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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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weg, jene Mauer am Bache her, jene Aus¬
füllung wieder zur Sprache. Ich gewinne,
sagte er, indem ich einen bequemen Weg zur
Anhöhe hinauf führe, gerade soviel Steine,
als ich zu jener Mauer bedarf. Sobald eins
ins andre greift, wird beydes wohlfeiler und
geschwinder bewerkstelligt.

Nun aber, sagte Charlotte, kommt meine
Sorge. Nothwendig muß etwas Bestimmtes
ausgesetzt werden; und wenn man weiß,
wieviel zu einer solchen Anlage erforderlich ist,
dann theilt man es ein, wo nicht auf Wochen,
doch wenigstens auf Monate. Die Kasse ist
unter meinem Beschluß; ich zahle die Zettel,
und die Rechnung führe ich selbst.

Du scheinst uns nicht sonderlich viel zu
vertrauen, sagte Eduard.

Nicht viel in willkührlichen Dingen, ver¬
setzte Charlotte. Die Willkühr wissen wir
besser zu beherrschen als ihr.

weg, jene Mauer am Bache her, jene Aus¬
fuͤllung wieder zur Sprache. Ich gewinne,
ſagte er, indem ich einen bequemen Weg zur
Anhoͤhe hinauf fuͤhre, gerade ſoviel Steine,
als ich zu jener Mauer bedarf. Sobald eins
ins andre greift, wird beydes wohlfeiler und
geſchwinder bewerkſtelligt.

Nun aber, ſagte Charlotte, kommt meine
Sorge. Nothwendig muß etwas Beſtimmtes
ausgeſetzt werden; und wenn man weiß,
wieviel zu einer ſolchen Anlage erforderlich iſt,
dann theilt man es ein, wo nicht auf Wochen,
doch wenigſtens auf Monate. Die Kaſſe iſt
unter meinem Beſchluß; ich zahle die Zettel,
und die Rechnung fuͤhre ich ſelbſt.

Du ſcheinſt uns nicht ſonderlich viel zu
vertrauen, ſagte Eduard.

Nicht viel in willkuͤhrlichen Dingen, ver¬
ſetzte Charlotte. Die Willkuͤhr wiſſen wir
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[122/0127] weg, jene Mauer am Bache her, jene Aus¬ fuͤllung wieder zur Sprache. Ich gewinne, ſagte er, indem ich einen bequemen Weg zur Anhoͤhe hinauf fuͤhre, gerade ſoviel Steine, als ich zu jener Mauer bedarf. Sobald eins ins andre greift, wird beydes wohlfeiler und geſchwinder bewerkſtelligt. Nun aber, ſagte Charlotte, kommt meine Sorge. Nothwendig muß etwas Beſtimmtes ausgeſetzt werden; und wenn man weiß, wieviel zu einer ſolchen Anlage erforderlich iſt, dann theilt man es ein, wo nicht auf Wochen, doch wenigſtens auf Monate. Die Kaſſe iſt unter meinem Beſchluß; ich zahle die Zettel, und die Rechnung fuͤhre ich ſelbſt. Du ſcheinſt uns nicht ſonderlich viel zu vertrauen, ſagte Eduard. Nicht viel in willkuͤhrlichen Dingen, ver¬ ſetzte Charlotte. Die Willkuͤhr wiſſen wir beſſer zu beherrſchen als ihr.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/127>, abgerufen am 08.05.2024.