Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Die schön mit Stuckatur verzierten WändeWill ich mit einem leichten Wedel säubern, Es soll das Estrich blank und reinlich glänzen, Es soll kein Stein, kein Ziegel sich verrücken, Es soll kein Gras aus einer Ritze keimen! Prinzessinn. Ich finde keinen Rath in meinem Busen, Und finde keinen Trost für dich und -- uns. Mein Auge blickt umher, ob nicht ein Gott Uns Hülfe reichen möchte? Möchte mir Ein heilsam Kraut entdecken, einen Trank, Der deinem Sinne Frieden brächte, Frieden uns. Das treuste Wort, das von der Lippe fließt, Das schönste Heilungsmittel wirkt nicht mehr. Ich muß dich lassen, und verlassen kann Mein Herz dich nicht. Tasso. Ihr Götter, ist sie's doch, Die mit dir spricht und deiner sich erbarmt? Torquato Taſſo Die ſchön mit Stuckatur verzierten WändeWill ich mit einem leichten Wedel ſäubern, Es ſoll das Eſtrich blank und reinlich glänzen, Es ſoll kein Stein, kein Ziegel ſich verrücken, Es ſoll kein Gras aus einer Ritze keimen! Prinzeſſinn. Ich finde keinen Rath in meinem Buſen, Und finde keinen Troſt für dich und — uns. Mein Auge blickt umher, ob nicht ein Gott Uns Hülfe reichen möchte? Möchte mir Ein heilſam Kraut entdecken, einen Trank, Der deinem Sinne Frieden brächte, Frieden uns. Das treuſte Wort, das von der Lippe fließt, Das ſchönſte Heilungsmittel wirkt nicht mehr. Ich muß dich laſſen, und verlaſſen kann Mein Herz dich nicht. Taſſo. Ihr Götter, iſt ſie’s doch, Die mit dir ſpricht und deiner ſich erbarmt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0214" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Die ſchön mit Stuckatur verzierten Wände<lb/> Will ich mit einem leichten Wedel ſäubern,<lb/> Es ſoll das Eſtrich blank und reinlich glänzen,<lb/> Es ſoll kein Stein, kein Ziegel ſich verrücken,<lb/> Es ſoll kein Gras aus einer Ritze keimen!</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich finde keinen Rath in meinem Buſen,<lb/> Und finde keinen Troſt für dich und — uns.<lb/> Mein Auge blickt umher, ob nicht ein Gott<lb/> Uns Hülfe reichen möchte? Möchte mir<lb/> Ein heilſam Kraut entdecken, einen Trank,<lb/> Der deinem Sinne Frieden brächte, Frieden<lb/> uns.<lb/> Das treuſte Wort, das von der Lippe fließt,<lb/> Das ſchönſte Heilungsmittel wirkt nicht mehr.<lb/> Ich muß dich laſſen, und verlaſſen kann<lb/> Mein Herz dich nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ihr Götter, iſt ſie’s doch,</hi><lb/> Die mit dir ſpricht und deiner ſich erbarmt?<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0214]
Torquato Taſſo
Die ſchön mit Stuckatur verzierten Wände
Will ich mit einem leichten Wedel ſäubern,
Es ſoll das Eſtrich blank und reinlich glänzen,
Es ſoll kein Stein, kein Ziegel ſich verrücken,
Es ſoll kein Gras aus einer Ritze keimen!
Prinzeſſinn.
Ich finde keinen Rath in meinem Buſen,
Und finde keinen Troſt für dich und — uns.
Mein Auge blickt umher, ob nicht ein Gott
Uns Hülfe reichen möchte? Möchte mir
Ein heilſam Kraut entdecken, einen Trank,
Der deinem Sinne Frieden brächte, Frieden
uns.
Das treuſte Wort, das von der Lippe fließt,
Das ſchönſte Heilungsmittel wirkt nicht mehr.
Ich muß dich laſſen, und verlaſſen kann
Mein Herz dich nicht.
Taſſo.
Ihr Götter, iſt ſie’s doch,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/214>, abgerufen am 16.02.2025. |