manche Summe, die ihnen zu willkührlichen Ausgaben übrig blieb, auf die nöthigsten zu verwenden Anlaß gefunden.
So benutzte Charlotte die Kenntnisse, die Thätigkeit des Hauptmanns auch nach ihrem Sinne und fing an mit seiner Gegenwart völlig zufrieden und über alle Folgen beruhigt zu werden. Sie bereitete sich gewöhnlich vor, manches zu fragen, und da sie gern leben mochte, so suchte sie alles Schädliche, alles Tödtliche zu entfernen. Die Bleyglasur der Töpferwaren, der Grünspan kupferner Gefäße hatte ihr schon manche Sorge gemacht. Sie ließ sich hierüber belehren, und natürlicher¬ weise mußte man auf die Grundbegriffe der Physik und Chemie zurückgehen.
Zufälligen aber immer willkommenen An¬ laß zu solchen Unterhaltungen gab Eduards Neigung, der Gesellschaft vorzulesen. Er hatte eine sehr wohlklingende tiefe Stimme
manche Summe, die ihnen zu willkuͤhrlichen Ausgaben uͤbrig blieb, auf die noͤthigſten zu verwenden Anlaß gefunden.
So benutzte Charlotte die Kenntniſſe, die Thaͤtigkeit des Hauptmanns auch nach ihrem Sinne und fing an mit ſeiner Gegenwart voͤllig zufrieden und uͤber alle Folgen beruhigt zu werden. Sie bereitete ſich gewoͤhnlich vor, manches zu fragen, und da ſie gern leben mochte, ſo ſuchte ſie alles Schaͤdliche, alles Toͤdtliche zu entfernen. Die Bleyglaſur der Toͤpferwaren, der Gruͤnſpan kupferner Gefaͤße hatte ihr ſchon manche Sorge gemacht. Sie ließ ſich hieruͤber belehren, und natuͤrlicher¬ weiſe mußte man auf die Grundbegriffe der Phyſik und Chemie zuruͤckgehen.
Zufaͤlligen aber immer willkommenen An¬ laß zu ſolchen Unterhaltungen gab Eduards Neigung, der Geſellſchaft vorzuleſen. Er hatte eine ſehr wohlklingende tiefe Stimme
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0076"n="71"/>
manche Summe, die ihnen zu willkuͤhrlichen<lb/>
Ausgaben uͤbrig blieb, auf die noͤthigſten zu<lb/>
verwenden Anlaß gefunden.</p><lb/><p>So benutzte Charlotte die Kenntniſſe, die<lb/>
Thaͤtigkeit des Hauptmanns auch nach ihrem<lb/>
Sinne und fing an mit ſeiner Gegenwart<lb/>
voͤllig zufrieden und uͤber alle Folgen beruhigt<lb/>
zu werden. Sie bereitete ſich gewoͤhnlich vor,<lb/>
manches zu fragen, und da ſie gern leben<lb/>
mochte, ſo ſuchte ſie alles Schaͤdliche, alles<lb/>
Toͤdtliche zu entfernen. Die Bleyglaſur der<lb/>
Toͤpferwaren, der Gruͤnſpan kupferner Gefaͤße<lb/>
hatte ihr ſchon manche Sorge gemacht. Sie<lb/>
ließ ſich hieruͤber belehren, und natuͤrlicher¬<lb/>
weiſe mußte man auf die Grundbegriffe der<lb/>
Phyſik und Chemie zuruͤckgehen.</p><lb/><p>Zufaͤlligen aber immer willkommenen An¬<lb/>
laß zu ſolchen Unterhaltungen gab Eduards<lb/>
Neigung, der Geſellſchaft vorzuleſen. Er<lb/>
hatte eine ſehr wohlklingende tiefe Stimme<lb/></p></div></body></text></TEI>
[71/0076]
manche Summe, die ihnen zu willkuͤhrlichen
Ausgaben uͤbrig blieb, auf die noͤthigſten zu
verwenden Anlaß gefunden.
So benutzte Charlotte die Kenntniſſe, die
Thaͤtigkeit des Hauptmanns auch nach ihrem
Sinne und fing an mit ſeiner Gegenwart
voͤllig zufrieden und uͤber alle Folgen beruhigt
zu werden. Sie bereitete ſich gewoͤhnlich vor,
manches zu fragen, und da ſie gern leben
mochte, ſo ſuchte ſie alles Schaͤdliche, alles
Toͤdtliche zu entfernen. Die Bleyglaſur der
Toͤpferwaren, der Gruͤnſpan kupferner Gefaͤße
hatte ihr ſchon manche Sorge gemacht. Sie
ließ ſich hieruͤber belehren, und natuͤrlicher¬
weiſe mußte man auf die Grundbegriffe der
Phyſik und Chemie zuruͤckgehen.
Zufaͤlligen aber immer willkommenen An¬
laß zu ſolchen Unterhaltungen gab Eduards
Neigung, der Geſellſchaft vorzuleſen. Er
hatte eine ſehr wohlklingende tiefe Stimme
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/76>, abgerufen am 06.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.