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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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nimmer der düstere Wald leuchten vom Glanze dei-
nes Stahls. Du hinterliesest keinen Sohn, aber
der Gesang soll deinen Nahmen erhalten. Künf-
tige Zeiten sollen von dir hören, hören sollen sie
von dem gefallenen Morar.

Laut ward die Trauer der Helden, am laut-
sten Armins berstender Seufzer. Jhn erinnert's
an den Todt seines Sohns, der fiel in den Ta-
gen seiner Jugend. Carmor sas nah bey dem
Helden, der Fürst des hallenden Galmal. Warum
schluchset der Seufzer Armins? sprach er, was
ist hier zu weinen? Klingt nicht Lied und Ge-
sang, die Seele zu schmelzen und zu ergözzen.
Sind wie sanfter Nebel der steigend vom See
auf's Thal sprüht, und die blühenden Blumen fül-
let das Naß, aber die Sonne kommt wieder in
ihrer Kraft und der Nebel ist gangen. Warum
bist du so jammervoll, Armin, Herr des seeumflos-
senen Gorma?

Jammervoll! Wohl das bin ich, und nicht
gering die Ursach meines Wehs. -- Carmor, du
verlohrst keinen Sohn; verlohrst keine blühende
Tochter! Colgar der Tapfere lebt; und Amira,

die
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nimmer der duͤſtere Wald leuchten vom Glanze dei-
nes Stahls. Du hinterlieſeſt keinen Sohn, aber
der Geſang ſoll deinen Nahmen erhalten. Kuͤnf-
tige Zeiten ſollen von dir hoͤren, hoͤren ſollen ſie
von dem gefallenen Morar.

Laut ward die Trauer der Helden, am laut-
ſten Armins berſtender Seufzer. Jhn erinnert’s
an den Todt ſeines Sohns, der fiel in den Ta-
gen ſeiner Jugend. Carmor ſas nah bey dem
Helden, der Fuͤrſt des hallenden Galmal. Warum
ſchluchſet der Seufzer Armins? ſprach er, was
iſt hier zu weinen? Klingt nicht Lied und Ge-
ſang, die Seele zu ſchmelzen und zu ergoͤzzen.
Sind wie ſanfter Nebel der ſteigend vom See
auf’s Thal ſpruͤht, und die bluͤhenden Blumen fuͤl-
let das Naß, aber die Sonne kommt wieder in
ihrer Kraft und der Nebel iſt gangen. Warum
biſt du ſo jammervoll, Armin, Herr des ſeeumfloſ-
ſenen Gorma?

Jammervoll! Wohl das bin ich, und nicht
gering die Urſach meines Wehs. — Carmor, du
verlohrſt keinen Sohn; verlohrſt keine bluͤhende
Tochter! Colgar der Tapfere lebt; und Amira,

die
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[201/0089] nimmer der duͤſtere Wald leuchten vom Glanze dei- nes Stahls. Du hinterlieſeſt keinen Sohn, aber der Geſang ſoll deinen Nahmen erhalten. Kuͤnf- tige Zeiten ſollen von dir hoͤren, hoͤren ſollen ſie von dem gefallenen Morar. Laut ward die Trauer der Helden, am laut- ſten Armins berſtender Seufzer. Jhn erinnert’s an den Todt ſeines Sohns, der fiel in den Ta- gen ſeiner Jugend. Carmor ſas nah bey dem Helden, der Fuͤrſt des hallenden Galmal. Warum ſchluchſet der Seufzer Armins? ſprach er, was iſt hier zu weinen? Klingt nicht Lied und Ge- ſang, die Seele zu ſchmelzen und zu ergoͤzzen. Sind wie ſanfter Nebel der ſteigend vom See auf’s Thal ſpruͤht, und die bluͤhenden Blumen fuͤl- let das Naß, aber die Sonne kommt wieder in ihrer Kraft und der Nebel iſt gangen. Warum biſt du ſo jammervoll, Armin, Herr des ſeeumfloſ- ſenen Gorma? Jammervoll! Wohl das bin ich, und nicht gering die Urſach meines Wehs. — Carmor, du verlohrſt keinen Sohn; verlohrſt keine bluͤhende Tochter! Colgar der Tapfere lebt; und Amira, die N 5

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther02_1774/89>, abgerufen am 23.11.2024.