alles für ihn bemühte, schien er sich umzu¬ sehen und zu erwarten, daß ihm Jemand auch dießmal den kleinen Dienst erzeigen sollte. Es regte sich Niemand; er bückte sich selbst, um den Knopf aufzuheben. Mir kam das so schmerzlich vor, ich weiß nicht ob mit Recht, daß ich von jenem Augenblick an Niemanden kann etwas aus den Händen fal¬ len sehn, ohne mich darnach zu bücken. Da es aber freylich nicht immer schicklich seyn mag, und ich, fuhr sie lächelnd fort, nicht jederzeit meine Geschichte erzählen kann; so will ich mich künftig mehr zurückhalten.
Indessen hatten die guten Anstalten, zu denen sich die beyden Freunde berufen fühl¬ ten, ununterbrochenen Fortgang. Ja täglich fanden sie neuen Anlaß etwas zu bedenken und zu unternehmen.
Als sie eines Tages zusammen durch das Dorf gingen, bemerkten sie mißfällig, wie
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alles fuͤr ihn bemuͤhte, ſchien er ſich umzu¬ ſehen und zu erwarten, daß ihm Jemand auch dießmal den kleinen Dienſt erzeigen ſollte. Es regte ſich Niemand; er buͤckte ſich ſelbſt, um den Knopf aufzuheben. Mir kam das ſo ſchmerzlich vor, ich weiß nicht ob mit Recht, daß ich von jenem Augenblick an Niemanden kann etwas aus den Haͤnden fal¬ len ſehn, ohne mich darnach zu buͤcken. Da es aber freylich nicht immer ſchicklich ſeyn mag, und ich, fuhr ſie laͤchelnd fort, nicht jederzeit meine Geſchichte erzaͤhlen kann; ſo will ich mich kuͤnftig mehr zuruͤckhalten.
Indeſſen hatten die guten Anſtalten, zu denen ſich die beyden Freunde berufen fuͤhl¬ ten, ununterbrochenen Fortgang. Ja taͤglich fanden ſie neuen Anlaß etwas zu bedenken und zu unternehmen.
Als ſie eines Tages zuſammen durch das Dorf gingen, bemerkten ſie mißfaͤllig, wie
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alles fuͤr ihn bemuͤhte, ſchien er ſich umzu¬
ſehen und zu erwarten, daß ihm Jemand
auch dießmal den kleinen Dienſt erzeigen ſollte.
Es regte ſich Niemand; er buͤckte ſich ſelbſt,
um den Knopf aufzuheben. Mir kam das
ſo ſchmerzlich vor, ich weiß nicht ob mit
Recht, daß ich von jenem Augenblick an
Niemanden kann etwas aus den Haͤnden fal¬
len ſehn, ohne mich darnach zu buͤcken. Da
es aber freylich nicht immer ſchicklich ſeyn
mag, und ich, fuhr ſie laͤchelnd fort, nicht
jederzeit meine Geſchichte erzaͤhlen kann; ſo
will ich mich kuͤnftig mehr zuruͤckhalten.
Indeſſen hatten die guten Anſtalten, zu
denen ſich die beyden Freunde berufen fuͤhl¬
ten, ununterbrochenen Fortgang. Ja taͤglich
fanden ſie neuen Anlaß etwas zu bedenken
und zu unternehmen.
Als ſie eines Tages zuſammen durch das
Dorf gingen, bemerkten ſie mißfaͤllig, wie
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/118>, abgerufen am 24.11.2024.
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