Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Trompetenschall, und Lanzen krachten split-ternd, Getroffen tönten Helm und Schilde, Staub, Auf einen Augenblick, umhüllte wirbelnd Des Siegers Ehre, des Besiegten Schmach. O laß mich einen Vorhang vor das ganze, Mir allzu helle Schauspiel ziehen, daß In diesem schönen Augenblicke mir Mein Unwerth nicht zu heftig fühlbar werde. Prinzessinn. Wenn jener edle Kreis, wenn jene Thaten Zu Müh und Streben damals dich entflamm- ten, So konnt' ich, junger Freund, zu gleicher Zeit Der Duldung stille Lehre dir bewähren. Die Feste, die du rühmst, die hundert Zungen Mir damals priesen und mir manches Jahr Nachher gepriesen haben, sah' ich nicht. Am stillen Ort wohin kaum unterbrochen Der letzte Wiederhall der Freude sich Verlieren konnte, mußt' ich manche Schmerzen Torquato Taſſo Trompetenſchall, und Lanzen krachten ſplit-ternd, Getroffen tönten Helm und Schilde, Staub, Auf einen Augenblick, umhüllte wirbelnd Des Siegers Ehre, des Beſiegten Schmach. O laß mich einen Vorhang vor das ganze, Mir allzu helle Schauſpiel ziehen, daß In dieſem ſchönen Augenblicke mir Mein Unwerth nicht zu heftig fühlbar werde. Prinzeſſinn. Wenn jener edle Kreis, wenn jene Thaten Zu Müh und Streben damals dich entflamm- ten, So konnt’ ich, junger Freund, zu gleicher Zeit Der Duldung ſtille Lehre dir bewähren. Die Feſte, die du rühmſt, die hundert Zungen Mir damals prieſen und mir manches Jahr Nachher geprieſen haben, ſah’ ich nicht. Am ſtillen Ort wohin kaum unterbrochen Der letzte Wiederhall der Freude ſich Verlieren konnte, mußt’ ich manche Schmerzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0064" n="56"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Trompetenſchall, und Lanzen krachten ſplit-<lb/> ternd,<lb/> Getroffen tönten Helm und Schilde, Staub,<lb/> Auf einen Augenblick, umhüllte wirbelnd<lb/> Des Siegers Ehre, des Beſiegten Schmach.<lb/> O laß mich einen Vorhang vor das ganze,<lb/> Mir allzu helle Schauſpiel ziehen, daß<lb/> In dieſem ſchönen Augenblicke mir<lb/> Mein Unwerth nicht zu heftig fühlbar werde.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn jener edle Kreis, wenn jene Thaten<lb/> Zu Müh und Streben damals dich entflamm-<lb/> ten,<lb/> So konnt’ ich, junger Freund, zu gleicher Zeit<lb/> Der Duldung ſtille Lehre dir bewähren.<lb/> Die Feſte, die du rühmſt, die hundert Zungen<lb/> Mir damals prieſen und mir manches Jahr<lb/> Nachher geprieſen haben, ſah’ ich nicht.<lb/> Am ſtillen Ort wohin kaum unterbrochen<lb/> Der letzte Wiederhall der Freude ſich<lb/> Verlieren konnte, mußt’ ich manche Schmerzen<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0064]
Torquato Taſſo
Trompetenſchall, und Lanzen krachten ſplit-
ternd,
Getroffen tönten Helm und Schilde, Staub,
Auf einen Augenblick, umhüllte wirbelnd
Des Siegers Ehre, des Beſiegten Schmach.
O laß mich einen Vorhang vor das ganze,
Mir allzu helle Schauſpiel ziehen, daß
In dieſem ſchönen Augenblicke mir
Mein Unwerth nicht zu heftig fühlbar werde.
Prinzeſſinn.
Wenn jener edle Kreis, wenn jene Thaten
Zu Müh und Streben damals dich entflamm-
ten,
So konnt’ ich, junger Freund, zu gleicher Zeit
Der Duldung ſtille Lehre dir bewähren.
Die Feſte, die du rühmſt, die hundert Zungen
Mir damals prieſen und mir manches Jahr
Nachher geprieſen haben, ſah’ ich nicht.
Am ſtillen Ort wohin kaum unterbrochen
Der letzte Wiederhall der Freude ſich
Verlieren konnte, mußt’ ich manche Schmerzen
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