gültigen Dingen die Probe, und verbot es ihm. Es hielt die Probe, und sagte nichts wieder. Da es nun darinn schon geübt war; so wurde es immer verschwiegener, als es zu Verstande kam, und selbst einsahe, was die Schwatzhaftigkeit für verdrüßliche Folgen nach sich ziehe.
Selbst wenn der Vater der Mutter ein Weyhnachtsgeschenk geben wollte, wurde es ihm anvertrauet, und dabey gesagt, daß es dafür apart sollte beschenkt werden, wenn es reinen Mund hielte. Die Mutter drang in es, daß es doch sagen sollte, was der Vater bescheeren würde; sagte auch wohl dabey: du bist mir ungehorsam. Da sagte das lie- be Kind: Mutter, ich kann nicht, und darf nicht: der Vater hats mir verboten: ich wür- de ihm eine Freude nehmen: verlangen sie es doch nicht. Die Thränen kamen ihm in die
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guͤltigen Dingen die Probe, und verbot es ihm. Es hielt die Probe, und ſagte nichts wieder. Da es nun darinn ſchon geuͤbt war; ſo wurde es immer verſchwiegener, als es zu Verſtande kam, und ſelbſt einſahe, was die Schwatzhaftigkeit fuͤr verdruͤßliche Folgen nach ſich ziehe.
Selbſt wenn der Vater der Mutter ein Weyhnachtsgeſchenk geben wollte, wurde es ihm anvertrauet, und dabey geſagt, daß es dafuͤr apart ſollte beſchenkt werden, wenn es reinen Mund hielte. Die Mutter drang in es, daß es doch ſagen ſollte, was der Vater beſcheeren wuͤrde; ſagte auch wohl dabey: du biſt mir ungehorſam. Da ſagte das lie- be Kind: Mutter, ich kann nicht, und darf nicht: der Vater hats mir verboten: ich wuͤr- de ihm eine Freude nehmen: verlangen ſie es doch nicht. Die Thraͤnen kamen ihm in die
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guͤltigen Dingen die Probe, und verbot es
ihm. Es hielt die Probe, und ſagte nichts
wieder. Da es nun darinn ſchon geuͤbt
war; ſo wurde es immer verſchwiegener, als
es zu Verſtande kam, und ſelbſt einſahe, was
die Schwatzhaftigkeit fuͤr verdruͤßliche Folgen
nach ſich ziehe.
Selbſt wenn der Vater der Mutter ein
Weyhnachtsgeſchenk geben wollte, wurde es
ihm anvertrauet, und dabey geſagt, daß es
dafuͤr apart ſollte beſchenkt werden, wenn es
reinen Mund hielte. Die Mutter drang in
es, daß es doch ſagen ſollte, was der Vater
beſcheeren wuͤrde; ſagte auch wohl dabey:
du biſt mir ungehorſam. Da ſagte das lie-
be Kind: Mutter, ich kann nicht, und darf
nicht: der Vater hats mir verboten: ich wuͤr-
de ihm eine Freude nehmen: verlangen ſie es
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/107>, abgerufen am 16.07.2024.
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