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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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die wir künftig um desto lebhafter empfinden
müssen, wenn sich die Herren untereinander
auch nicht sonderlich vertragen.

Mit vieler Sorgfalt untersuchte der ver¬
ständige Mann nunmehr die Art, wie Ottilie
ihre kleinen Zöglinge behandelte, und bezeigte
darüber seinen entschiedenen Beyfall. Sehr
richtig heben Sie, sagte er, Ihre Untergebenen
nur zur nächsten Brauchbarkeit heran. Rein¬
lichkeit veranlaßt die Kinder mit Freuden et¬
was auf sich selbst zu halten, und alles ist
gewonnen, wenn sie das was sie thun, mit
Munterkeit und Selbstgefühl zu leisten ange¬
regt sind.

Uebrigens fand er zu seiner großen Be¬
friedigung nichts auf den Schein und nach
außen gethan, sondern alles nach innen und
für die unerläßlichen Bedürfnisse. Mit wie
wenig Worten, rief er aus, ließe sich das

die wir kuͤnftig um deſto lebhafter empfinden
muͤſſen, wenn ſich die Herren untereinander
auch nicht ſonderlich vertragen.

Mit vieler Sorgfalt unterſuchte der ver¬
ſtaͤndige Mann nunmehr die Art, wie Ottilie
ihre kleinen Zoͤglinge behandelte, und bezeigte
daruͤber ſeinen entſchiedenen Beyfall. Sehr
richtig heben Sie, ſagte er, Ihre Untergebenen
nur zur naͤchſten Brauchbarkeit heran. Rein¬
lichkeit veranlaßt die Kinder mit Freuden et¬
was auf ſich ſelbſt zu halten, und alles iſt
gewonnen, wenn ſie das was ſie thun, mit
Munterkeit und Selbſtgefuͤhl zu leiſten ange¬
regt ſind.

Uebrigens fand er zu ſeiner großen Be¬
friedigung nichts auf den Schein und nach
außen gethan, ſondern alles nach innen und
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[134/0137] die wir kuͤnftig um deſto lebhafter empfinden muͤſſen, wenn ſich die Herren untereinander auch nicht ſonderlich vertragen. Mit vieler Sorgfalt unterſuchte der ver¬ ſtaͤndige Mann nunmehr die Art, wie Ottilie ihre kleinen Zoͤglinge behandelte, und bezeigte daruͤber ſeinen entſchiedenen Beyfall. Sehr richtig heben Sie, ſagte er, Ihre Untergebenen nur zur naͤchſten Brauchbarkeit heran. Rein¬ lichkeit veranlaßt die Kinder mit Freuden et¬ was auf ſich ſelbſt zu halten, und alles iſt gewonnen, wenn ſie das was ſie thun, mit Munterkeit und Selbſtgefuͤhl zu leiſten ange¬ regt ſind. Uebrigens fand er zu ſeiner großen Be¬ friedigung nichts auf den Schein und nach außen gethan, ſondern alles nach innen und fuͤr die unerlaͤßlichen Beduͤrfniſſe. Mit wie wenig Worten, rief er aus, ließe ſich das

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/137>, abgerufen am 05.05.2024.