und bald dieß bald jenes nicht essen wollen. Hält man ihnen das erst einmal zu gute, so werden sie es bald öfter probieren, und in den gewöhnlichen Fehler fallen, den man das Aufstippen der Kinder nennt.
So war der kleine Karl beschaffen. Er war durch Zuckerwerk, Gebackenes und al- lerley Näschereyen so verwöhnt, daß er kein Sauerkraut, gelbe Rüben und andere Ge- müse, sondern lauter Braten, Rebhühnchen, und andere Delikatessen essen wollte. Von allem, was auf den Tisch kam, mußte er et- was haben. Einer der größten Erzie- hungsfehler, und ein wahres Verderben für die Kinder.
Was geschah? Karl kam in die Lehre, und sollte ein Kaufmann werden. Die Kaufmannspursche werden in den ersten Jah- ren nicht mit Delikatessen gefüttert, sondern müssen mit den Leuten essen. Ach! wie sauer
kam
G
und bald dieß bald jenes nicht eſſen wollen. Haͤlt man ihnen das erſt einmal zu gute, ſo werden ſie es bald oͤfter probieren, und in den gewoͤhnlichen Fehler fallen, den man das Aufſtippen der Kinder nennt.
So war der kleine Karl beſchaffen. Er war durch Zuckerwerk, Gebackenes und al- lerley Naͤſchereyen ſo verwoͤhnt, daß er kein Sauerkraut, gelbe Ruͤben und andere Ge- muͤſe, ſondern lauter Braten, Rebhuͤhnchen, und andere Delikateſſen eſſen wollte. Von allem, was auf den Tiſch kam, mußte er et- was haben. Einer der groͤßten Erzie- hungsfehler, und ein wahres Verderben fuͤr die Kinder.
Was geſchah? Karl kam in die Lehre, und ſollte ein Kaufmann werden. Die Kaufmannspurſche werden in den erſten Jah- ren nicht mit Delikateſſen gefuͤttert, ſondern muͤſſen mit den Leuten eſſen. Ach! wie ſauer
kam
G
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0119"n="97"/>
und bald dieß bald jenes nicht eſſen wollen.<lb/>
Haͤlt man ihnen das erſt einmal zu gute, ſo<lb/>
werden ſie es bald oͤfter probieren, und in<lb/>
den gewoͤhnlichen Fehler fallen, den man das<lb/><hirendition="#fr">Aufſtippen</hi> der Kinder nennt.</p><lb/><p>So war der kleine Karl beſchaffen. Er<lb/>
war durch Zuckerwerk, Gebackenes und al-<lb/>
lerley Naͤſchereyen ſo verwoͤhnt, daß er kein<lb/>
Sauerkraut, gelbe Ruͤben und andere Ge-<lb/>
muͤſe, ſondern lauter Braten, Rebhuͤhnchen,<lb/>
und andere Delikateſſen eſſen wollte. Von<lb/>
allem, was auf den Tiſch kam, mußte er et-<lb/>
was haben. Einer der groͤßten Erzie-<lb/>
hungsfehler, und ein wahres Verderben fuͤr<lb/>
die Kinder.</p><lb/><p>Was geſchah? Karl kam in die Lehre,<lb/>
und ſollte ein Kaufmann werden. Die<lb/>
Kaufmannspurſche werden in den erſten Jah-<lb/>
ren nicht mit Delikateſſen gefuͤttert, ſondern<lb/>
muͤſſen mit den Leuten eſſen. Ach! wie ſauer<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G</fw><fwplace="bottom"type="catch">kam</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[97/0119]
und bald dieß bald jenes nicht eſſen wollen.
Haͤlt man ihnen das erſt einmal zu gute, ſo
werden ſie es bald oͤfter probieren, und in
den gewoͤhnlichen Fehler fallen, den man das
Aufſtippen der Kinder nennt.
So war der kleine Karl beſchaffen. Er
war durch Zuckerwerk, Gebackenes und al-
lerley Naͤſchereyen ſo verwoͤhnt, daß er kein
Sauerkraut, gelbe Ruͤben und andere Ge-
muͤſe, ſondern lauter Braten, Rebhuͤhnchen,
und andere Delikateſſen eſſen wollte. Von
allem, was auf den Tiſch kam, mußte er et-
was haben. Einer der groͤßten Erzie-
hungsfehler, und ein wahres Verderben fuͤr
die Kinder.
Was geſchah? Karl kam in die Lehre,
und ſollte ein Kaufmann werden. Die
Kaufmannspurſche werden in den erſten Jah-
ren nicht mit Delikateſſen gefuͤttert, ſondern
muͤſſen mit den Leuten eſſen. Ach! wie ſauer
kam
G
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/119>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.