Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Wenn ich ihm widerstand und aus dem Her-zen Es bannen wollte. Diese Leidenschaft Gedacht' ich zu bekämpfen; stritt und stritt Mit meinem tiefsten Seyn, zerstörte frech Mein eignes Selbst, dem du so ganz gehörst. Prinzessinn. Wenn ich dich, Tasso, länger hören soll, So mäßige die Gluth, die mich erschreckt. Tasso. Beschränkt der Rand des Bechers einen Wein, Der schäumend wallt und brausend über- schwillt? Mit jedem Wort' erhöhest du mein Glück, Mit jedem Worte glänzt dein Auge heller. Ich fühle mich im innersten verändert, Ich fühle mich von aller Noth entladen, Frey wie ein Gott, und alles dank' ich dir! Unsägliche Gewalt, die mich beherrscht, Goethe's W. 6. B. O
Ein Schauſpiel. Wenn ich ihm widerſtand und aus dem Her-zen Es bannen wollte. Dieſe Leidenſchaft Gedacht’ ich zu bekämpfen; ſtritt und ſtritt Mit meinem tiefſten Seyn, zerſtörte frech Mein eignes Selbſt, dem du ſo ganz gehörſt. Prinzeſſinn. Wenn ich dich, Taſſo, länger hören ſoll, So mäßige die Gluth, die mich erſchreckt. Taſſo. Beſchränkt der Rand des Bechers einen Wein, Der ſchäumend wallt und brauſend über- ſchwillt? Mit jedem Wort’ erhöheſt du mein Glück, Mit jedem Worte glänzt dein Auge heller. Ich fühle mich im innerſten verändert, Ich fühle mich von aller Noth entladen, Frey wie ein Gott, und alles dank’ ich dir! Unſägliche Gewalt, die mich beherrſcht, Goethe’s W. 6. B. O
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Ein Schauſpiel.
Wenn ich ihm widerſtand und aus dem Her-
zen
Es bannen wollte. Dieſe Leidenſchaft
Gedacht’ ich zu bekämpfen; ſtritt und ſtritt
Mit meinem tiefſten Seyn, zerſtörte frech
Mein eignes Selbſt, dem du ſo ganz gehörſt.
Prinzeſſinn.
Wenn ich dich, Taſſo, länger hören ſoll,
So mäßige die Gluth, die mich erſchreckt.
Taſſo.
Beſchränkt der Rand des Bechers einen
Wein,
Der ſchäumend wallt und brauſend über-
ſchwillt?
Mit jedem Wort’ erhöheſt du mein Glück,
Mit jedem Worte glänzt dein Auge heller.
Ich fühle mich im innerſten verändert,
Ich fühle mich von aller Noth entladen,
Frey wie ein Gott, und alles dank’ ich dir!
Unſägliche Gewalt, die mich beherrſcht,
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