den und die Frage Eduards: ob sie Ottilien mitbringen dürften, auf eine Weise die er beliebig zu seinen Gunsten auslegen konnte, zu beantworten.
Eduard sprach schon mit Entzücken von der herrlichen Gegend, dem großen Flusse, den Hügeln, Felsen und Weinbergen, von alten Schlössern, von Wasserfahrten, von dem Ju¬ bel der Weinlese, des Kelterns u. s. w. wo¬ bey er in der Unschuld seines Herzens sich schon zum Voraus laut über den Eindruck freute, den dergleichen Scenen auf das frische Gemüth Ottiliens machen würden. In die¬ sem Augenblick sah man Ottilien heran kom¬ men, und die Baronesse sagte schnell zu Edu¬ ard: Er möchte von dieser vorhabenden Herbstreise ja nichts reden: denn gewöhnlich geschähe das nicht worauf man sich so lange voraus freue. Eduard versprach, nöthigte sie aber Ottilien entgegen geschwinder zu gehen, und eilte ihr endlich, dem lieben Kinde zu,
I. 13
den und die Frage Eduards: ob ſie Ottilien mitbringen duͤrften, auf eine Weiſe die er beliebig zu ſeinen Gunſten auslegen konnte, zu beantworten.
Eduard ſprach ſchon mit Entzuͤcken von der herrlichen Gegend, dem großen Fluſſe, den Huͤgeln, Felſen und Weinbergen, von alten Schloͤſſern, von Waſſerfahrten, von dem Ju¬ bel der Weinleſe, des Kelterns u. ſ. w. wo¬ bey er in der Unſchuld ſeines Herzens ſich ſchon zum Voraus laut uͤber den Eindruck freute, den dergleichen Scenen auf das friſche Gemuͤth Ottiliens machen wuͤrden. In die¬ ſem Augenblick ſah man Ottilien heran kom¬ men, und die Baroneſſe ſagte ſchnell zu Edu¬ ard: Er moͤchte von dieſer vorhabenden Herbſtreiſe ja nichts reden: denn gewoͤhnlich geſchaͤhe das nicht worauf man ſich ſo lange voraus freue. Eduard verſprach, noͤthigte ſie aber Ottilien entgegen geſchwinder zu gehen, und eilte ihr endlich, dem lieben Kinde zu,
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den und die Frage Eduards: ob ſie Ottilien
mitbringen duͤrften, auf eine Weiſe die er
beliebig zu ſeinen Gunſten auslegen konnte,
zu beantworten.
Eduard ſprach ſchon mit Entzuͤcken von
der herrlichen Gegend, dem großen Fluſſe, den
Huͤgeln, Felſen und Weinbergen, von alten
Schloͤſſern, von Waſſerfahrten, von dem Ju¬
bel der Weinleſe, des Kelterns u. ſ. w. wo¬
bey er in der Unſchuld ſeines Herzens ſich
ſchon zum Voraus laut uͤber den Eindruck
freute, den dergleichen Scenen auf das friſche
Gemuͤth Ottiliens machen wuͤrden. In die¬
ſem Augenblick ſah man Ottilien heran kom¬
men, und die Baroneſſe ſagte ſchnell zu Edu¬
ard: Er moͤchte von dieſer vorhabenden
Herbſtreiſe ja nichts reden: denn gewoͤhnlich
geſchaͤhe das nicht worauf man ſich ſo lange
voraus freue. Eduard verſprach, noͤthigte ſie
aber Ottilien entgegen geſchwinder zu gehen,
und eilte ihr endlich, dem lieben Kinde zu,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/198>, abgerufen am 27.11.2024.
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