Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Die Schwester weggeführt, uns wären JahreIm schönen ungetrübten Glück verschwunden. Doch leider jetzt vermissen wir zu sehr Den frohen Geist, die Brust voll Muth und Leben, Den reichen Witz der liebenswürd'gen Frau. Tasso. Ich weiß es nur zu wohl, seit jenem Tage Da sie von hinnen schied, vermochte dir Die reine Freude niemand zu ersetzen. Wie oft zerriß es meine Brust! Wie oft Klagt' ich dem stillen Hain mein Leid um dich! Ach! rief ich aus, hat denn die Schwester nur Das Glück, das Recht, der Theuern viel zu seyn? Ist denn kein Herz mehr werth, daß sie sich ihm Vertrauen dürfte, kein Gemüth dem ihren Mehr gleich gestimmt? Ist Geist und Witz verloschen? Und war die Eine Frau, so trefflich sie Ein Schauſpiel. Die Schweſter weggeführt, uns wären JahreIm ſchönen ungetrübten Glück verſchwunden. Doch leider jetzt vermiſſen wir zu ſehr Den frohen Geiſt, die Bruſt voll Muth und Leben, Den reichen Witz der liebenswürd’gen Frau. Taſſo. Ich weiß es nur zu wohl, ſeit jenem Tage Da ſie von hinnen ſchied, vermochte dir Die reine Freude niemand zu erſetzen. Wie oft zerriß es meine Bruſt! Wie oft Klagt’ ich dem ſtillen Hain mein Leid um dich! Ach! rief ich aus, hat denn die Schweſter nur Das Glück, das Recht, der Theuern viel zu ſeyn? Iſt denn kein Herz mehr werth, daß ſie ſich ihm Vertrauen dürfte, kein Gemüth dem ihren Mehr gleich geſtimmt? Iſt Geiſt und Witz verloſchen? Und war die Eine Frau, ſo trefflich ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#PRI"> <p><pb facs="#f0067" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Die Schweſter weggeführt, uns wären Jahre<lb/> Im ſchönen ungetrübten Glück verſchwunden.<lb/> Doch leider jetzt vermiſſen wir zu ſehr<lb/> Den frohen Geiſt, die Bruſt voll Muth und<lb/> Leben,<lb/> Den reichen Witz der liebenswürd’gen Frau.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich weiß es nur zu wohl, ſeit jenem Tage<lb/> Da ſie von hinnen ſchied, vermochte dir<lb/> Die reine Freude niemand zu erſetzen.<lb/> Wie oft zerriß es meine Bruſt! Wie oft<lb/> Klagt’ ich dem ſtillen Hain mein Leid um dich!<lb/> Ach! rief ich aus, hat denn die Schweſter nur<lb/> Das Glück, das Recht, der Theuern viel zu<lb/> ſeyn?<lb/> Iſt denn kein Herz mehr werth, daß ſie ſich<lb/> ihm<lb/> Vertrauen dürfte, kein Gemüth dem ihren<lb/> Mehr gleich geſtimmt? Iſt Geiſt und Witz<lb/> verloſchen?<lb/> Und war die Eine Frau, ſo trefflich ſie<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0067]
Ein Schauſpiel.
Die Schweſter weggeführt, uns wären Jahre
Im ſchönen ungetrübten Glück verſchwunden.
Doch leider jetzt vermiſſen wir zu ſehr
Den frohen Geiſt, die Bruſt voll Muth und
Leben,
Den reichen Witz der liebenswürd’gen Frau.
Taſſo.
Ich weiß es nur zu wohl, ſeit jenem Tage
Da ſie von hinnen ſchied, vermochte dir
Die reine Freude niemand zu erſetzen.
Wie oft zerriß es meine Bruſt! Wie oft
Klagt’ ich dem ſtillen Hain mein Leid um dich!
Ach! rief ich aus, hat denn die Schweſter nur
Das Glück, das Recht, der Theuern viel zu
ſeyn?
Iſt denn kein Herz mehr werth, daß ſie ſich
ihm
Vertrauen dürfte, kein Gemüth dem ihren
Mehr gleich geſtimmt? Iſt Geiſt und Witz
verloſchen?
Und war die Eine Frau, ſo trefflich ſie
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