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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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schmückung seidene Tücher und Bänder von
dem schönen Geschlecht. Indeß die Herrschaft
speiste, setzten sie ihren jauchzenden Zug wei¬
ter fort, und nachdem sie sich eine Zeit lang
im Dorfe aufgehalten und daselbst Frauen
und Mädchen gleichfalls um manches Band
gebracht; so kamen sie endlich, begleitet und
erwartet von einer großen Menge, auf die
Höhe wo das gerichtete Haus stand.

Charlotte hielt nach der Tafel die Gesell¬
schaft einigermaßen zurück. Sie wollte keinen
feyerlichen förmlichen Zug und man fand sich
daher in einzelnen Partieen, ohne Rang und
Ordnung, auf dem Platz gemächlich ein.
Charlotte zögerte mit Ottilien und machte da¬
durch die Sache nicht besser: denn weil Ot¬
tilie wirklich die letzte war die herantrat, so
schien es als wenn Trompeten und Pauken
nur auf sie gewartet hätten, als wenn die
Feyerlichkeit bey ihrer Ankunft nun gleich be¬
ginnen müßte.

ſchmuͤckung ſeidene Tuͤcher und Baͤnder von
dem ſchoͤnen Geſchlecht. Indeß die Herrſchaft
ſpeiſte, ſetzten ſie ihren jauchzenden Zug wei¬
ter fort, und nachdem ſie ſich eine Zeit lang
im Dorfe aufgehalten und daſelbſt Frauen
und Maͤdchen gleichfalls um manches Band
gebracht; ſo kamen ſie endlich, begleitet und
erwartet von einer großen Menge, auf die
Hoͤhe wo das gerichtete Haus ſtand.

Charlotte hielt nach der Tafel die Geſell¬
ſchaft einigermaßen zuruͤck. Sie wollte keinen
feyerlichen foͤrmlichen Zug und man fand ſich
daher in einzelnen Partieen, ohne Rang und
Ordnung, auf dem Platz gemaͤchlich ein.
Charlotte zoͤgerte mit Ottilien und machte da¬
durch die Sache nicht beſſer: denn weil Ot¬
tilie wirklich die letzte war die herantrat, ſo
ſchien es als wenn Trompeten und Pauken
nur auf ſie gewartet haͤtten, als wenn die
Feyerlichkeit bey ihrer Ankunft nun gleich be¬
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[244/0249] ſchmuͤckung ſeidene Tuͤcher und Baͤnder von dem ſchoͤnen Geſchlecht. Indeß die Herrſchaft ſpeiſte, ſetzten ſie ihren jauchzenden Zug wei¬ ter fort, und nachdem ſie ſich eine Zeit lang im Dorfe aufgehalten und daſelbſt Frauen und Maͤdchen gleichfalls um manches Band gebracht; ſo kamen ſie endlich, begleitet und erwartet von einer großen Menge, auf die Hoͤhe wo das gerichtete Haus ſtand. Charlotte hielt nach der Tafel die Geſell¬ ſchaft einigermaßen zuruͤck. Sie wollte keinen feyerlichen foͤrmlichen Zug und man fand ſich daher in einzelnen Partieen, ohne Rang und Ordnung, auf dem Platz gemaͤchlich ein. Charlotte zoͤgerte mit Ottilien und machte da¬ durch die Sache nicht beſſer: denn weil Ot¬ tilie wirklich die letzte war die herantrat, ſo ſchien es als wenn Trompeten und Pauken nur auf ſie gewartet haͤtten, als wenn die Feyerlichkeit bey ihrer Ankunft nun gleich be¬ ginnen muͤßte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/249>, abgerufen am 24.11.2024.