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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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ablehnte. Sie ließ das Licht stehen und ent¬
fernte sich.

Eduard im tiefsten Kummer warf sich auf
Ottiliens Schwelle, die er mit seinen Thränen
benetzte. Jammervoller brachten kaum jemals
in solcher Nähe Liebende eine Nacht zu.

Der Tag brach an; der Kutscher trieb,
die Wirthinn schloß auf und trat in das Zim¬
mer. Sie fand Ottilien angekleidet eingeschla¬
fen, sie ging zurück und winkte Eduarden
mit einem theilnehmenden Lächeln. Beyde
traten vor die Schlafende; aber auch diesen
Anblick vermochte Eduard nicht auszuhalten.
Die Wirthinn wagte nicht das ruhende Kind
zu wecken, sie setzte sich gegenüber. Endlich
schlug Ottilie die schönen Augen auf und rich¬
tete sich auf ihre Füße. Sie lehnt das
Frühstück ab, und nun tritt Eduard vor sie.
Er bittet sie inständig, nur ein Wort zu re¬
den, ihren Willen zu erklären: er wolle allen

ablehnte. Sie ließ das Licht ſtehen und ent¬
fernte ſich.

Eduard im tiefſten Kummer warf ſich auf
Ottiliens Schwelle, die er mit ſeinen Thraͤnen
benetzte. Jammervoller brachten kaum jemals
in ſolcher Naͤhe Liebende eine Nacht zu.

Der Tag brach an; der Kutſcher trieb,
die Wirthinn ſchloß auf und trat in das Zim¬
mer. Sie fand Ottilien angekleidet eingeſchla¬
fen, ſie ging zuruͤck und winkte Eduarden
mit einem theilnehmenden Laͤcheln. Beyde
traten vor die Schlafende; aber auch dieſen
Anblick vermochte Eduard nicht auszuhalten.
Die Wirthinn wagte nicht das ruhende Kind
zu wecken, ſie ſetzte ſich gegenuͤber. Endlich
ſchlug Ottilie die ſchoͤnen Augen auf und rich¬
tete ſich auf ihre Fuͤße. Sie lehnt das
Fruͤhſtuͤck ab, und nun tritt Eduard vor ſie.
Er bittet ſie inſtaͤndig, nur ein Wort zu re¬
den, ihren Willen zu erklaͤren: er wolle allen

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[298/0301] ablehnte. Sie ließ das Licht ſtehen und ent¬ fernte ſich. Eduard im tiefſten Kummer warf ſich auf Ottiliens Schwelle, die er mit ſeinen Thraͤnen benetzte. Jammervoller brachten kaum jemals in ſolcher Naͤhe Liebende eine Nacht zu. Der Tag brach an; der Kutſcher trieb, die Wirthinn ſchloß auf und trat in das Zim¬ mer. Sie fand Ottilien angekleidet eingeſchla¬ fen, ſie ging zuruͤck und winkte Eduarden mit einem theilnehmenden Laͤcheln. Beyde traten vor die Schlafende; aber auch dieſen Anblick vermochte Eduard nicht auszuhalten. Die Wirthinn wagte nicht das ruhende Kind zu wecken, ſie ſetzte ſich gegenuͤber. Endlich ſchlug Ottilie die ſchoͤnen Augen auf und rich¬ tete ſich auf ihre Fuͤße. Sie lehnt das Fruͤhſtuͤck ab, und nun tritt Eduard vor ſie. Er bittet ſie inſtaͤndig, nur ein Wort zu re¬ den, ihren Willen zu erklaͤren: er wolle allen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/301>, abgerufen am 22.11.2024.