Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Das ist mein Schicksal, daß nur gegen michSich jeglicher verändert, der für andre fest Und treu und sicher bleibt, sich leicht verän- dert Durch einen Hauch, in einem Augenblick. Hat nicht die Ankunft dieses Mann's allein Mein ganz Geschick zerstört, in Einer Stunde? Nicht dieser das Gebäude meines Glücks Von seinem tiefsten Grund aus umgestürzt? O muß ich das erfahren? Muß ich's heut? Ja, wie sich alles zu mir drängte, läßt Mich alles nun; wie jeder mich an sich Zu reißen strebte, jeder mich zu fassen, So stößt mich alles weg und meidet mich. Und das warum? Und wiegt denn er allein Die Schale meines Werths und aller Liebe, Die ich so reichlich sonst besessen, auf? M 2
Ein Schauſpiel. Das iſt mein Schickſal, daß nur gegen michSich jeglicher verändert, der für andre feſt Und treu und ſicher bleibt, ſich leicht verän- dert Durch einen Hauch, in einem Augenblick. Hat nicht die Ankunft dieſes Mann’s allein Mein ganz Geſchick zerſtört, in Einer Stunde? Nicht dieſer das Gebäude meines Glücks Von ſeinem tiefſten Grund aus umgeſtürzt? O muß ich das erfahren? Muß ich’s heut? Ja, wie ſich alles zu mir drängte, läßt Mich alles nun; wie jeder mich an ſich Zu reißen ſtrebte, jeder mich zu faſſen, So ſtößt mich alles weg und meidet mich. Und das warum? Und wiegt denn er allein Die Schale meines Werths und aller Liebe, Die ich ſo reichlich ſonſt beſeſſen, auf? M 2
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Ein Schauſpiel.
Das iſt mein Schickſal, daß nur gegen mich
Sich jeglicher verändert, der für andre feſt
Und treu und ſicher bleibt, ſich leicht verän-
dert
Durch einen Hauch, in einem Augenblick.
Hat nicht die Ankunft dieſes Mann’s
allein
Mein ganz Geſchick zerſtört, in Einer Stunde?
Nicht dieſer das Gebäude meines Glücks
Von ſeinem tiefſten Grund aus umgeſtürzt?
O muß ich das erfahren? Muß ich’s heut?
Ja, wie ſich alles zu mir drängte, läßt
Mich alles nun; wie jeder mich an ſich
Zu reißen ſtrebte, jeder mich zu faſſen,
So ſtößt mich alles weg und meidet mich.
Und das warum? Und wiegt denn er allein
Die Schale meines Werths und aller Liebe,
Die ich ſo reichlich ſonſt beſeſſen, auf?
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