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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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Das dritte, die Vollendung, ist die Sorge
gar vieler Gewerken; ja wenige sind, die nicht
dabey beschäftigt wären. Aber das zweyte,
die Gründung, ist des Maurers Angelegen¬
heit, und daß wir es nur keck heraussagen,
die Hauptangelegenheit des ganzen Unterneh¬
mens. Es ist ein ernstes Geschäft und unsre
Einladung ist ernsthaft: denn diese Feyerlich¬
keit wird in der Tiefe begangen. Hier inner¬
halb dieses engen ausgegrabenen Raums er¬
weisen Sie uns die Ehre als Zeugen unseres
geheimnißvollen Geschäftes zu erscheinen.
Gleich werden wir diesen wohl zugehauenen
Stein niederlegen und bald werden diese mit
schönen und würdigen Personen gezierten Erd¬
wände nicht mehr zugänglich, sie werden aus¬
gefüllt seyn.

Diesen Grundstein, der mit seiner Ecke
die rechte Ecke des Gebäudes, mit seiner
Rechtwinkligkeit die Regelmäßigkeit desselben,
mit seiner wasser- und senkrechten Lage, Loth

Das dritte, die Vollendung, iſt die Sorge
gar vieler Gewerken; ja wenige ſind, die nicht
dabey beſchaͤftigt waͤren. Aber das zweyte,
die Gruͤndung, iſt des Maurers Angelegen¬
heit, und daß wir es nur keck herausſagen,
die Hauptangelegenheit des ganzen Unterneh¬
mens. Es iſt ein ernſtes Geſchaͤft und unſre
Einladung iſt ernſthaft: denn dieſe Feyerlich¬
keit wird in der Tiefe begangen. Hier inner¬
halb dieſes engen ausgegrabenen Raums er¬
weiſen Sie uns die Ehre als Zeugen unſeres
geheimnißvollen Geſchaͤftes zu erſcheinen.
Gleich werden wir dieſen wohl zugehauenen
Stein niederlegen und bald werden dieſe mit
ſchoͤnen und wuͤrdigen Perſonen gezierten Erd¬
waͤnde nicht mehr zugaͤnglich, ſie werden aus¬
gefuͤllt ſeyn.

Dieſen Grundſtein, der mit ſeiner Ecke
die rechte Ecke des Gebaͤudes, mit ſeiner
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[153/0158] Das dritte, die Vollendung, iſt die Sorge gar vieler Gewerken; ja wenige ſind, die nicht dabey beſchaͤftigt waͤren. Aber das zweyte, die Gruͤndung, iſt des Maurers Angelegen¬ heit, und daß wir es nur keck herausſagen, die Hauptangelegenheit des ganzen Unterneh¬ mens. Es iſt ein ernſtes Geſchaͤft und unſre Einladung iſt ernſthaft: denn dieſe Feyerlich¬ keit wird in der Tiefe begangen. Hier inner¬ halb dieſes engen ausgegrabenen Raums er¬ weiſen Sie uns die Ehre als Zeugen unſeres geheimnißvollen Geſchaͤftes zu erſcheinen. Gleich werden wir dieſen wohl zugehauenen Stein niederlegen und bald werden dieſe mit ſchoͤnen und wuͤrdigen Perſonen gezierten Erd¬ waͤnde nicht mehr zugaͤnglich, ſie werden aus¬ gefuͤllt ſeyn. Dieſen Grundſtein, der mit ſeiner Ecke die rechte Ecke des Gebaͤudes, mit ſeiner Rechtwinkligkeit die Regelmaͤßigkeit deſſelben, mit ſeiner waſſer- und ſenkrechten Lage, Loth

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/158>, abgerufen am 06.05.2024.