fahr auszusetzen. Wenn dieß nicht selbstsüchtig genannt werden soll, was will man so nen¬ nen! Nimm Ottilien, laß mir den Haupt¬ mann, und in Gottes Namen sey der Ver¬ such gemacht!
Es möchte noch zu wagen seyn, sagte Char¬ lotte bedenklich, wenn die Gefahr für uns allein wäre. Glaubst du denn aber, daß es räthlich sey, den Hauptmann mit Ottilien als Hausgenossen zu sehen, einen Mann ohnge¬ fähr in deinen Jahren, in den Jahren -- daß ich dir dieses Schmeichelhafte nur gerade unter die Augen sage -- wo der Mann erst liebe¬ fähig und erst der Liebe werth wird, und ein Mädchen von Ottiliens Vorzügen? --
Ich weiß doch auch nicht, versetzte Eduard, wie du Ottilien so hoch stellen kannst! Nur dadurch erkläre ich mir's, daß sie deine Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Hübsch ist sie, das ist wahr, und ich erinnre mich,
fahr auszuſetzen. Wenn dieß nicht ſelbſtſuͤchtig genannt werden ſoll, was will man ſo nen¬ nen! Nimm Ottilien, laß mir den Haupt¬ mann, und in Gottes Namen ſey der Ver¬ ſuch gemacht!
Es moͤchte noch zu wagen ſeyn, ſagte Char¬ lotte bedenklich, wenn die Gefahr fuͤr uns allein waͤre. Glaubſt du denn aber, daß es raͤthlich ſey, den Hauptmann mit Ottilien als Hausgenoſſen zu ſehen, einen Mann ohnge¬ faͤhr in deinen Jahren, in den Jahren — daß ich dir dieſes Schmeichelhafte nur gerade unter die Augen ſage — wo der Mann erſt liebe¬ faͤhig und erſt der Liebe werth wird, und ein Maͤdchen von Ottiliens Vorzuͤgen? —
Ich weiß doch auch nicht, verſetzte Eduard, wie du Ottilien ſo hoch ſtellen kannſt! Nur dadurch erklaͤre ich mir's, daß ſie deine Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Huͤbſch iſt ſie, das iſt wahr, und ich erinnre mich,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0035"n="30"/>
fahr auszuſetzen. Wenn dieß nicht ſelbſtſuͤchtig<lb/>
genannt werden ſoll, was will man ſo nen¬<lb/>
nen! Nimm Ottilien, laß mir den Haupt¬<lb/>
mann, und in Gottes Namen ſey der Ver¬<lb/>ſuch gemacht!</p><lb/><p>Es moͤchte noch zu wagen ſeyn, ſagte Char¬<lb/>
lotte bedenklich, wenn die Gefahr fuͤr uns<lb/>
allein waͤre. Glaubſt du denn aber, daß es<lb/>
raͤthlich ſey, den Hauptmann mit Ottilien als<lb/>
Hausgenoſſen zu ſehen, einen Mann ohnge¬<lb/>
faͤhr in deinen Jahren, in den Jahren — daß<lb/>
ich dir dieſes Schmeichelhafte nur gerade unter<lb/>
die Augen ſage — wo der Mann erſt liebe¬<lb/>
faͤhig und erſt der Liebe werth wird, und ein<lb/>
Maͤdchen von Ottiliens Vorzuͤgen? —</p><lb/><p>Ich weiß doch auch nicht, verſetzte<lb/>
Eduard, wie du Ottilien ſo hoch ſtellen kannſt!<lb/>
Nur dadurch erklaͤre ich mir's, daß ſie deine<lb/>
Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Huͤbſch<lb/>
iſt ſie, das iſt wahr, und ich erinnre mich,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[30/0035]
fahr auszuſetzen. Wenn dieß nicht ſelbſtſuͤchtig
genannt werden ſoll, was will man ſo nen¬
nen! Nimm Ottilien, laß mir den Haupt¬
mann, und in Gottes Namen ſey der Ver¬
ſuch gemacht!
Es moͤchte noch zu wagen ſeyn, ſagte Char¬
lotte bedenklich, wenn die Gefahr fuͤr uns
allein waͤre. Glaubſt du denn aber, daß es
raͤthlich ſey, den Hauptmann mit Ottilien als
Hausgenoſſen zu ſehen, einen Mann ohnge¬
faͤhr in deinen Jahren, in den Jahren — daß
ich dir dieſes Schmeichelhafte nur gerade unter
die Augen ſage — wo der Mann erſt liebe¬
faͤhig und erſt der Liebe werth wird, und ein
Maͤdchen von Ottiliens Vorzuͤgen? —
Ich weiß doch auch nicht, verſetzte
Eduard, wie du Ottilien ſo hoch ſtellen kannſt!
Nur dadurch erklaͤre ich mir's, daß ſie deine
Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Huͤbſch
iſt ſie, das iſt wahr, und ich erinnre mich,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/35>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.