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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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Der junge Mann hatte nicht ohne Vor¬
bedacht, einer Gehülfinn, einer Gattinn er¬
wähnt: denn bey aller seiner Bescheidenheit
konnte er nicht unterlassen, seine Absichten
auf eine entfernte Weise anzudeuten; ja er
war durch mancherley Umstände und Vorfälle
aufgeregt worden, bey diesem Besuch einige
Schritte seinem Ziele näher zu thun.

Die Vorsteherinn der Pension war bereits
in Jahren, sie hatte sich unter ihren Mitar¬
beitern und Mitarbeiterinnen schon lange nach
einer Person umgesehen, die eigentlich mit
ihr in Gesellschaft träte, und zuletzt dem Ge¬
hülfen, dem sie zu vertrauen höchlich Ursache
hatte, den Antrag gethan: er solle mit ihr
die Lehranstalt fortführen, darin als in dem
Seinigen mitwirken, und nach ihrem Tode
als Erbe und einziger Besitzer eintreten.
Die Hauptsache schien hiebey, daß er eine
einstimmende Gattinn finden müsse. Er hatte
im Stillen Ottilien vor Augen und im Her¬

Der junge Mann hatte nicht ohne Vor¬
bedacht, einer Gehuͤlfinn, einer Gattinn er¬
waͤhnt: denn bey aller ſeiner Beſcheidenheit
konnte er nicht unterlaſſen, ſeine Abſichten
auf eine entfernte Weiſe anzudeuten; ja er
war durch mancherley Umſtaͤnde und Vorfaͤlle
aufgeregt worden, bey dieſem Beſuch einige
Schritte ſeinem Ziele naͤher zu thun.

Die Vorſteherinn der Penſion war bereits
in Jahren, ſie hatte ſich unter ihren Mitar¬
beitern und Mitarbeiterinnen ſchon lange nach
einer Perſon umgeſehen, die eigentlich mit
ihr in Geſellſchaft traͤte, und zuletzt dem Ge¬
huͤlfen, dem ſie zu vertrauen hoͤchlich Urſache
hatte, den Antrag gethan: er ſolle mit ihr
die Lehranſtalt fortfuͤhren, darin als in dem
Seinigen mitwirken, und nach ihrem Tode
als Erbe und einziger Beſitzer eintreten.
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einſtimmende Gattinn finden muͤſſe. Er hatte
im Stillen Ottilien vor Augen und im Her¬

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[139/0142] Der junge Mann hatte nicht ohne Vor¬ bedacht, einer Gehuͤlfinn, einer Gattinn er¬ waͤhnt: denn bey aller ſeiner Beſcheidenheit konnte er nicht unterlaſſen, ſeine Abſichten auf eine entfernte Weiſe anzudeuten; ja er war durch mancherley Umſtaͤnde und Vorfaͤlle aufgeregt worden, bey dieſem Beſuch einige Schritte ſeinem Ziele naͤher zu thun. Die Vorſteherinn der Penſion war bereits in Jahren, ſie hatte ſich unter ihren Mitar¬ beitern und Mitarbeiterinnen ſchon lange nach einer Perſon umgeſehen, die eigentlich mit ihr in Geſellſchaft traͤte, und zuletzt dem Ge¬ huͤlfen, dem ſie zu vertrauen hoͤchlich Urſache hatte, den Antrag gethan: er ſolle mit ihr die Lehranſtalt fortfuͤhren, darin als in dem Seinigen mitwirken, und nach ihrem Tode als Erbe und einziger Beſitzer eintreten. Die Hauptſache ſchien hiebey, daß er eine einſtimmende Gattinn finden muͤſſe. Er hatte im Stillen Ottilien vor Augen und im Her¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/142>, abgerufen am 25.11.2024.