhntes Kind, das nicht alles essen will, nothwendig wer- den muß.
XXIV.
G 2
fuͤr einen Beruf kriegt. Ihr ſeyd elend dar- an, wenn ihr euch ſo weichlich gewoͤhnt habt, und nicht alles eſſen lernt. Es iſt bloße Zie- rerey und Verwoͤhnung, wenn ein Kind ſagt: Das kann ich nicht eſſen. Davor hab’ ich ei- nen Ekel. Davor ſchaudert mich. Gebt ihm alles, wenn es klein iſt, und noch kei- nen Unterſchied weiß. Gebt ihm nicht alles, was es haben will. Laßt es ſo lange hun- gern, bis es das ißt, was es hat ſtehen laſ- ſen. Es wird in der Folge nichts tadeln. Inſonderheit verwoͤhnt ſeinen Magen nicht durch zu vieles Fleiſch und Naͤſchereyen, da- mit es immer geſunden Appetit behalte.
Ein darinn gut gezogenes Kind wird we- der ſich, noch ſeinen Aeltern, noch andern Leu- ten zur Laſt werden, wie ein verwoͤhntes Kind, das nicht alles eſſen will, nothwendig wer- den muß.
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fuͤr einen Beruf kriegt. Ihr ſeyd elend dar-
an, wenn ihr euch ſo weichlich gewoͤhnt habt,
und nicht alles eſſen lernt. Es iſt bloße Zie-
rerey und Verwoͤhnung, wenn ein Kind ſagt:
Das kann ich nicht eſſen. Davor hab’ ich ei-
nen Ekel. Davor ſchaudert mich. Gebt
ihm alles, wenn es klein iſt, und noch kei-
nen Unterſchied weiß. Gebt ihm nicht alles,
was es haben will. Laßt es ſo lange hun-
gern, bis es das ißt, was es hat ſtehen laſ-
ſen. Es wird in der Folge nichts tadeln.
Inſonderheit verwoͤhnt ſeinen Magen nicht
durch zu vieles Fleiſch und Naͤſchereyen, da-
mit es immer geſunden Appetit behalte.
Ein darinn gut gezogenes Kind wird we-
der ſich, noch ſeinen Aeltern, noch andern Leu-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/121>, abgerufen am 16.07.2024.
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