führt, der Boden geplattet und gepflastert, die Außenseite mit Zieraten überdeckt ist; so sieht er durch alle Hüllen immer noch hinein und erkennt noch jene regelmäßigen sorgfäl¬ tigen Fugen, denen das Ganze sein Daseyn und seinen Halt zu danken hat.
Aber wie Jeder, der eine Uebelthat be¬ gangen, fürchten muß, daß ungeachtet alles Abwehrens, sie dennoch ans Licht kommen werde; so muß derjenige erwarten, der ins Geheim das Gute gethan, daß auch dieses wi¬ der seinen Willen an den Tag komme. Des¬ wegen machen wir diesen Grundstein zugleich zum Denkstein. Hier in diese unterschiedlichen gehauenen Vertiefungen soll verschiedenes ein¬ gesenkt werden, zum Zeugniß für eine ent¬ fernte Nachwelt. Diese metallnen zugelö¬ theten Köcher enthalten schriftliche Nachrich¬ ten; auf diese Metall-Platten ist allerley Merkwürdiges eingegraben; in diesen schönen gläsernen Flaschen versenken wir den besten al¬
fuͤhrt, der Boden geplattet und gepflaſtert, die Außenſeite mit Zieraten uͤberdeckt iſt; ſo ſieht er durch alle Huͤllen immer noch hinein und erkennt noch jene regelmaͤßigen ſorgfaͤl¬ tigen Fugen, denen das Ganze ſein Daſeyn und ſeinen Halt zu danken hat.
Aber wie Jeder, der eine Uebelthat be¬ gangen, fuͤrchten muß, daß ungeachtet alles Abwehrens, ſie dennoch ans Licht kommen werde; ſo muß derjenige erwarten, der ins Geheim das Gute gethan, daß auch dieſes wi¬ der ſeinen Willen an den Tag komme. Des¬ wegen machen wir dieſen Grundſtein zugleich zum Denkſtein. Hier in dieſe unterſchiedlichen gehauenen Vertiefungen ſoll verſchiedenes ein¬ geſenkt werden, zum Zeugniß fuͤr eine ent¬ fernte Nachwelt. Dieſe metallnen zugeloͤ¬ theten Koͤcher enthalten ſchriftliche Nachrich¬ ten; auf dieſe Metall-Platten iſt allerley Merkwuͤrdiges eingegraben; in dieſen ſchoͤnen glaͤſernen Flaſchen verſenken wir den beſten al¬
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fuͤhrt, der Boden geplattet und gepflaſtert,
die Außenſeite mit Zieraten uͤberdeckt iſt; ſo
ſieht er durch alle Huͤllen immer noch hinein
und erkennt noch jene regelmaͤßigen ſorgfaͤl¬
tigen Fugen, denen das Ganze ſein Daſeyn
und ſeinen Halt zu danken hat.
Aber wie Jeder, der eine Uebelthat be¬
gangen, fuͤrchten muß, daß ungeachtet alles
Abwehrens, ſie dennoch ans Licht kommen
werde; ſo muß derjenige erwarten, der ins
Geheim das Gute gethan, daß auch dieſes wi¬
der ſeinen Willen an den Tag komme. Des¬
wegen machen wir dieſen Grundſtein zugleich
zum Denkſtein. Hier in dieſe unterſchiedlichen
gehauenen Vertiefungen ſoll verſchiedenes ein¬
geſenkt werden, zum Zeugniß fuͤr eine ent¬
fernte Nachwelt. Dieſe metallnen zugeloͤ¬
theten Koͤcher enthalten ſchriftliche Nachrich¬
ten; auf dieſe Metall-Platten iſt allerley
Merkwuͤrdiges eingegraben; in dieſen ſchoͤnen
glaͤſernen Flaſchen verſenken wir den beſten al¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/161>, abgerufen am 07.05.2024.
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